Carl von Helvig

Carl von Helvig

Carl von Helvig, auch Karl Gottfried von Helvig[1] (* 4. September 1764[2] in Stralsund als Carl (Friedrich Ludwig) Gottfried Hellwig[3][4]; † 11. Mai 1844 in Berlin) war schwedischer Generalfeldzeugmeister und preußischer Generalleutnant der Artillerie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er entstammte einer ursprünglich sächsischen Familie und war der Sohn des Zimmerermeisters und Ältermanns des Zimmerleute Kaspar Christian Hellwig. Helvig besuchte die Stadtschule in Stralsund. Die Einkünfte des Vaters reichten nicht, ihm den Besuch einer höheren Bildungseinrichtung zu ermöglichen. Obwohl bereits in der Schule sein zeichnerisches und mathematisches Talent entdeckt und gefördert worden war, musste er nach dem Willen des Vaters eine Zimmererlehre beginnen. Er erwies sich jedoch als körperlich ungeeignet und beschäftigte sich, nach einer Verletzung autodidaktisch mit Fortifikationszeichnungen. 1781 bestand er die Aufnahmeprüfung und ging als Ingenieurkadett für Festungsbau nach Göteborg. Nachdem er dort seinen Unterhalt nicht mehr finanzieren konnte und keine Unterstützung bekam, ließ er sich dort von der schwedischen Artillerie anwerben. Er wurde 1782 Unteroffizier und war an einem Feldzug nach Norwegen beteiligt. 1788 wurde er Unterleutnant. Während des Finnlandfeldzuges 1789 wurde König Gustav III. auf ihn aufmerksam. Der diesem nachfolgende Regent, der Herzog von Södermannland, beschloss berittene Artillerie einzurichten. Dazu wurde aus Schwedisch-Pommern stammende Artillerieoffizier Carl Friedrich Kobes (später als Carl von Cardell geadelt) von Stralsund nach Schweden berufen. Dieser wählte Helvig zu seinem Gehilfen, der 1794 zum Stabshauptmann befördert wurde. Obwohl die beiden in Streit gerieten und Helvig 1795 zum Major im Wendesschen (Wendländischen) Artillerieregiment befördert wurde, übernahm Cardell einige maßgebende Ideen Helvigs.

Als Helvig in seiner neuen Position vorschlug, die schwedische Artillerie mit eisernen Geschützen auszurüsten, geriet er erneut in Streitigkeiten. Der Herzog von Södermannland beorderte ihn daher zur Gesandtschaft nach Konstantinopel. Helvig führte 1796 Untersuchungen in der Gegend von Çanakkale durch, wo später Troja entdeckt wurde, und trat mit verschiedenen Gelehrten seiner Zeit sowie mit Napoleon Bonaparte in Verbindung.

Nach seiner Rückkehr setzte er sich erneut für eine Reform der Artillerie ein. 1802 wurde er Oberstleutnant bei der Artillerie der Leibgarde und Mitglied des Artilleriekomitees. Er machte sich als Waffenkonstrukteur verdient und führte 1804 die später nach ihm benannte Helvigsche Feldkanone ein, die um etwa ein Drittel leichter war, als das ältere verwendete Modell von 1749, später aber durch Cardells Konstruktion verdrängt wurde. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Der von ihm entwickelte Feldjägerstutzen hatte einen Lauf mit achteckiger Kammer, vier Züge und ein Bajonett. Sein Kaliber von 21,2 Millimeter war das größte in Schweden im 19. Jahrhundert.

1805 wurde Helvig zum Generaladjutanten des Königs sowie zum Oberst und Inspekteur der Artillerie befördert. 1807 wurde er zum Generalfeldzeugmeister und Kommandeur der gesamten Artillerie befördert. Im selben Jahr wurde er in den schwedischen Adelsstand erhoben. Die Beziehungen zum König Karl XIII. gestalteten sich später ungünstig, so dass Helvig 1815 mit dem Übergang Schwedisch-Pommerns an Preußen seinen Abschied nahm und am 19. Dezember 1815 als Generalmajor in den preußischen Militärdienst trat. Hier war man besonders an seinen Kenntnissen über eiserne Kanonenrohre interessiert. Als er sich wegen der Herstellung mit den Hüttenbehörde überwarf, geriet die Angelegenheit ins Stocken. Schließlich wurde Helvig 1826 als Generalleutnant pensioniert.

Bis zu seinem Tod lebte er in Berlin, wo er sich mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte. Seit 1803 war er mit Amalie von Imhoff (1776–1831) verheiratet.

Schriften

  • Bemerkungen über Blitz und Donner, nebst Vermuthungen über das Entstehen der Luft-Erscheinungen. In: Annalen der Physik. Bd. 51, Issue 10, 1815, S. 117–148 (Abstrakt).

Literatur

  • Bernhard von Poten: Helvig, Carl von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 500 f.
  • Helvig (Karl Gottfried). In: Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden. Bd. 2, F. A. Brockhaus, Keipzig 1833. S. 401–402 (Digitalisat).
  • Helvig, Karl Gottfried. In: Nordisk familjebok. Band 6. Erste Auflage. Stockholm 1876–1899, S. 1011 f. (schwedisch)
  • Gustaf Elgenstierna (Hg.): Den introducerade svenska adelns ättartavlor, Band 3, Stockholm 1927 (ältere Genealogie)
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, Seite 108, Band 84 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984.

Einzelnachweise

  1. Das GHdA-Adelselxikon nennt ihn Carl Gottfried Helvig, schwedischer Adelsstand am 6. Februar 1807 als „Helvig“ (ohne „von“) und Introduktion bei der Adelsklasse der Schwedischen Ritterschaft am 4. Februar 1809 als königlich schwedischer Oberst der Artillerie, Generaladjutant und Inspekteur der Artillerie. Erst sein Enkel Hugo Helvig wurde am 5. September 1876 als „von Helvig“ im Königreich Bayern bei der Adelsklasse immatrikuliert. Somit wäre die Namensnennung „von Helvig“ für den hier beschriebenen Carl Gottfried Helvig falsch. - Quelle: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Bd. V (1984)
  2. In schwedischen Lexika wird ohne weitere Kommentierung abweichend der 7. September 1765 als Geburtstag genannt. - (Vgl. hier).
  3. Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. Bd. 2, Georg Joseph Manz, Regensburg 1863, S. 135–136 (Digitalisat)
  4. Im Nordisk familjebok wird Wolgast als Geburtsort angegeben. Bei Poten (ADB) und Hefner wird 1764 als Geburtsjahr genannt.



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