Christoph B. Rüger

Christoph B. Rüger

Christoph Bernhard Rüger (* 3. Juli 1937 in Liegnitz) ist ein deutscher Provinzialrömischer Archäologe, Kulturhistoriker und Museumsdirektor. Rügers Forschungsgebiet erstreckte sich auf die lateinischen Provinzen des Römischen Kaiserreichs, die Epigraphik und das römische Militär.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Leistungen

Bereits in der Schulzeit ab 1956 (Abitur am staatlichen Beethoven-Gymnasium Bonn, 1958) und als Student konnte er auf den Grabungen des Rheinischen Landesmuseums Bonn in Neuss Erfahrung als Ausgräber gewinnern, dazu während des Studiums im kanadischen Yukon Territory unter Richard Stockton MacNeish, in Bonn, Krefeld und von 1962 bis 1965 in Tarragona mit der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts (Grabung Centcelles) arbeiten.

Rüger studierte Geschichte, Klassische Philologie, Klassische Archäologie und Philosophie an den Universitäten Bonn und Toronto. Er erhielt theoretische und eine praktische Ausbildung in Naturwissenschaftlichen Methoden der Feldarchäologie und Luftbildarchäologie durch die entsprechende Abteilung des Rheinischen Landesmuseums Bonn.

1965 wurde er in Bonn mit einer Arbeit zur Geschichte der römischen Provinz Germania Inferior von Johannes Straub und Harald von Petrikovits promoviert und im selben Jahr wurde er als Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums Bonn Leiter römischer Ausgrabungen 1965 bis 1973 in Bonn, Krefeld-Gellep und Xanten. Für H. von Petrikovits unternahm er 1968 bis 1969 Ausgrabungen im römischen Legionslager Lambaesis/Algerien und behielt das römische Nordafrika als praktisches Grabungsforschungsgebiet bei, vor allem in Chimtou-Simitthus, im Legionslager Lambaesis und in Siga im heutigen Algerien (1969–1973,1977-1978), in Chemtou (1980–1985) und in Zeugma in der Türkei (1999–2002).

Ab 1973 bis zu seiner Frühpensionierung aus gesundheitlichen Gründen Ende 1989 war Rüger als Nachfolger von Harald von Petrikovits Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn, bis 1986 zugleich Leiter der Bodendenkmalpflege im Rheinland. Seit 1945 war das Gelände der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana (CVT), mit 83 ha ummauerter Fläche größte unüberbaute römische Stadtanlage nördlich der Alpen, durch Gewerbeansiedlung in seinem archäologischen Bestand gefährdet und teilweise entwertet worden. Zehntausende von Quadratmetern archäologischer Notgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Bonn (als Bodendenkmalpflegeinstitution für das Rheinland mit Ausnahme der Stadt Köln) waren von 1951 bis 1973 die Folge. 1971 begann Rüger mit dem tatkräftigen neuen Stadtdirektor von Xanten, Heinz Trauten, die Rettung des CVT-Geländes. Im Juli 1974 erlangte ein bahnbrechender Landesentwicklungsplan in Nordrhein-Westfalen Gesetzeskraft. Diese größte Unterschutzstellungsmaßnahme einer archäologischen Stätte In Deutschland überhaupt beendete ein für allemal den Raubbau am Denkmal CVT. Archäologischer Park Xanten (APX) und Regionalmuseum Xanten (RMX) konnten sogleich im Sommer 1974 (APX Sommer 1978) als Abteilung Xanten des Rheinischen Landesmuseums Bonn eröffnet werden (heute LVR Archäologischer Park Xanten APX.)

Als Berater nationaler und internationaler archäologischer Stättenkonservierung war Rüger in Portugal, Spanien und Lesotho tätig. Von 1992 bis 1997 richtete er in Chimtou (Tunesien) ein Museum ein.

Seit 1985 ist Rüger Honorarprofessor für Geschichte und Archäologie der Rheinlande in römischer Zeit der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität Bonn, wo er von 1978 bis 2003 lehrte.

