- Burschenschaft Allemannia Heidelberg
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Wappen Zirkel Basisdaten Universitäten: Universität Heidelberg Gründung: 20. Oktober 1856 Gründungsort: Heidelberg Stiftungsdatum: 7. November 1856 Verbände: Süddeutsches Kartell, Deutsche Burschenschaft (bis 1976) Farben: schwarz weiß rot (von unten) Trageart: farbentragend Art des Bundes: Männerbund Stellung zur Mensur: pflichtschlagend Wahlspruch: Einer für alle, alle für einen! Feldgeschrei (Panier): Allemannia sei's Panier Mitglieder insgesamt: 239 (Stand Juni 2011) Aktive: 11 (Stand Juni 2011) Website: www.allemannia.de Die Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg ist eine 1856 gegründete Studentenverbindung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg wurde mit Beginn des Wintersemesters 1856/57 im „Café Boley“ an der Alten Brücke gegründet und ist damit die älteste noch bestehende Burschenschaft in Heidelberg. Nach dem Beschluss zur Gründung am 20. Oktober 1856 und der Genehmigung der Satzung durch die Universität am 3. November 1856 wurden die Farben am 7. November 1856 erstmals angelegt[1]. Da die Farben schwarz-rot-gold verboten waren, wählten die Gründer in Anlehnung an die Farben einer früheren B. Allemannia schwarz-weiß-rot von unten. Wahlspruch ist „Einer für alle - alle für einen“. Seit 1889 besitzt die Allemannia Grundstück und Haus Karlstraße 10. 1912/13 wurde dort das heutige repräsentative Haus errichtet. Die Aktivitas der Allemannia hat sich am 2. November 1935 unter dem Druck der politischen Verhältnisse aufgelöst. Lediglich der Altherrenverband („Philisterium“) bestand als e.V. und Eigentümer des Grundstücks Karlstraße 10 weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Allemannia zu Beginn des Sommersemesters 1949 wiedergegründet. Der Aktivenbetrieb fand bis 1953 außerhalb des eigenen Hauses statt, da dieses von 1945 bis 1953 von der US-Army besetzt war ("Karlsplatz Hotel").
Besonderheiten
Die Allemannia besitzt mit rund 1.200 Portraits eine der größten Ahnengalerien einer deutschen Burschenschaft[2]. Sie ist Mitglied im 1861 gegründeten Süddeutschen Kartell, dem ältesten noch bestehenden Kartell von Burschenschaften.
Bekannte Mitglieder
- Karl Mendelssohn Bartholdy (1838-1897), Professor für Geschichte in Heidelberg und Freiburg. Sohn des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein wichtigstes Werk war die Darstellung der griechischen Geschichte von der Besetzung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 bis zur Großjährigkeit Königs Otto I. (1835) in zwei Bänden[3]. Einen geplanten dritten Band (1835-1875) konnte er krankheitsbedingt nicht mehr vollenden.
- Paul Mendelssohn Bartholdy (1841-1880), Chemiker und Unternehmer. Sohn des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Gründer der Agfa. Nach seinem frühen Tode wurde sein Schwager Franz Oppenheim (1852-1929) Generaldirektor der Agfa und führte diese zur Weltgeltung. Franz Oppenheim war von 1872 bis 1922 ebenfalls Mitglied der Allemannia.
- Otto von Gierke (1841-1921), Jurist, Ordentlicher Professor der Rechte in Breslau und Berlin, Rektor der Universitäten in Breslau (1882/83) und Berlin (1902/03), Geheimer Justizrat, erblicher Adel zum 70. Geburtstag am 11. Januar 1911. Hauptwerk: Das deutsche Genossenschaftsrecht. Vater von Julius von Gierke und Edgar von Gierke.
- Friedrich Beckh (1843–1927), deutscher Agrarier und konservativer Politiker
- Franz Adickes (1846-1915), Politiker. Bürgermeister von Dortmund, Oberbürgermeister von Altona und von 1891 bis 1912 in Frankfurt/Main. Bahnbrechender Vorkämpfer für bessere und gesündere Lebensverhältnisse besonders der Arbeiterschaft. Förderer von Industrie, Handel und Verkehr. Gründer der deutschen Luftfahrtgesellschaft. Durch die „Lex Adickes“ wirkte er stadtplanerisch der Bodenspekulation entgegen. Mitbegründer der Frankfurter Universität.
- Reinhold von Sydow (1851-1943), Politiker, Träger des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler.
