Bärbel (Schiff)

Bärbel (Schiff)

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Stadum
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Schiffsdaten
Flagge Flag of Antigua and Barbuda.svg Antigua und Barbuda
andere Schiffsnamen
  • Westerhusen
  • Alpha
  • Bärbel
Schiffstyp Küstenmotorschiff
Heimathafen St. John's
Reederei Erwin Strahlmann, Marne
Bauwerft B.V. Scheepswerf Damen Gorinchem, Gorinchem
Baunummer 8208
Kiellegung 12. Juni 1986
Stapellauf 14. November 1986
Übernahme Juni 1989
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
89,21 m (Lüa)
86,04 m (Lpp)
Breite 12,50 m
Tiefgang max. 4,703 m
Vermessung 1984 BRZ
1056 NRZ
 
Besatzung 5
Maschine
Maschine 1 x MaK 6 M 332 Viertakt-Dieselmotor mit Getriebe
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
600 kW (816 PS)
Geschwindigkeit max. 11,5 kn (21 km/h)
Propeller 1 x Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 2851 tdw
Container 150 TEU
Sonstiges
Klassifizierungen

Germanischer Lloyd
100 A5 M E Containers, Heavy Cargo

Registrier-
nummern

IMO 8611207

Die Bärbel ist ein Küstenmotorschiff, das Schlagzeilen machte, nachdem es im August 1993 ohne seine Mannschaft vor Esbjerg treibend gefunden worden war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Schiff

Die Bärbel wurde 1986 von der niederländischen Scheepswerf Damen Gorinchem in Gorinchem auf Kiel gelegt, aber erst 1989 fertiggestellt und abgeliefert. Sie ist als Fluss-Seeschiff mit einer hydraulisch absenkbaren Hubbrücke ausgeführt. Das Schiff verfügt über einen einzelnen kastenförmigen Laderaum mit einer Länge von 63,35 Metern und einer Breite von 10,10 Metern. Das Laderaumvolumen beträgt 3983 m3 bei Getreide und 3907 m3 Ballenraum, die Tragfähigkeit rund 2800 Tonnen. Die Tankdecke des Laderaums ist sowohl für den Transport von schweren Ladungen verstärkt, als auch mit Einrichtungen für den Transport von Containern versehen. Der Laderaum wird mit hydraulischen MacGregor-Klapplukendeckeln seefest verschlossen, deren Trägerkonstruktion eine nach außen offene Struktur aufweist, was den bei der Schiffsvermessung gezählten umbauten Raum vermindert.

Die Antriebsanlage des Schiffes besteht aus einem 6 M 332 Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor des Herstellers Krupp Mak Maschinenbau GmbH in Kiel. Der Motor leistet bis zu 600 Kilowatt bei 630 Umdrehungen pro Minute und treibt über ein Getriebe einen Festpropeller an. Die An- und Ablegemanöver können durch ein Bugstrahlruder mit einer Leistung von 220 Kilowatt unterstützt werden. Als Hilfsmotoren sind zwei MWM Diesel des Typs D 234 und ein Notdiesel verbaut.

Das Schiff wechselte mehrfach den Besitzer und seinen Namen. Nach den Mordfällen im August 1993 führte das Schiff seinen Dienst als Alpha fort. Im Jahr 1999 folgte eine weitere Umbenennung in Westerhusen und seit 2002 fährt das Schiff unter dem Namen Stadum für die Marner Reederei Erwin Strahlmann.

Morde an Bord der Bärbel

Im August des Jahres 1993 befand sich das von Meerpahl & Meyer befrachtete Schiff auf einer Reise mit einer Ladung Raps von London nach Rostock. Die Bärbel hatte London am 10. August verlassen, der Kapitän meldete in einem Telefongespräch am Morgen des 15. August 1993 noch alles wohlauf an Bord. Später an diesem Tag kam es zu einem bisher nicht geklärten Ereignis an Bord des Schiffes, zu einer tödlichen Auseinandersetzung. Drei Tage darauf, am 18. August 1993, wurde das Schiff von den beiden in Hirtshals beheimateten Fischkuttern HG 270 Tannisbugt und HG 271 Normark etwa 85 Seemeilen westlich von Esbjerg führungslos und ohne Mannschaft treibend aufgefunden. Der 28-jährige russische Matrose Andrej Lapin wurde kurz darauf mit rund 60.000 DM in einem Rettungsfloß gefunden. Die übrige Besatzung blieb verschollen.

Die Bärbel wurde am Morgen des 19. August nach Esbjerg eingeschleppt. An Bord wurden bei den folgenden Ermittlungen von Polizeitechnikern an mehreren Stellen Spuren von Blut-, Haar- und Hautresten sowie weitere Hinweise gewalttätiger Auseinandersetzungen und versuchter Brandstiftung gefunden. Während des Verhörs erklärte Lapin zunächst, an Bord sei Feuer ausgebrochen und er sei in einer versehentlich ausgesetzten Rettungsinsel von Bord gegangen. Seine Version stimmte aber nicht mit den Plünderungsspuren und anderen an Bord gefundenen Hinweisen überein. Lapin wurde daraufhin von den dänischen Behörden festgenommen. Am 14. September fanden niederländische Fischer die Leiche Kapitän Telkmanns. Am 13. Dezember wurde Lapin der deutschen Polizei übergeben.

Am 5. September 1994 wurde Lapin vor dem Landgericht in Osnabrück angeklagt, zunächst die vier russischen Seeleute (Maschinist Mikhail Mikhailov, Matrose Vladislav Bogdan, Steuermann Viktor Varenko und Koch Anatolij Smolijak) und schließlich den 50-jährigen Kapitän Heinrich Telkmann aus dem Emsland aus Habgier erschlagen und danach über Bord geworfen zu haben. Laut Lapins Aussagen hatten jedoch zwei Besatzungsmitglieder den Kapitän sowie die beiden anderen Seeleute mit einer Axt erschlagen, woraufhin er seinerseits die beiden verbliebenen Besatzungsmitglieder in Notwehr mit deren eigener Axt erschlagen habe. Da er angenommen habe, keiner würde ihm diese Geschichte glauben, habe er alle Leichen über Bord geworfen und versucht, das Schiff in Brand zu setzen. Die bei ihm gefundenen 60.000 DM hatte er seiner Darstellung zufolge durch den Verkauf russischer Ikonen verdient.

Am 3. Februar 1995 verließ Andrej Lapin das Gericht als freier Mann, da man ihm in dem abgelaufenen Indizienprozess nicht eindeutig nachweisen konnte, an Bord des Schiffes einen Mord verübt zu haben. Aufgrund der versuchten Brandstiftung wurde er jedoch zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Die gegen das Urteil eingelegten Rechtsmittel wurden vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe am 30. Juli 1996 verworfen.

Weblinks


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