Zusammen mit Julianus Egidius Bogaers veranstaltete er 1974 den 10. Internationalem Kongress für Römische Militärstudien („Limeskongress“) und gab die Kongressakten sowie die Beiträge heraus.

1969 wurde er Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), seit 1974 ist er Ordentliches Mitglied. Von 1974 bis 1993 war Rüger Mitglied der Römisch-Germanischen Kommission des DAI, von 1983 bis 1993 der Kommission für die Abteilung Bagdad des DAI und des Verwaltungsrates des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. Von 1983 bis 1991 war er Präsident des Deutschen Museumsbundes.

Tätigkeit als wissenschaftlicher Herausgeber

Von 1973 bis 1991 verantwortlicher Herausgeber der folgenden wissenschaftlichen Reihen:

  • Bonner Jahrbücher des Rheinischen LandesMuseums Bonn und des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande (BJ)
  • Epigraphische Studien
  • Archaeo-Physika
  • Beihefte der Bonner Jahrbücher
  • Rheinische Ausgrabungen
  • Limesforschungen (Publikationen zu Niedergermanien)

Schriften

  • Centcelles. Die Keramik der Grabungen 1959-1961: Madrider Mitteilungen 3,1962, 101-118.
  • (mit M. Todd), Neufunde römischer Ziegelstempel in Krefeld-Gellep: Bonner Jahrbücher 164, 1964, 306-307.
  • Spuren der Vergangenheit: WDR Schulfunk "Forschen und Finden" (1967) 71-75. M
  • Die römische Besiedlung des Rheinlandes. Ein Führer zum Rheinland-Relief: Kleine Museumshefte 1 (Düsseldorf 1967)
  • Germania Inferior. Untersuchungen zur Territorial- und Verwaltungsgeschichte Niedergermaniens in der Prinzipatszeit: Beihefte der Bonner Jahrbücher Bd. 30 (Köln-Graz 1968).(M)
  • Römische Keramik aus dem Kreuzgang der Kathedrale von Tarragona: Madrider Mitteilungen 9, 1968, 237-258. 7.
  • Eine Weihinschrift aus Tarraco: Madrider Mitteilungen 9, 1968, 259-262 .
  • Die römischen Handwerker am Niederrhein. Zur Rekonstruktion der Handwerkerviertel in der Colonia Ulpia Traiana bei Xanten:Unser Niederrhein 1 2, H.3, 1969, 27- 28 .
  • Sentiacum. Zur römischen Besiedlung des Ahrmündungsgebietes in: Ch.Fischer, Die Terra sigillata-Manufaktur von Sinzig am Rhein: Rheinische Ausgrabungen Bd . 5 (Düsseldorf 1969) 176-180 .
  • Vorbericht über die Arbeiten in Centcelles 4. Datierende römische Keramik: Madrider Mitteilungen 10, 1969, 251-275.
  • Römische Ziegelbruchstücke aus Haithabu (Ausgrabung 1963-64) Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu. Bericht 4: Das archäologische Fundmaterial I (1963-1964), (Neumünster 1970) 74-76.
  • (mit I.Paar), Kastell Gelduba; in: Rheinische Ausgrabungen Bd. 10, Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlands II Rheinkunde 25, 1973, 42-48.
  • (mit U.Heimberg), Eine Töpferei im vicus vor der Colonia Ulpia Traiana: Rheinische Ausgrabungen Bd. 12 (Bonn 1973) 84-118.
  • Artikel in: Der Niedergermanische Limes (Hrg. J.E.Bogaers u. C.B.Rüger) Kunst u. Altertum am Rhein, Nr. 50 (= Führer des RheinischenLandesmuseums Bonn) (Köln 1974).
  • 'Bonn', § 2 'Römische Zeit', in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (begründet von J.Hoops, Hrg. H.Jankuhn u.a Bd.3,Lfg. 1/2 (Berlin 1976) 225-229.
  • Einige archäologische Aspekte des römischen Rheinlands , Atti dei Convegni Lincei 23, Conv.Internazionale " Renania Romana" (Rom 14.-16.4.1975) Rom 1976) 9-29.
  • (mit J. E. Bogaers (Hrsg.)): Studien zu den Militärgrenzen Roms II (Vorträge des 10. internationalen Limeskongresses in der Germania inferior). Habelt, Bonn 1978.
  • Die Sahara und die Römer: Sahara. 10000 Jahre zwischen Weide und Wüste (Ausstellungskatalog Köln 1978) 341-343 (arabische Übersetzung: Tripolis 1980).
  • Stichwort 'Limes' in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Bd. II (Stuttgart 1978) Sp. 2036.
  • (u.a.) Die spätrömische Großfestung in der Colonia Ulpia Traiana: Bonner Jahrbücher 179, 1979, 499-524.
