Dan Voiculescu (Politiker)

Dan Voiculescu (Politiker)
Dan Voiculescu

Dan Voiculescu (* 25. September 1946 in Bukarest) ist ein rumänischer Politiker und Unternehmer. Er ist derzeit (2011) Ehrenvorsitzender der Konservativen Partei (Partidul Conservator) und Vizepräsident des rumänischen Senats.

Biografie

Dan Voiculescu wuchs in Bukarest in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Militärdienst wurde er 1970 Mitarbeiter der Zementfirma ICE Vitrocim und deren Außenhandelsdirektor.

Nach der Revolution 1989 wurde Voiculescu zum selbständigen Unternehmer; er baute die Holding GRIVCO auf, zu der ein kaum überschaubares Firmengeflecht gehörte.[1] Kritiker werfen ihm vor, diese Aktivitäten mit Vermögen des kommunistischen Geheimdienstes Securitate finanziert zu haben.[2]

1991 gründete Dan Voiculescu eine eigene Partei, die Partidul Umanist Român (Humanistische Partei Rumäniens). Diese hatte nie ernsthafte Chancen, über den Wählerzuspruch zu größerer Bedeutung zu gelangen; das sich gleichzeitig entwickelnde Medienimperium Voiculescus machte sie jedoch für die größeren Parteien interessant.[3] Von der Gründung bis 2005 war Voiculescu Parteivorsitzender; seitdem ist er Ehrenpräsident. Auch nach seinem Rückzug vom Parteivorsitz wird er allgemein als die maßgebliche Person der Partei angesehen,[3] die sich 2005 in Konservative Partei (Partidul Conservator) umbenannte.

2001 gab Voiculescu einen Teil seiner Unternehmen an seine Töchter ab und widmete sich seitdem vorwiegend der Politik.[4] Vor allem über seinen Fernsehkanal Antena 1 versucht Voiculescu nach Einschätzung einheimischer Journalisten und ausländischer Beobachter, Einfluss auf das politische Geschehen Rumäniens zu nehmen.[5]

Von 2004 bis 2006 war die von Voiculescu dominierte Konservative Partei Mitglied der bürgerlichen Regierung von Călin Popescu-Tăriceanu. Im Dezember 2006 verließ sie diese Regierung, nachdem die Koalitionspartner Voiculescu nicht zum stellvertretenden Premierminister machen wollten.[6] Grund dafür waren die kurz zuvor vom Nationalen Rat für das Studium der Archive der Securitate (CNSAS) veröffentlichten Erkenntnisse über die Geheimdiensttätigkeit Voiculescus in der Ära Nicolae Ceaușescus. Voiculescu bestritt vehement diese Spitzeltätigkeit[7] oder schilderte sie als nicht relevant. Er ging gerichtlich gegen die Behauptungen vor. Letztinstanzlich bestätigte das rumänische Kassationsgericht jedoch im März 2011 die Vorwürfe.[8]

Da das rumänische Wahlrecht für Parlamentswahlen eine Fünfprozenthürde festlegt, verfolgt Voiculescu seit mehreren Jahren die Strategie, Listenverbindungen mit größeren Parteien einzugehen, so 2004 und 2008 mit den Sozialdemokraten. Als Gegenleistung bietet er die Unterstützung seiner einflussreichen Medienunternehmen bei Wahlkämpfen an.[9] Bei den Parlamentswahlen 2004 und 2008 gelang ihm der Einzug in den rumänischen Senat, als dessen Vizepräsident er Ende 2008 gewählt wurde.

Voiculescu ist ein erklärter Gegner des Staatspräsidenten Traian Băsescu. 2007 betrieb er erfolglos dessen Absetzung. Er gilt als Organisator des großen, Anfang 2011 gegründeten Oppositionsbündnisses aus Sozialdemokraten, Nationalliberalen und Konservativen.[10]

Im November 2010 ist die graue Eminenz der USL und oppositionellen konservativen Zwergpartei, nämlich deren Ehrenvorsitzender Dan Voiculescu, sich sicher, dass Staatschef Traian Basescu im kommenden Jahr seines Amtes enthoben wird. Die gegenwärtige Regierungskoalition sei „äußerst fragil“ und könne entsprechend leicht gestürzt werden, erklärte der Medienzar am Montagabend seinem Haussender Antena 3. „Ich bin mir sicher, dass es im Parlament schon bald Bewegungen geben wird, die zu einer neuen Mehrheit führen. Und dann steht auch ein neuerliches Amtsenthebungsverfahren gegen den aktuellen Präsidenten an“, sagte Voiculescu.

Wegen dieser fragilen Mehrheit im Parlament habe Rumänien ein „Riesenproblem“, erläuterte der umstrittene Politiker und Geschäftsmann − sie bewirke nämlich die aktuelle wirtschaftliche Instabilität und dadurch die Zurückhaltung der Investoren, die auch „mittel- bis langfristig“ wegbleiben werden, unkte Voiculescu. Daran sei einzig der Staatschef schuld − Basescu reder lauter „Stuss. Er müsste wissen, dass sich die Industriebranche nicht entwickeln kann, solange der Konsum nicht steigt“, so das Argument des Ehrenvorsitzenden der Konservativen.[11]

Das Vermögen Voiculescus wurde im Oktober 2010 von der Tageszeitung Gândul auf umgerechnet 180 Millionen Euro geschätzt.[12] Die taz gab im März 2011 1,5 Milliarden Euro an.[7] Ein großer Teil davon stammt aus öffentlichen Aufträgen.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Guy Golan: International media communication in a global age. Verlag Taylor & Francis, New York 2010. S. 449f. ISBN 978-0-41599-900-7
  2. Keno Verseck: Rumänien. Verlag C. H. Beck, München 2007. S. 113. ISBN 978-3-40655-835-1
  3. a b Adina Marina Stefan: Democratization and securitization: the case of Romania. BRILL-Verlag, Leiden 2009. S. 83. ISBN 978-9-00417-739-0
  4. diepresse.com vom 14. September 2007, abgerufen am 16. März 2011
  5. Solveig Richter, Markus Soldner: Die politischen Systeme Osteuropas. VS-Verlag, Wiesbaden 2010. S. 665. ISBN 978-3-53116-201-0
  6. Stefania Slavu: Die Osterweiterung der Europäischen Union: eine Analyse des EU-Beitritts Rumäniens. Verlag Peter Lang, Frankfurt/M. 2008. S. 131. ISBN 978-3-63157-994-7
  7. a b taz.de vom 12. März 2011, abgerufen am 16. März 2011
  8. punkto.ro vom 10. März 2011, abgerufen am 16. März 2011
  9. punkto.ro vom 5. Januar 2011, abgerufen am 16. März 2011
  10. punkto.ro vom 10. Januar 2011, abgerufen am 16. März 2011
  11. Konservativer Spitzenpolitiker Voiculescu: Im kommenden Jahr entheben wir Basescu des Amtes punkto.ro, abgerufen am 9. November 2010
  12. punkto.ro vom 12. Oktober 2010, abgerufen am 16. März 2011
  13. punkto.ro vom 15. November 2010, abgerufen am 16. März 2011

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