Christoph Gruner

Christoph Gruner

Christoph Gruner (* 21. Dezember 1551 in Neustädtel; † 20. Juni [1] 1606 in Eisleben) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des Bäckers und Ratsherrn Philipp Gruner und dessen Frau Agnes Breunling hatte bis ins zwölfte Lebensjahr die Schule seiner Vaterstadt besucht. Am 17. März 1570 setzte er seine Ausbildung in Erfurt fort. Zudem ging er auch nach Halle, nach Barby und nach Frankfurt (Oder)[2], wo er in die Matrikel der Hochschule eingeschrieben wurde. 1591 wurde er Famulus beim brandenburgischen Hofprediger Lic. Paul Musculus und erhielt von dessen Bruder D. Andreas Musculus ein Abgangszeugnis. Nachdem er in Eisleben seine Ausbildung fortgesetzt hatte, bezog er die Universität Leipzig, wo er das Bakkalaurat und 1581 den Magistergrad der philosophischen Wissenschaften erwarb.

1581 ging er als Lehrer an die kurfürstliche sächsische Landesschule Pforta, die damals unter der Leitung des Rektors Jakob Lindner stand. 1586 wurde er als dritter Diakon an die Wittenberger Stadtkirche berufen und von Polykarp Leyser d. Ä. am 10. April ordiniert. In Wittenberg hatte er nach seiner Immatrikulation an der Universität Wittenberg am 13. April 1586[3]Privatvorlesungen gehalten, wobei eine Anzahl von 18 Disputationen nachzuweisen ist. Diese setzten sich mit der Auslegung von Philipp Melanchthons Loci theologici und den Erläuterungen des Konkordienbuches auseinander. Mit dem Auftreten des Kryptokalvinisten Urban Pierius änderte sich seine Situation. Dieser entließ ihn wegen theologischer Differenzen aus seiner Stellung bzw. wegen Verstößen gegen das kurfürstlich sächsische Mandat von 1588[4].

Nachdem er 18 Wochen ohne Dienstverhältnis war, berief ihn am 11. Oktober 1592 der Rat der Stadt Königsberg als Pastor der Altstädtische Kirche. Nachdem er am 15. Mai 1593 an der Universität Jena gemeinsam mit dem späteren Generalsuperintendenten von Weimar Anton Probus und dem späteren Superintendenten von Altenburg Josua Lonerus zum Doktor der Theologie promoviert wurde, übernahm er in Königsberg die theologische Professur der hebräischen Sprache. Damit verbunden hatte er einen Sitz im akademischen Senat erhalten, war Mitglied des samländischen Konsistoriums und hatte sich 1595 als Rektor der Alma Mater auch an deren organisatorischen Aufgaben beteiligt.

1598 geriet er in einen Streit mit dem Rat der Stadt Königsberg, woraufhin er seine Stellung verlor[5]. 1600 erhielt er eine Berufung als Generalsuperintendent in Eisleben, welche Aufgabe er 1601 übernahm. In Eisleben hatte er viele Predigten ausgearbeitet, die auch im Druck erschienen. Ebenso seine Erklärungen zu den biblischen Büchern. Zudem hat er sich an ordnenden Maßnahmen des Schuldienstes beteiligt. Nachdem er am 16. Juni 1606 einen Herzschlag erlitten hatte, verstarb er in seinem neunundvierzigsten Lebensjahr. Sein Leichnam wurde am 22. Juni in der Pfarrkirche St. Andreas begraben.

Familie

Er hatte am 31. Mai 1586 in Wittenberg [6]Katharina, Tochter des damaligen Gerichtsverwalters in Schulpforta und späteren Stadtrichters in Naumburg, verheiratet. Aus der Ehe stammten 10 Kinder, wovon drei Söhne und drei Töchter den Vater überlebten. Bekannt sind die Kinder:

  • Valentin Gruner (* 21. August 1587 in Wittenberg); immatr. 30. Oktober 1606 UWB, Mag. phil. 5. April 1609 ebd., Pfarrer in Fienstedt
  • Regina Gruner (* 5. Januar 1589 in Wittenberg) verheiratet mit Pfarrer in Eichenbarleben Jodocus Wachsmuth
  • Gerson Gruner
  • Agnes verh. mit dem Pfarrer in Eichenbarleben Albinus Nitzschke

Literatur

  • Daniel Heinrich Arnoldt: Ausführliche und mit Urkunden versehene Historie der Königsbergischen Universität. Johann Heinrich Hartung, Königsberg in Preußen, 1746, 2. Teil, S.196 u. 360,
  • Johann Christoph Erdmann: Nachricht von den Mitgliedern des geistlichen Ministeriums an der Stadt und Pfarrkirche, wie auch Pestdiaconis in Wittenberg vom Anfange des 16ten Jahrhunderts bis auf gegenwärtige Zeit, aus glaubwürdigen Urkunden mitgetheilt. Wittenberg 1801
  • Johann Christoph Erdmann: Supplemente und Berichtigungen zur Biographie der Wittenbergerischen Diaconen vom Anfange des 16. Jahrhunderts an bis auf gegenwärtige Zeit. Wittenberg 1808
  • Paul Wolf: Christliche Leichenpredigt bey dem Begräbniß Christopherus Gruneri. Verlag Jacobus Gaubisch, Eisleben, 1606, In: Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Boppard Rhein, Bd. 2, S. 421, R 1901,
  • Jöcher: Gelehrtenlexikon. Bd. 2, S. 1217
  • Hermann Freytag: Die Preußen auf der Universität Wittenberg und die nichtpreußischen Schüler Wittenbergs in Preussen von 1502–1602. Verlag Duncker und Humblot, Leipzig, 1903, S. 111
  • Veronika Albrecht-Birkner: Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2004, ISBN 3374021352, Bd. 3, S. 410

Einzelnachweise

  1. nicht November oder Oktober
  2. Ernst Friedländer: Aeltere Universitäts-Matrikeln. I Universität Frankfurt a. O. Verlag S. Hirzel, Leipzig, 1887, 1. Bd., S. 222 Sp. b, Pos. 20; Wintersemester 1571
  3. Album Academiae Vitebergensis Volumen Secundum, Halle (Saale)1894, S. 335, Sp. a, Pos. 33
  4. Kenneth G. Appold: Orthodoxie als Konsensbildung. Mohr Siebeck, Tübingen, 2004, ISBN 3161482158, S. 91
  5. Johann Anton Trinius: Geschichte berühmter und verdienter, sowohl alter als neuer Gottesgelehrten, aus glaubwürdigen Urkunden und Schriften. Carl Ludwig Jacobi, Leipzig, 1756, 3. Bd., S. 484
  6. Theodor Wotschke. Aus Wittenberger Kirchenbüchern. In: Archiv für Reformationsgeschichte (ARG) Jg. 29, 1932,

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