  • (u.a.) Ein Siegesdenkmal der legio VI victrix: Bonner Jahrbücher 179, 1979, 187-2200.
  • Siga, die Hauptstadt des Syphax, in: Die Numider (Hrsg. H.G.Horn u. C. B. Rüger) (Katalog, Köln-Bonn 1979) 181 —184.
  • Das Grab der Tin Hinan bei Abalessa/Algerien: ebd. 251—254
  • Ders., Die Keramik des Grabes von Es Soumâa bei El Khroub: ebd. 339-344.
  • Research on the Limes of Germania inferior (German.Part.), 1974-1979: in: Roman Frontier Studies 1979 (Papers presented tothe 12th International Congress of Roman Frontier Studies (Hrg. W. S .Hanson and L. J. F. Keppie) : BAR-British Archaeol. Reports, Internat.Ser.71,1980 Oxford, 495-500
  • Colonia Ulpia Traiana - Archäologischer Park Xanten. Ein nordrhein-westfälisches Denkmalschutzobjekt: Bonner Universitatsblätter 1980 , 107- 117 .
  • Inschriftenfunde der Jahre 1975-1979 aus dem Rheinland: Epigraphische Studien Bd. 12 (Köln 1981 ) 287-307.
  • Vindex cum inermi provincia? Zu einer weiteren neronischen Marsinschrift vom Rhein: ZPE- Zeitschr. f. Papyrologie u. Epigraphik 43, 1981 (=Gedenkschrift für H.G.Pflaum) 329-335.
  • A Husband for the Mother Goddesses - Some Observations on the Matronae Aufaniae, in: Rome and her Northern Provinces (=Festschrift für Sheppard Frere) (Gloucester 1983) 210-221.
  • Römische Inschriftenfunde aus dem Rheinland 1978-1982 nebst Index der Inschriftenfunde 1975-1982: Epigraphische Studien Bd. 13 (Koln 1983 ) 111-166 .
  • Eisenmesser, in: M. Vegas, Archaische Keramik aus Karthago: Mitt. d. DAI Rom.Abt. 91, 1984, 235-237.
  • Industrial landscape and archaeology in the Rhineland : A future for our past. Council of Europe, Nr. 23, 1984, 24 ff. auch in Französisch in der französischen Ausgabe: Paysage industriel et archéologie en Rhénanie
  • (und H. Cüppers unter Mitarbeit von B. Beyer), Römische Siedlungen und Kulturlandschaften: Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, Beiheft III/l-III/ 2, (Köln 1985).
  • Eine Ubica Aemulatio Claudi Caesaris?. Beobachtungen zu einem Graphem in Niedergermanien: Acta Archaeologica Lovaniensia25, 1986 (Festschrift für J.Mertens),159-166.
  • Edith Mary Wightman in memoriam: Trierer Zeitschrift 49, 1986, 415-416.
  • Beobachtungen zu den epigraphischen Belegen der Muttergottheiten in den lateinischen Provinzen des Imperium Romanum: Matronen und verwandte Gottheiten. Beihefte der Bonner Jahrbucher Bd. 44 (Köln 1987) 1-30.
  • Observaciones acerca de la construcción de los puentes romanos en Renania -Tecnica y función politica desde César hasta Honorio: Cuadernos de San Benito 1, ( 1er Seminario Internacional Puente de Alcantara) Madrid 1989, 55-62.
  • Pagane Religiosität in den Städten der Nordwest provinzen des Römischen Kaiserreiches; in: Die Stadt in Oberitalien und in dennordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches, Kölner Forschungen Bd.4, 1991, 227-233
  • Roman Germany from 43 BC. to AD. 69, in: Cambridge Ancient History vol.X The Augustan Empire 43 B.C. - A. D. 69, 517-534.
  • Afrikaner in Trier, in: L´Afrique, la Gaule, la religion à l époque romaine, coll.Latomus vol.226 (= Mélanges à la mémoire de Marcel Le Glay, Bruxelles 1994,468-472
  • Germany . In: The Cambridge Ancient History (CAH) 2nd ed.,vol X, The Augustan Empire 43 B. C. to A.D. 69, pp. 517-534, chapter 13f. (Cambridge 1996)
  • Lateinische Schriftlichkeit im römischen Grenzgebiet gegen die Germanen, in: Runeninschriften als Quellen interdisziplinärer Forschung, Abhandl. d.4.Internat. Sympos. über Runen und Runeninschriften in Göttingen 1995(S. Nowak ,K. Düwel, Hrsg.) Berlin-New York 1998, S.357-375.
  • Zu Marmorschalen in Chemtou, Mitt. d. DAI Rom.Abt. 104, 1997,379-385. In: The Cambridge Ancient History (CAH) 2nd ed.,vol X, The High Empire AD 70.to 192, pp. 496-513, chapter 15. (Cambridge 2000) 2. Book

