- Carl Nedelmann
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Carl Nedelmann (* 3. Mai 1867 in Mülheim an der Ruhr; † 3. Februar 1947 ebenda) war ein deutscher Kaufmann und Glasfabrikant.
Leben und Wirken
Carl Nedelmann wurde am 3. Mai 1867 als jüngstes Kind von Ernst Nedelmann (1818-1888) und seiner Frau Henriette Winkelmann in Mülheim an der Ruhr geboren. Er besuchte das Mülheimer Realgymnasium bis zur Prima und erlangte 1882 die "wissenschaftliche Befähigung für den einjährig freiwilligen Militärdienst". Leiter der Schulanstalt war zu dieser Zeit Dr. Oscar Henke, dessen jüngster Sohn Ernst in späteren Jahren einmal Nedelmanns Schwiegersohn werden sollte.
1884 begann Carl Nedelmann eine kaufmännische Lehre in der Tafelglashütte Stallmann, Itzenplitz & Schlafhorst. Nach Beendigung der zweijährigen Lehrzeit arbeitete er noch ein knappes Jahr als Volontär bei der Aktiengesellschaft für Eisenindustrie in Oberhausen und ging nach kurzer Mitarbeit im väterlichen Geschäft 1887 nach Italien. Er betätigte sich dort im Eisenwarenhandel seines Vetters in Florenz und Rom. Als sein Vater 1888 starb, kehrte Carl Nedelmann nach Mülheim zurück und trat als Prokurist erneut in die Dienste der Glashütte. Er wurde bald Teilhaber und heiratete am 1891 die zwei Jahre jüngere Amalie ("Mally") Itzenplitz, Tochter des Glashüttenbesitzers Max Itzenplitz. Sie starb 1893 nach der Geburt der zweiten Tochter.
1895 heiratete Carl Nedelmann ein zweites Mal. Helene Wenzel war ein Jahr älter als er und stammte aus Wiesbaden, wo ihr Vater im Kohlenhandel tätig war. Sie brachte in den folgenden Jahren fünf Kinder zur Welt: Otto (*1896), Ernst (*1897), Carla (*1899), Heinz (*1900) und Wilhelm (*1904).
Nach dem Tod seines Schwiegervaters Max Itzenplitz 1906 wurde Nedelmann alleiniger Inhaber der Glashütte. Bereits 1890 war im Zuge der Modernisierung der veraltete Ofenbetrieb aufgegeben und der Wannenbetrieb nach belgischem Vorbild eingeführt worden. Die Zahl der Beschäftigten wird für das Jahr 1910 mit 140 angegeben. Obwohl das Unternehmen nicht unrentabel arbeitete, stellte Nedelmann 1912 die Produktion ein und verkaufte die Fabrik in der Befürchtung, dass ein auf Handarbeit gestützter Betrieb gegen die im Ausland üblichen Maschinenbetriebe im Wettbewerb auf Dauer nicht bestehen könne.
Nachdem sich Nedelmann bereits seit 1904 als Gemeinderat in Styrum engagiert hatte, wählte man ihn nach der Eingemeindung Styrums in die Stadtverordnetensammlung der Stadt Mülheim. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs arbeitete er unentgeltlich in verschiedenen Bereichen der Kriegsversorgung. Zu seinem Verantwortungsbereich zählten die Kriegsküche, die Nähstube, die Goldankaufstelle sowie ab 1916 die Bezugscheinstelle mit angegliederter Altkleiderstelle. In Anerkennung dieses Engagements wurde Carl Nedelmann 1917 zum unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Mülheim ernannt. Dieses Ehrenamt sollte er bis 1930 innehaben.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg kümmerte sich Nedelmann insbesondere um die Kleinrentnerfürsorge. Die sogenannten Kleinrentner litten stark unter der Inflation und konnten nur noch mit Mühe ihren Lebensunterhalt bestreiten. Durch den Bau des "Klönne-Stifts", eines Heims für bedürftige Rentner, erwarb er sich große Verdienste.
Als gebürtiger Mülheimer beherrschte Carl Nedelmann seit seiner Kindheit die Sprache seiner Heimatstadt, das Mölmsch Platt Mölmsch Platt. In diesem Dialekt verständigte er sich mit den Arbeitern seiner Glashütte oder den Schiffern, die bei ihm angestellt waren. Nedelmann wurde im Laufe der Jahre Baas (Vorsitzender) der " Bürgergesellschaft Mausefalle ", Kommandeur des "Grubbel-Grabbel" und Leiter des "Mölmschen Kringks".
Wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag verstarb Carl Nedelmann am 3. Februar 1947.
Literatur
- Carl Henke: Die Familie Nedelmann - 500 Jahre im Dienste der Stadt Essen. Essen, 1936.
- Ernst Henke: Die Nedelmanns. Eine Essener Familiengeschichte aus sieben Jahrhunderten 1388-1937. Potsdam, 1937.
- Jens Roepstorff: Kaufmannstradition und gesellschaftliches Engagement: Die Nedelmanns in: Horst A. Wessel (Hrsg.): Mülheimer Unternehmer: Pioniere der Wirtschaft. Unternehmergeschichte in der Stadt am Fluss seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Klartext Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-645-2, S. 232-239.
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