- Partidul National Liberal
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Die Nationale Liberale Partei (rum.: Partidul Naţional Liberal), kurz PNL, ist eine liberale Partei in Rumänien.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gemeinsam mit den Christdemokraten (PNŢ-CD) stellt die PNL die historische Verknüpfung des gegenwärtigen Rumänien zu der Zeit vor 1947 dar – wie jene ist diese eine neu-alte Partei. Als ursprüngliches Gründungsdatum wird 1875 angegeben. Die Wurzeln des politischen Liberalismus reichen jedoch in Rumänien wie in den meisten europäischen Staaten bis in die 1840er-Jahre zurück.
Versuche, in der unmittelbaren Nachkriegszeit (bis 1947) gemeinsam mit Rumäniens Christ- und Sozialdemokraten einen Neuanfang zustande zu bringen, scheiterten, freilich, am kommunistischen Machtanspruch. Führende PNL-Mitglieder wurden verfolgt, zu Zwangsarbeit (z. B. Donaukanal) verurteilt oder schafften es, in Exil zu fliehen.
Die wieder gegründete PNL vereinigte sich in den 90er-Jahren mit den Christdemokraten zum Wahlbündnis CDR und war – gemeinsam mit den Demokraten (Partidul Democrat, PD) und der Ungarnpartei (UDMR) von 1996 bis 2000 an der Regierung beteiligt. Nach einem ernüchternden Zerfallsprozess Mitte der Neunziger Jahre (z. B. Gründung der Partidul Liberal 1993 um Dinu Patriciu) ist den Liberalen während der letzten Jahre unter der Führung von Valeriu Stoica (und später Theodor Stolojan) durch viele Fusionen mit ehemaligen Abspaltungen und anderen Kleinparteien eine signifikante Festigung gelungen.
Durch das Verschwinden der christdemokratischen PNŢ-CD in der politischen Bedeutungslosigkeit war die PNL die einzig verbliebene „historische“ Mitte-Rechts-Partei von Bedeutung. Dieser Zustand endete durch die christdemokratische Neuorientierung der PD gestoppt werden.
Die PNL ist Vollmitglied der LI (Liberale Internationale).
Politischer Liberalismus in Rumänien seit 1990 (Überblick)
Erläuterungen (zur Grafik rechts):
- ACL = Alianţa Civic Liberală (dt.: Bürgerlich-Liberale Allianz)
- ApR = Alianţa pentru România (dt.: Allianz für Rumänien)
- ANL = Alianţa Naţional Liberală (dt.: National-Liberale Allianz)
- ALDE = Allianz Liberaler und Demokraten für Europa
- NPL = Noul Partid Liberal (dt.: Neue Liberale Partei)
- PAC = Partidul Alianţei Civice (dt.: Partei der Bürgerallianz)
- PAR = Partidul Alternativa României (dt.: Partei Rumäniens Alternative)
- PC = Partidul Conservator (dt.: Konservative Partei)
- Partidul Liberal 1993 = Partidul Liberal 1993 (dt.: Liberale Partei 1993)
- PD-L = Partidul Democrat Liberal (dt.: Demokratische Liberale Partei)
- PLD = Partidul Liberal Democrat (dt.: Liberale Demokratische Partei)
- PNL = Partidul Naţional Liberal (dt.: National-Liberale Partei)
- PNL-AT = Partidul Naţional Liberal – Aripa Tânără (dt.: National-Liberale Partei – Junger Flügel)
- PNL-CD = Partidul Naţional Liberal – Convenţia Democrată (dt.: National-Liberale Partei – Demokratische Konvention)
- PNL (C) = Partidul Naţional Liberal (Câmpeanu) (dt.: National-Liberale Partei (Câmpeanu))
- PSL = Partidul Socialist Liberal (dt.: Sozialistisch-Liberale Partei)
- PUR = Partidul Umanist din România (dt.: Humanistische Partei von Rumänien)
- PUR-SL = Partidul Umanist din România – Social Liberal (dt.: Humanistische Partei von Rumänien – Sozialliberal)
- UFD = Uniunea Forţelor de Dreapta (dt.: Union der Rechten Kräfte)
Wahlergebnisse seit 1990
Wahljahr % (Abgeordnetenkammer) Reg. / Opp. Bündnis 1990 6,4 Prozent teilw. Regierung - 1992 20,0 Prozent Opposition CDR (mit PNŢ-CD etc.) 1996 30,2 Prozent Regierung CDR (mit PNŢ-CD etc.) 2000 6,9 Prozent Opposition - 2004 32,0 Prozent Regierung D.A. (mit Partidul Democrat) 2008 18,6 Prozent Opposition - Allianz D.A. mit der Demokratischen Partei
Im letzten Wahlkampf wurde die PD von der SI (Sozialistische Internationale) scharf wegen des Bündnisses Alianţa D.A. (dt.: Allianz D.A.) mit der PNL kritisiert. Dies hat zu Spekulationen geführt, die beiden Parteien könnten fusionieren und als eine liberale Bewegung fortbestehen. Auch über einer Annäherung an die EVP (Europäische Volkspartei) wurde viel spekuliert. Viele Kommentatoren sahen den Fortbestand der Allianz nach dem Abtritt von Theodor Stolojan im Herbst 2004 gefährdet, weil vor allem die beiden Parteichefs (also Stolojan und Traian Băsescu) Garant für die Stabilität des Bündnisses waren.