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rüger — oder Rueger ist der Familienname folgender Personen: Adolf Rüger (* 1934), deutscher Historiker Bruno Rüger (1886–1972), deutscher Go Lehrer und Schriftsteller Carsten Rüger (* 1971), deutscher Fernsehreporter Christoph B. Rüger (* 1937),… …   Deutsch Wikipedia

  • Novaesium — hf Novaesium Alternativname Castrum Novaesium Castra Novaesia (pl.) Limes Niedergermanischer Limes Datierung (Belegung) A) 20/15 bis um 10 v. Chr.[A 1] B) 12/9 v …   Deutsch Wikipedia

  • Gelduba — Dieser Artikel oder Abschnitt wurde wegen inhaltlicher Mängel auf der Qualitätssicherungsseite des Projekts Römischer Limes eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel in den Themengebieten Limesforschung/Provinzialrömische… …   Deutsch Wikipedia

  • Vetera — Lage der Legionslager Vetera und der Colonia Ulpia Traiana im Verlauf des Niedergermanischen Limes Vetera (auch: Vetera Castra;[1] zuweilen in der älteren Literatur,[2] auf Landkarten und umgangssprachlich auch Castra Vetera …   Deutsch Wikipedia

  • Colonia Ulpia Traiana — Teilrekonstruierter Hafentempel der Colonia …   Deutsch Wikipedia

  • Carvo — hf Carvo Alternativname Carvone Limes Niedergermanischer Limes Datierung (Belegung) um 70 bis max. 225/230 Typ Auxiliarkastell Einheit mögl …   Deutsch Wikipedia

  • Levefanum — hf Levefanum Limes Niedergermanischer Limes Datierung (Belegung) a) claudisch bis um 270 b) Spätantike bis Frühes Mittelalter (?) Typ Kohortenkastell Einheit …   Deutsch Wikipedia

  • Kleinkastell Werthausen — Limes Niedergermanischer Limes Datierung (Belegung) Ende 1. Jh. n. Chr. (um 85?) bis Mitte 3. Jh. n. Chr. Typ Kleinkastell Einheit unbekannte Vexillatio Größe …   Deutsch Wikipedia

  • Колония Ульпия Траяна — Древний город Колония Ульпия Траяна лат. Colonia Ulpia Traiana …   Википедия

  • Verband der Landesarchäologen — Dem Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland e. V. gehören alle Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland an. Er wurde 1949 gegründet. 1990 schlossen sich die Vertreter der fünf neuen Bundesländer an. Vorsitzender …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”