Chimtou

Chimtou

Simitthu (auch Simithu oder Simitthus), das heutige Chimtou (oder Chemtou) im nordwestlichen Tunesien, war in römischer Zeit eine Stadt in der Provinz Africa proconsularis. Der Ort war vor allem für seine Steinbrüche bekannt, in denen geäderter, gelblich-rötlicher Kalkstein als numidischer Marmor abgebaut wurde.

Inhaltsverzeichnis

Antike Stadt

Simitthus im antiken Tunesien

Die Siedlung lag an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen (von Karthago nach Hippo Regius und von Thabarca nach Sicca Veneria). Sie entstand nach der Eroberung des Medjerda-Tales durch die Numider. Es wird vermutet, dass dies schon im 5. Jahrhundert v. Chr. geschah. Es entwickelte sich nach und nach an einem Handelsweg eine kleine Stadt. Später ließ hier Micipsa für seinen gestorbenen Vater, den Numider-König Massinissa, auf einem Berggipfel ein Weihestätte aus hier vorhandenem Marmor erbauen. Die Stadt wurde zu Beginn der Kaiserzeit Municipium und bald darauf Colonia mit dem Namen Colonia Iulia Augusta Numidica Simithu.

Unter römischer Herrschaft begann im 1. Jahrhundert v. Chr. der Gesteinsabbau in großem Stil. Marmor numidicum war in der römischen Oberschicht als Luxusartikel gefragt (und hatte auch als giallo antico später bei den Italienern einen hervorragenden Ruf). Er war für kaiserliche Prunkbauten begehrt und wurde nach Rom verfrachtet.

Von der Stadt waren die Steinbrüche durch eine Mauer getrennt. Sie bildeten ein regelrechtes Ghetto – mit einem im Westen befindlichen Verwaltungsgebäude, im Osten liegenden Werkstätten und einem hermetisch abgeriegelten Unterbringungsgebäude für Strafgefangene in der Mitte. Diese Zwangsarbeiter schliefen auf harten Podien und mussten ihre Notdurft in schäbigen Latrinen verrichten. Die Arbeitsbedingungen waren miserabel. Die Arbeit in den Steinbrüchen war beschwerlich, unfallträchtig und endete nicht selten tödlich. Es wurden daher Zwangsarbeiter eingesetzt. Häufig waren dies nach der Zeitenwende verfolgte Christen, die ihrem Glauben nicht abschwören wollten und deshalb vom Richter „zu den Steinbrüchen“ verurteilt wurden.

Aus dem Arbeitslager, dem größten im römischen Imperium, zog indes auch Simitthu Nutzen. Die Stadt partizipierte von der über den Fluss Medjerda, dem antiken Bagradas, errichteten Brücke und zweigte Wasser aus der ins Lager führenden Leitung für sich ab. Vorsteher der Steinbrüche spendeten dem Ort öffentliche Gebäude, jedoch nicht aus Marmorblöcken, denn die waren zu teuer und für den Export bestimmt. Das Theater, das Amphitheater und die Thermen sind heutzutage als Überreste noch zu besichtigen. Auch Aquäduktreste und Zisternen sind noch zu sehen. Unweit des Lagers sind die Reste einer christlichen Kirche des 6. Jahrhunderts zu sehen.

Um den Berg herum finden sich die Ruinen der antiken Stadt Simitthus mit den Ruinen, wie sie in fast allen römischen Städten zu finden sind: das Amphitheater, das Bühnentheater, die Forumsbasilika, eine dreischiffige Markthalle, die Thermen (Stadtbad).

Unter dem römischen Forum befand sich ein Friedhof aus dem 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr., der zum Teil rekonstruiert wurde. Am Forum die Forumsbasilika und der Sockel einer Fontäne. In dem, an der Stadt grenzende, Fluss Medjerda (Bagrada) liegen die Reste einer Staudamm- Brücke, die unter Kaiser Traianus 112 n. Chr. geweiht wurde. (Die Weiheinschrift befindet sich im Museum Chimtou). Die Brücke ist die bedeutendste Römerbrücke in Tunesien. Nach der Zerstörung der Brücke durch Hochwasser wurde eine der beiden, in Nordafrika bekannten, römischen Turbinenmühlen (3. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) gebaut. Die zweite Turbinenmühle befindet sich in Testour. Ein Modell im Museum zeigt die Arbeitsweise der Mühle.

Museum in Chemtou

Musée Archéologique de Chemtou

1992-1997: Einrichtung des Musée Archéologique de Chemtou am Ort des römischen Steinbruches Chemtou-Tunesien (zusammen mit Christoph B. Rüger und Dr. Martin Hartmann, Schweiz) für die kulturelle Abteilung des Deutschen Auswärtigen Amtes.

Bei den Ausgrabungen hat sich das Deutsche Archäologische Institut in Rom Meriten erworben. 1993 kam es bei Bauarbeiten für das neue Museum zu einem spektakulärer Goldfund von 1.447 Münzen aus römischer Zeit. 1998 war noch einmal das Arbeitslager Ziel von Ausgrabungen, die unter der Leitung von Michael Mackensen, Universität München, standen.

Sonstiges

Simitthu ist ein Titularbistum der katholischen Kirche.

Literatur

  • Azedine Beschaouch u. a.: Die Steinbrüche und die antike Stadt. Zabern, Mainz 1993 (Simitthus, 1), ISBN 3-8053-1500-7
  • Moustapha Khanoussi u. a.: Der Tempelberg und das römische Lager. Zabern, Mainz 1994 (Simitthus, 2), ISBN 3-8053-1625-9
  • Friedrich Rakob: Chemtou - Aus der römischen Arbeitswelt. Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte Band 28, 1, 1997, S. 1-20.

Weblinks


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