Bristol Fighter

Bristol Fighter
Bristol Cars
Bristol Fighter goodwood.jpg
Fighter
Hersteller: Bristol Cars
Produktionszeitraum: 2004–2011
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: 8,0 Liter V10
Länge: 4420 mm
Breite:
Höhe:
Radstand:
Leergewicht: 1540 kg
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: keines

Der Bristol Fighter ist ein Sportwagen des britischen Automobilherstellers Bristol Cars, der zwischen 2004 und 2011 hergestellt wurde. Der Fighter war die erste vollständige Neukonstruktion des Unternehmens seit mehreren Jahrzehnten; er hatte keine technischen oder stilistischen Gemeinsamkeiten mit den viersitzigen Limousinen der Marke, die konzeptionell auf eine Konstruktion der frühen Nachkriegszeit zurückgingen. Der mit Flügeltüren ausgestattete Fighter wurde einige Jahre parallel zum Bristol Blenheim angeboten. Er konkurrierte mit Hochleistungssportwagen wie dem Bugatti Veyron oder dem Mercedes-Benz SLS AMG. Er wurde nur in geringen Stückzahlen hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Der Hintergrund

Bristol Cars befand sich in den 1990er Jahren in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahrzehnt die Modelle Britannia, Brigand und Bristol Beaufighter angeboten, die in Jahre gekommen waren und selbst auf dem Heimatmarkt nur noch in geringen Stückzahlen abgesetzt werden konnten. Der Nachfolger, der 1993 vorgestellte Blenheim, brachte keine nachhaltige Besserung. Er war in seiner ersten Ausführung nach allgemeiner Ansicht stilistisch nicht gelungen[1], und seine Fahrleistungen blieben deutlich hinter denen früherer Modelle zurück.

1997 musste Tony Crook, der langjährige alleinige Inhaber der Marke, Anteile seines Unternehmens verkaufen. Neuer Partner war der britische Geschäftsmann Toby Silverton, der mit dem Investmentunternehmen Tavistock Group in Verbindung stand. Vier Jahre später übernahm Silverton den traditionsreichen britischen Sportwagenhersteller vollständig.

Die Beteiligung Silvertons erschloss dem Unternehmen neue Finanzquellen. Sie ermöglichten es Crook und Silverton, Bristols Produktpalette attraktiver zu machen.[2] Crooks Überlegungen, ein ganz neues Volumenmodell zu entwickeln – hierzu hatte es seit Mitte der 1990er Jahre erste Versuche mit einem als Bristol Buccaneer bezeichneten Fahrzeug gegeben -, griff Silverton nicht auf. Stattdessen wurde der Blenheim 1998 und 2001 in zwei Schritten so weit aktualisiert, dass aus ihm ein leistungsfähiger und attraktiver Saloon geworden war, dessen Absatz konsolidiert werden konnte. Daneben sah Silverton Raum für einen exklusiven, in geringen Stückzahlen produzierten Hochleistungssportwagen, der als zweites Standbein fungierte und in der Tradition des in der Oldtimer-Szene verehrten Bristol 404 stehen sollte. Silverton leitete die Entwicklung dieses Fahrzeugs bereits 1999 ein; es erhielt frühzeitig die Bezeichnung Fighter, die - wie es inzwischen Tradition geworden war - an ein gleichnamiges Jagdflugzeug erinnerte. Ein erster Pressebericht über das Projekt Fighter wurde im Dezember 1999 veröffentlicht;[3] wenig später bereits enthielt der Internetauftritt von Bristol Cars eine Notiz über den Fighter. Im Dezember 1999 stellte Bristol erstmals ein Holzmodell des künftigen Sportwagens im Showroom in der Kensington High Street aus. Die Entwicklungsarbeiten dauerten fünf Jahre an. 2003 war der erste Prototyp fertiggestellt, und Mitte 2004 begann die Produktion des Fighter.