PNL als Regierungspartei seit 2004
Seit 2004 ist die Allianz in der Abgeordnetenkammer knapp zweitstärkste Kraft, im Senat knapp stärkste Fraktion. Liberalen-Chef Călin Popescu Tăriceanu ist seit 2004 rumänischer Premierminister.
Nachdem im Herbst 2005 die von der Konservativen Partei (PC) – früher „Humanistische Partei Rumäniens“ – gewünschte Aufnahme in die Reihen der EVP gescheitert war und sich die EU-Parlamentsbeobachter der PC ebenso wie jene der PNL den liberalen EU-Parlamentariern (ALDE) anschlossen, wurd eine Fusion der PC mit der PNL diskutiert, die jedoch nicht zustande kam.
Nach Konflikten über eine eventuelle Fusion mit der PNL mit PD, über den Austritt aus den internationalen liberalen Dachverbänden und einen möglichen Anschluss an die Europäische Volkspartei, wurden die Ex-Parteivorsitzenden Valeriu Stoica und Theodor Stolojan wegen parteischädigenden Verhaltens 2006 aus der liberalen Partei ausgeschlossen. Gemeinsam mit gleichgesinnten Ex-PNL-Mitgliedern gründeten die beiden Politiker im Dezember 2006 die „Liberal-Demokratische Partei“ (Partidul Liberal Democrat – PLD).
2007 vollzog sich die sich bereits seit längerer Zeit andeutende Auflösung der Demokratischen Allianz; die PD und die PLD gingen in die Opposition und vereinigten sich Ende 2007 zur Partidul Democrat Liberal (PD-L). Die PNL führte daraufhin eine Minderheitsregierung zusammen mit der Ungarnpartei UDMR, die zusammen nur über ein Viertel der Parlamentssitze verfügte, stillschweigend jedoch von den Sozialdemokraten (PSD) toleriert wurde.
Opposition nach den Wahlen 2008
Bei den Parlamentswahlen 2008 konnte die PNL die Zahl ihrer Abgeordneten zwar leicht erhöhen; da sich die PD-L und die PSD jedoch auf die Bildung einer Koalitionsregierung verständigten, ging die PNL in die Opposition.
Bedeutende PNL-Politiker
- Ion C. Brătianu, erster Parteivorsitzender (bis 1891)
- Ion I. C. Brătianu, fünfmal Premier und mehrmals Außenminister – auch während des Ersten Weltkrieges
- Ion G. Duca, Ministerpräsident (1933 von Rechtsextremen ermordet)
- Radu Câmpeanu, erster Parteichef nach der Wiedergründung 1990
- Mircea Ionescu-Quintus, Justizpolitiker und Parteichef in den 1990er-Jahren
- Dinu Patriciu, Unternehmer und Wirtschaftspolitiker
- Theodor Stolojan, Ministerpräsident Anfang der 1990er-Jahre und später Parteichef (Parteiausschluss 2006)
- Călin Popescu Tăriceanu, Premierminister 2004–2008 und Parteichef seit 2005
- Mihai Răzvan Ungureanu, erster PNL-Außenminister seit der Zwischenkriegszeit
- Bogdan Olteanu, ehemaliger Präsident der rumänischen Abgeordnetenkammer
- Leonard Orban, Kommissar EU-Kommission Barroso, Ressort Mehrsprachigkeit (seit dem 1. Juli 2007)
Weblinks
Mitgliedsparteien der Europäischen Liberalen, Demokratischen und ReformparteiAlbanien: Aleanca Demokratike | Andorra: Partit Liberal | Belgien: Open Vlaamse Liberalen en Democraten, Mouvement Réformateur | Bosnien und Herzegovina: Liberalno demokratska stranka | Bulgarien: Dviženie za prava i svobodi, Nationale Bewegung Simeon der Zweite | Dänemark: Venstre, Det Radikale Venstre | Deutschland: Freie Demokratische Partei | Estland: Estnische Reformpartei, Estnische Zentrumspartei | Finnland: Finnische Zentrumspartei, Schwedische Volkspartei (Finnland) | Italien: Partito Repubblicano Italiano, Italia dei Valori, Movimento Repubblicani Europei, Partito Radicale | Kroatien: Kroatische Sozial‑Liberale Partei, Kroatische Volkspartei – Liberaldemokraten, Liberale Partei Kroatiens | Lettland: Lettischer Weg | Litauen: Liberale und Zentrumsunion Liberale Bewegung, Neue Union (Sozialliberale)| Luxemburg: Demokratesch Partei | Mazedonien: Liberalna Partija na Makedonija | Niederlande: Democraten 66, Volkspartij voor Vrijheid en Democratie | Norwegen: Venstre | Österreich: Liberales Forum | Polen: Partia Demokratyczna – demokraci.pl | Rumänien: Partidul National Liberal | Serbien: Partia Liberale e Kosoves, Liberali Srbije, Gradjanski Savez Srbije | Schweden: Volkspartei der Liberalen, Zentrumspartei | Schweiz: FDP. Die Liberalen | Slowakei: Aliancia Nového Občana | Slowenien: Liberaldemokratie Sloweniens | Spanien: Convergència Democràtica de Catalunya | Tschechien: Občanská demokratická aliance | Ungarn: Bund Freier Demokraten | Vereinigtes Königreich: Liberal Democrats, Alliance Party of Northern Ireland | Zypern: Enomenoi Dimokrates
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