Cohn-Scheune

Cohn-Scheune

Die Cohn-Scheune in der niedersächsischen Kreisstadt Rotenburg (Wümme) beherbergt ein kulturhistorisches Museum zur Geschichte des Judentums im Bereich Rotenburg und im Elbe-Weser-Raum. Der Wiederaufbau und das Museum wurden durch den Förderverein Cohn-Scheune und zahlreiche Spenden ermöglicht. Die Kulturwerkstatt wurde am 19. September 2010 mit einem feierlichen Festakt eröffnet, bei der auch Familienangehörige der Familie Cohn anwesend waren.

Die Cohn-Scheune

Inhaltsverzeichnis

Gebäude

Das kleine, zweistöckige Fachwerkgebäude, das eigentlich keine Scheune, sondern ein Werkstattgebäude war, ist ca. 180 Jahre alt und befand sich ursprünglich auf dem Gelände des innerstädtischen Geschäftshauses Große Straße 32. Dieses Geschäftshaus gehörte der ortsansässigen jüdischen Kaufmannsfamilie Cohn, die eine prominente Rolle innerhalb der örtlichen jüdischen Gemeinde spielte. In der sogenannten Scheune befand sich seit Ende des 19. Jahrhunderts die zum Geschäft gehörende Textilwerkstatt. In der Nachkriegszeit drohte das Gebäude zu verfallen, bis es 2005 von einer örtlichen Initiative abgebaut und bis 2010 gegenüber der Stadtkirche an zentraler Stelle wieder aufgebaut wurde, mit dem Ziel, ein jüdisches Museum und eine Begegnungsstätte zu bauen.

Familie Cohn

Die Familie Cohn war die einzige jüdische Familie, die durchgehend von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Vertreibung in der NS-Zeit in Rotenburg wohnhaft war. Sie betrieb den Handel mit Fellen und Stoffen, seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch einen eigenen Textilladen. Nach Julius David Cohn, der das Geschäft von seinem Vater David Isaak Cohn 1877 übernahm, hieß die erfolgreiche Textilhandlung dann "J.D. Cohn" und wurde seit 1922 von Hermann Julius Cohn geführt. Durch die Weltwirtschaftskrise und die antijüdische NS-Politik musste er 1934 Konkurs anmelden. Während die beiden Töchter noch nach Südamerika und England emigrieren konnten, wurden die Eltern Hermann und Gertrud Cohn 1943 aus Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Museum

Die Ausstellung im Museum hat zwei Abteilungen im Unter- und Obergeschoss. Im unteren Hauptraum zeigt die lokalhistorische Dauerausstellung Jüdisches Leben in Rotenburg die Geschichte der jüdischen Einwohner in der Region seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie präsentiert die Entwicklung der früheren Rotenburger Jüdischen Gemeinde, die im 19. Jahrhundert eine der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens im Elbe-Weser-Raum bildete und die Familien in Visselhövede, Scheeßel, Neuenkirchen und Tewel einschloss. Die Ausstellung thematisiert ebenso die Verfolgungen zur Zeit des Nationalsozialismus, der auch zahlreiche Bewohner der Rotenburger Anstalten zum Opfer fielen. Auf interaktiven Karten und Zeitleisten kann die jüdische Geschichte der Elbe-Weser-Region erforscht werden.

Im Obergeschoss der Cohn-Scheune befindet sich ein Seminarraum mit einer Einführung in das Judentum. Dort werden neben den Grundlagen zur Kultur und Religion auch Einblicke in das jüdische Leben gegeben und bspw. die Fest- und Feiertage vorgestellt. An Arbeitsrechnern können Benutzer selbständig die Recherchematerialien der Ausstellung nutzen und sich auch über die Erinnerungskultur in Rotenburg informieren.

Quelle

  • Manfred Wichmann (Hrsg.): Jüdisches Leben in Rotenburg. Begleitbuch zur Ausstellung in der Cohn-Scheune. PD-Verlag, 2010

Siehe auch

Weblinks

53.1097222222229.4054166666667

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Cohn — ist ein jüdischer Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name geht auf die Bezeichnung einer Gruppierung mit priesterlichen Funktionen im Judentum zurück, siehe Kohanim; zu Varianten, siehe Cohen. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C… …   Deutsch Wikipedia

  • Norbert Cohn — (* 12. Oktober 1904 in Ingwiller (Elsass); † 2. September 1989 in Fort Lauderdale, Florida) war ein ehemals deutscher, später amerikanischer Jazz und Unterhaltungsmusiker und Leiter der Jazz Kapelle Faconi. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Rotenburg (Wümme) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Rotenburg (Wümme) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Jüdischen Museen — Die folgende Liste gibt einen Überblick zu Jüdischen Museen, also Museen, die Kultur und Geschichte des Judentums dokumentieren. Liste von jüdischen Museen Museum Ort Land Anmerkungen Jewish Museum of Australia Melbourne Australien Sydney Jewish… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Friedhof (Rotenburg, Wümme) — Jüdischer Friedhof Rotenburg Der Jüdische Friedhof Rotenburg (Wümme) ist ein Jüdischer Friedhof in Rotenburg (Wümme) (Landkreis Rotenburg (Wümme), Niedersachsen. Er ist ein schützenswertes Kulturdenkmal. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Großer Brand von Chicago — Karte von Chicago 1871. Die dunklere Fläche wurde vom Feuer zerstört. R …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Guben — In der Liste der Baudenkmäler in Guben sind alle Baudenkmäler der brandenburgischen Stadt Guben und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 31. Dezember 2007. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmale in Guben — In der Liste der Baudenkmale in Guben sind alle Baudenkmale der brandenburgischen Stadt Guben und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 30. Dezember 2009. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmäler im Hamburger Bezirk Hamburg-Nord — Die folgende Liste enthält die in der Denkmalliste ausgewiesenen Denkmäler auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg, Bezirk Hamburg Nord. Hinweis: Die Reihenfolge der Denkmäler in dieser Liste orientiert sich an den Stadtteilen und ist… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”