Das Konzept

Die konzeptionelle Vorgabe für den Fighter kam von Toby Silverton selbst. Der Fighter sollte ein leichter und kompakter Sportwagen sein, der markentypischen Komfort aufweisen und über eine herausragende Aerodynamik verfügen sollte. Zu den Vorgaben gehörten ein ausreichendes Platzangebot für den Fahrer, ein geringer Wendekreis und Stabilität des Fahrzeugs bei hohen Geschwindigkeiten. Die mit herkömmlichen „Supersportwagen“ verbundenen Nachteile wie mangelnder Komfort oder Anfälligkeiten sollten vermieden werden. Generell orientierte sich Silverton am Konzept der amerikanischen Dodge Viper.[4]

Die Konstruktion

Heckansicht des Bristol Fighter

Während das Grundkonzept des Fighter auf Toby Silverton zurückging, wurde die Entwicklungsarbeit im Einzelnen von dem kanadischen Ingenieur Max Boxstrom erledigt, der seit den 1970er Jahren vornehmlich im Motorsportbereich als Konstrukteur für Brabham, Williams, Martini und Aston Martin tätig gewesen war.

Der Fighter ruhte auf einem Plattformchassis, das exklusiv für dieses Fahrzeug entwickelt wurde. Es hatte keine Bezüge mehr zu dem traditionellen Bristol-Chassis, das auf eine Vorkriegskonstruktion von BMW zurückgeht. Die seitlichen Teile des Chassis waren weit ausgestellt. Sie ermöglichen so im Fahrgastraum eine sehr niedrige Sitzposition. Auch die Aufhängung wurde vollständig neu konstruiert. Sie bestand vorn und hinten aus doppelten Querlenkern und Schraubenfedern. Auf elektronische Hilfen beim Fahrwerk verzichtete Bristol.

Als Antrieb diente ein 8,0 Liter großer Zehnzylindermotor von Chrysler, der in seiner Grundkonstruktion in der ersten Generation der Dodge Viper (1992 bis 2002) verwendet wurde. Das Triebwerk wurde im Detail überarbeitet; unter anderem installierte Bristol selbst entwickelte Zylinderköpfe.[5]

In seiner Basisversion leistete das Triebwerk 385 kW, etwa 81 kW mehr als der amerikanische Originalmotor. Daneben bot Bristol mit dem Fighter S und dem Fighter T später Ableitungen mit mehr Leistung an. Die Kraftübertragung erfolgte wahlweise über ein manuelles Sechsganggetriebe oder über eine Viergangautomatik. Motor und Getriebe waren zwischen der Vorder- und der Hinterachse untergebracht; dadurch konnte eine ausgeglichene Gewichtsverteilung von 50/50 erreicht werden.

Die Karosserie des Fighter war im Hinblick auf aerodynamische Effizienz entwickelt worden. Der Luftwiderstandsbeiwert betrug 0,28. Bei der später realisierten Version Fighter T konnte er auf 0,255 abgesenkt werden. Das Ziel, eine möglichst gute Übersichtlichkeit zu erreichen, führte zu einer umfangreichen Verglasung der Fahrerkabine. Ein besonderes Gestaltungsmerkmal waren die Flügeltüren. Der Aufbau wurde aus Aluminium gefertigt, die Türen hingegen bestanden aus Kohlefaser.

In stilistischer Hinsicht war der Fighter eigenständig. Die abgerundete Frontpartie mit den vier eingelassenen Rundscheinwerfern zitierte entfernt die Gestaltung des Rennsportwagens Bristol 450.

Insgesamt war der Fighter schmaler, kürzer[6] und leichter als die meisten seiner Konkurrenten. Gleichzeitig war das Dach deutlich höher, sodass auch großgewachsene Fahrer angemessene Platzverhältnisse fanden.

Versionen

Bristol Fighter

Basisversion ist der Bristol Fighter. Sein Motor leistete 525 PS; die Höchstgeschwindigkeit lag nach Werksangaben bei 340 km/h.

Bristol Fighter S

Beim 2005 vorgestellten Bristol Fighter S war die Leistung des Motors auf 628 PS erhöht worden. Fahrwerk und Karosserie entsprachen weitestgehend der Basisversion.