- Max Weber (1864-1920), Sozialökonom, Wirtschaftshistoriker und Soziologe. Professor in Berlin, Freiburg, Heidelberg, Wien und München. Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der Deutschen Demokratischen Partei. 1919 Mitarbeit an der Reichsverfassung. Wichtige wissenschaftliche Werke unter anderem „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (1904/1905) und „Wirtschaft und Gesellschaft“ (1920/21). Weber war Allemanne von 1882 bis 1918[4].
- Julius von Gierke (1875-1960), Jurist und bedeutender deutscher Rechtsgelehrter. Professor und Rektor der Universität Königsberg. Ordinarius für Handelsrecht in Halle und Göttingen. 1938 zwangsweise aus politischen Gründen emeritiert. Von 1945 an wieder Lehrtätigkeit in Göttingen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen „Versicherungsrecht“ (1947) und „Handels- und Schiffahrtsrecht“ (1958). Sohn von Otto von Gierke, Bruder von Edgar von Gierke.
- Edgar von Gierke (1877-1945), Mediziner, Ordentlicher Professor der Pathologie in Karlsruhe. Entdecker der nach ihm benannten von Gierke'schen Krankheit, einer Stoffwechselkrankheit (Glykogenthesaurose). Sohn von Otto von Gierke, Bruder von Julius von Gierke.
- Hans Friedrich Blunck (1888-1961), Jurist und Schriftsteller. In der Zeit des Nationalsozialismus besetzte er verschiedene Positionen in nationalsozialistischen Kulturinstitutionen.
- Alfred Hüthig (1900-1996), Verleger. 1925 Gründung des Hüthig-Verlages mit Schwerpunkten wissenschaftliche Publikationen und Zeitschriften in Heidelberg. Später auch in Mainz, Basel, Berlin, München und New York.
- Rudolf Wild (1904-1995), Chemiker und Unternehmer. 1931 Gründung der „Rudolf-Wild-Werke“ in Eppelheim bei Heidelberg, weltweit bekannt durch die Herstellung alkoholfreier Erfrischungsgetränke, Fruchtzubereitungen und -aromen, insbesondere die Marken „Libella“ und „Capri-Sonne“.
Literatur
- Robby Koßmann: Die Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg, Ein Album, herausgegeben zum dreißigjährigen Stiftungsfeste und fünfhundertjährigen Universitätsjubiläum im Auftrage des Philisterconvents der Allemannia. Berlin 1886.
- Ludwig Wilser, Fritz Müller: Allemannia sei 's Panier! Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum. Heidelberg 1906.
- Franz Dörr: Die Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg von 1906-1926, mit kurzer Darstellung der Geschichte der alten Burschenschaft von 1814-1828, ihrer Auflösung und ihrer Nachfolge von 1828-1856 und die Geschichte der heutigen Allemannia von 1856-1906. Schopfheim 1926.
- Ernst Wilhelm Wreden: 100 Jahre Allemannia zu Heidelberg, Geschichte der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg (1856-1956), begonnen von Robby Koßmann, fortgesetzt von Ludwig Wilser, Fritz Müller und Franz Dörr, neu bearbeitet und fortgesetzt. Jever i. Oldbg 1956.
- Ernst Wilhelm Wreden, Günther Bundesmann: 125 Jahre Heidelberger Allemannen. Heidelberg 1981.
- Wolf-Diedrich Reinbach (Hrsg.): Goldenes Buch der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg. Festschrift Teil I zum 150jährigen Bestehen der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg. Heidelberg 2006.
- Wolf-Diedrich Reinbach (Hrsg.): Allerlei aus 150 Jahren. Festschrift Teil II zum 150jährigen Bestehen der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg. Heidelberg 2006.
- Gerhart Berger und Detlev Aurand (Hrsg.): Weiland Bursch zu Heidelberg. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola. Heidelberg 1986, ISBN 978-3920431635.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wreden/Bundesmann: 125 Jahre Heidelberger Allemannen, Heidelberg 1981, S. 73
- ↑ Marion Gottlob: Junge Füchse, alte Herren in: Rhein-Neckar-Zeitung, Magazin zum Wochenende, Ausgabe Nr. 60 v. 13./14. März 2010, S. 1f.
- ↑ Geschichte Griechenlands von der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 bis auf unsere Tage in zwei Theilen: Erster Theil: Von der Eroberung Konstantinopels durch die Türken bis zur Seeschlacht von Navarin. (= 15. Band der Staatengeschichte der neuesten Zeit); Zweiter Theil: Von der Übernahme der Verwaltung durch Kapodistrias bis zur Großjährigkeit des König Otto (= 20. Band der Staatengeschichte der neuesten Zeit), Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1870 und 1874.
- ↑ Wolf-Diedrich Reinbach Max Weber und seine Beziehungen zur Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg, Heidelberg 1999.
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