Securitate

Securitate

Die Securitate (offiziell Departamentul Securității Statului, dt. Abteilung für Staatssicherheit) war ab 1948 ein rumänischer Geheimdienst. Bei seiner Auflösung im Jahr 1990 gab es schätzungsweise 40.000 offizielle und 400.000 inoffizielle Mitarbeiter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Securitate wurde durch das Dekret Nr. 221/30 am 30. August 1948 gegründet.[1] Laut Dekret war die offizielle Aufgabe des Dienstes „der Schutz der demokratischen Errungenschaften und die Garantie der Sicherheit der rumänischen Volksrepublik gegen alle äußeren und inneren Feinde“. Die Mitglieder rekrutierten sich vorrangig aus rumänischen Kommunisten, anfänglich wurden auch viele Agenten der ehemaligen Königlichen Geheimpolizei DGPS (Direcția Generală a Poliției de Siguranță) aufgenommen. Unter der Herrschaft von Nicolae Ceaușescu wurden auch Kinder aus Waisenheimen für den Dienst in der Präsidentengarde rekrutiert. Leiter der Securitate war anfangs der NKWD-Generalleutnant Gheorghe Pintilie (wirklicher Name: Panteleimon Bondarenko). Seine Stellvertreter, der NKWD-Generalmajor Alexandru Nicolschi (wirklicher Name: Boris Grünberg) und der sowjetische Offizier Vladimir Mazuru (wirklicher Name: Wladimir Mazurow) hatten allerdings die Oberhand in allen Entscheidungen.

Im Laufe der Zeit entwickelte die Organisation eine große Brutalität. So führte man ein Experiment in einem Gefangenenlager in Pitești durch, das die Insassen dazu brachte, ihre Zellengenossen zu quälen und zu ermorden. In Säuberungswellen, Deportationen, Umerziehungsmaßnahmen und Schauprozessen wurde eine allgemeine Stimmung der Angst erzeugt. Die Repressionsmaßnahmen kosteten schätzungsweise 200.000 Menschen das Leben.

Nach der Machtergreifung von Gheorghe Gheorghiu-Dej wurde die Securitate auch für interne Säuberungen eingesetzt. Nicolae Ceaușescu ließ dann den Geheimdienst streng national ausrichten und „säuberte“ ihn von sowjetischen Agenten. Durch eine Verbindung der Organisation mit dem Innenministerium und der Partei entwickelte sie sich zu einem allgegenwärtigen Kontrollorgan, das nicht mehr mit offenem Terror agierte, sondern subtil gegen einzelne Personen oder Vereinigungen vorging. Berüchtigt war die Arbeitsweise, bei der Regimegegner in so genannte „psychiatrische Anstalten“ verbracht wurden.

1990 wurde die Securitate aufgelöst, die Nachfolgeorganisation ist der Rumänische Informationsdienst (SRI, Serviciul român de informații). Welche Rolle die Organisation bei der Revolution im Dezember 1989 und den späteren Protesten der rumänischen Bergarbeiter, den so genannten Mineriaden, spielte, ist noch ungeklärt. Rumänischen Zeitungsberichten zufolge gab es eine große Anzahl von Ceaușescu-Gegnern innerhalb des Dienstes. Dieser Teil der Securitate hatte offenbar eine Beseitigung von Ceaușescu vorbereitet, die dann aber durch die überstürzten Ereignisse um den Temeswarer Pfarrer László Tőkés und die Rumänische Revolution 1989 nicht plangemäß umgesetzt werden konnte.

Die Aufklärung der Handlungen und Straftaten bzw. Verbrechen der Securitate begann im demokratischen Rumänien, im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Staaten, sehr schleppend. Erst unter der Regierung Emil Constantinescu wurde ein Gesetz erlassen, das den Bürgern ähnlich dem Prinzip der deutschen Gauck- bzw. Birthler-Behörde Einsicht in die Akten des Geheimdienstes gewährt.

Nach Schätzungen rumänischer Wissenschaftler leben 500 bis 2000 Mitarbeiter des ehemaligen rumänischen Geheimdienstes bislang unbehelligt in Deutschland. Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller kritisiert diesbezüglich Versäumnisse der deutschen Strafverfolgungsbehörden. Sie selbst war immer wieder Ziel und Opfer von Schikanen, Drohungen und Ermittlungen durch die Securitate.[2]

Struktur

Organisationsstruktur

  • Direktorat für Gegenspionage
  • Direktorat für Haftanstalten
  • Generaldirektorat für Technik
  • Direktorat für Innere Sicherheit
  • Nationale Visa-Kommission
  • Direktorat der Sicherheitstruppen
  • Direktorat für Miliz
  • Direktorat V (Personenschutz)

Soziale Struktur

Im Februar 1949 waren von 3553 Securitate-Angestellten 64 Prozent Arbeiter, 28 Prozent Beamte, 2 Prozent Intellektuelle, 4 Prozent Bauern und 2 Prozent Berufsrevolutionäre. In der politischen Zugehörigkeit waren 95 Prozent Mitglieder der kommunistischen Partei, 5 Prozent parteilos. Nach Geschlecht ergaben sich 88 Prozent Männer und 12 Prozent Frauen. Bezüglich der Abstammung waren 83 Prozent aller Kader Rumänen, 10 Prozent Juden, 6 Prozent Ungarn, und 1 Prozent andere Minderheiten. Von 60 Offizieren waren 63 Prozent Rumänen, 25 Prozent Juden, 5 Prozent Ungarn, 3,5 Prozent Ukrainer und 3,5 Prozent Armenier und Tschechen. Der Anteil der Juden in der Securitate war verglichen mit ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung (nur 2 – 2,5 Prozent) relativ hoch.[3]

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. clubuldeistorieregelecarol, Instaurarea regimului comunist în România: tranziţia spre totalitarism
  2. swr.de, Interview der ARD Report Mainz mit der Autorin vom 19. Januar 2010
  3. edoc.ub.uni-muenchen.de, Daniela Oancea: Mythen und Vergangenheit. Rumänien nach der Wende. Inaugural-Dissertation der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2005, S. 62.

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