Bristol Fighter T

Spitzenmodell war der Bristol Fighter T, der über zwei Turbolader verfügte. Der aufgeladene Motor leistete nach Werksangabe 1027 PS, das maximale Drehmoment betrug über 1400 Nm. Damit war der Fighter T leistungsstärker als der Bugatti Veyron, dessen Motor 1001 PS abgab. Der Fighter T wurde ausschließlich mit manuellem Sechsganggetriebe geliefert. Das Fahrwerk war erheblich überarbeitet worden; das Chassis war um etwa 30 % fester als das des Standard-Fighter. Zugleich wurde das Gewicht des Wagens weiter reduziert. Die Höchstgeschwindigkeit des Fighter T betrug laut Werksangabe über 400 km/h, allerdings erfolgte bei 362 km/h eine Abriegelung. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben gibt es nicht.

Fahrleistungen

Modell Motor Hubraum (cm³) Leistung (kW) Maximales Drehmoment (Nm) Beschleunigung
0-60 Meilen/Stunde
Höchstgeschwindigkeit
Fighter V10 7994 385 bei 5500/min 712 bei 4200/min ca. 4,0 Sek. 340 km/h
Fighter S V10 7994 462 bei 5900/min 790 bei 3900/min 4,0 Sek. 340 km/h
Fighter T V10 turbo 7994 755 bei 5600/min 1405 bei 4500/min 3,5 Sekunden 362 km/h (abgeriegelt)

Presse

Das Werk ermöglichte nur wenigen Journalisten eine Probefahrt in einem Fighter. Das britische Evo-Magazine erhielt 2005 als erste Zeitschrift einen (Standard-) Fighter, das gleiche Auto wurde zwei Jahre später von der Financial Times probegefahren. Die britische Zeitschrift The Independent dagegen musste das Auto eines privaten Kunden für eine Impression heranziehen.

Die meisten Berichte lobten die Fahrleistungen, das gute Handling des Autos wie auch die Rundumsicht.[7] Andererseits wurde auch Kritik geäußert. Das Fahrwerk sei „unterentwickelt“, und die aus Aluminiumblöcken gefrästen Schalter im Innenraum wirkten wie „selbstgemacht“.[8]

Produktionsumfang

Der Fighter wurde nur in geringen Stückzahlen produziert. Bis Ende 2008 hatte Bristol 45 Fahrzeuge komplettiert, darunter einige Prototypen.[9] Ob jemals ein Fighter T zur Auslieferung kam, ist nicht belegt. Der Vorsitzende des Bristol Owners Club bezweifelt dies.[10] Die Produktion des Fighter endete Anfang 2011 mit der Insolvenz von Bristol Cars. Ob der neue Eigentümer, das britische Unternehmen Kamkorp, die Produktion wieder aufnehmen wird, ist unklar. Kamkorp ist bekannt für seine Hybridtechnologie.

Literatur

  • Christopher Balfour: Bristol Cars. A very British story. 2009 (Haynes Publishing) ISBN 978-1-844254071
  • Martin Buckley: A very special Bristol: Anyone want to start a Fighter? In: The Independent vom 31. Januar 2006.
  • John Griffiths: Flight of Fancy. In: Financial Times Weekend. Ausgabe vom 23. August 2008.
  • Hauke Schrieber: Die wundersame Welt von Bristol. Autobild Klassik 1/2007, S. 126 ff.
  • L.K.J. Setright: First Look: Bristol Fashion - Bristol Fighter. Autocar vom 1. Dezember 1999.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der deutsche Auto Katalog etwa sprach von „merkwürdig gestylten Coupés“: Ausgabe 1993/94 (Nr. 37), S. 44.
  2. Balfour: Bristol Cars. S. 357.
  3. Setright: Bristol Fashion – First look: The Bristol Fighter. In: Autocar, 1. Dezember 1999.
  4. Balfour: Bristol Cars. S. 357, 359, 367.
  5. Modellbeschreibung auf der Internetseite des britischen Motorsportmagazins evo (abgerufen am 2. Mai 2011).
  6. Die Länge des Fighter betrug 4422 mm; ein Porsche 911 war wenige mm länger, der Bugatti Veyron dagegen übertraf den Fighter um nahezu 20 cm.
  7. Buckley: A very special Bristol. In: The Independent vom 31. Januar 2006.
  8. Griffiths: Flight of Fancy. Financial Times vom 23. August 2008.
  9. Modellbeschreibung auf der Internetseite des britischen Motorsportmagazins evo (abgerufen am 2. Mai 2011).
  10. Schrieber: Die wundersame Welt von Bristol. Autobild Klassik 1/2007.

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