- Der Hexenmeister
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Der Hexenmeister Carl Spitzweg, um 1875 Öl auf Leinwand, 47,7 cm × 27 cm Kunsthalle Bielefeld Der Hexenmeister, auch Zauberer und Drache, ist ein Gemälde von Carl Spitzweg, das 1875 in Öl auf Leinwand entstand. Es befindet sich heute in der Kunsthalle Bielefeld.
Inhaltsverzeichnis
Bildbeschreibung
In der unteren Bildhälfte steht inmitten einer finsteren Felslandschaft der Hexenmeister, um den herum sechs oder sieben Totenschädel kreisförmig angeordnet sind. In der Pose eines Schulmeisters oder Dompteurs hat er seinen Stab hochgereckt. Vor ihm erhebt sich mit offenem Maul ein nicht allzu großer Drache, der sich mit seinen Vordertatzen an einem Felsbrocken festkrallt, um den sich auch sein schlangenhafter Schwanz legt. Die Flügel heben sich schwarz gegen einen glutroten Schein ab, der aus dem Untergrund, wohl einer Felsspalte, dringt. Darüber kräuselt sich dichter, bleigrauer Rauch, hinter dem neben einer aufragenden Säule eine sonnenbeschienenes Märchenschloss sichtbar wird, nicht unähnlich dem Schloss Neuschwanstein, dessen Bau 1869 begonnen worden war. Die Signatur des Künstlers, das S mit dem stilisierten Spitzweck, findet sich unten links am Bildrand.
Rezeption
Ursula Seibold-Bultmann sieht in der Neuen Zürcher Zeitung den Drachen als Fafnir aus der nordischen Mythologie und das Gemälde als einen Seitenhieb auf „die Wagner-Begeisterung des Bayernkönigs Ludwig II. und [...] Michael Echters Nibelungen-Wandbildern aus der Münchner Residenz (1864).“[1] Lisa Zeitz würdigt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Hexenmeister und Spitzwegs Gemälde Justitia als „zwei besonders schöne Gemälde mit dem typisch leisen Humor von Carl Spitzweg.“[2]
Provenienz
Anfang der 1930er Jahre befand sich das Gemälde im Besitz von Leo Bendel, Generalvertreter der Tabakunternehmen Ermeler und JOB Zigarettenpapier, in Berlin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Bendel 1935 entlassen; er und seine Frau Else mussten Möbel und Kunstwerke unter Wert verkaufen, um Mittel für die Emigration aufzubringen. Den Hexenmeister verkaufte Bendel am 15. Juni 1937 für 18.000 Reichsmark an die Galerie Heinemann in München. Am 12. August 1937 erwarb die Gattin des Backpulverfabrikanten August Oetker, Caroline „Lina“ Oetker das Gemälde zum Preis von 28.000 Reichsmark.[3] Es befindet sich seit 1968 in der von Rudolf-August Oetker gestifteten Kunsthalle Bielefeld und wurde trotz einer gemäß der Washingtoner Erklärung erfolgten Anfrage der Erben von Leo und Else Bendel im Jahr 2006 bisher nicht zurückgegeben.[4]
Fußnoten
- ↑ Seibold-Bultmann, Ursula: Geküsste Bagatelle. Neue Zürcher Zeitung, 13. Juni 2002, abgerufen am 11. August 2010 (deutsch).
- ↑ Zeitz, Lisa: Auf der Spur der Bilder. Frankfurter Allgemeine Zeitung, April 2008, abgerufen am 1. August 2010 (deutsch).
- ↑ Vgl. Ruf, Birgit: Neue Ansätze zur Suche nach Raubkunst. Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg, 8. Juli 2010, abgerufen am 12. August 2010 (deutsch). Dort wird das Ankaufdatum fälschlich mit 15. Juli 1937 angegeben. Die Original-Karteikarten der Galerie Heinemann sind kostenlos online einzusehen unter [1] (ein Projekt des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg).
- ↑ Vgl. Lost Art Internet Database. Koordinierungsstelle Magdeburg, 2010, abgerufen am 12. August 2010 (deutsch).
Literatur
- Lost Art Internet Database. Koordinierungsstelle Magdeburg, 2010, abgerufen am 12. August 2010 (deutsch).
- Müller, Melissa; Tatzkow, Monika: Verlorene Bilder, verlorene Leben. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2009, ISBN 3938045302.
- Ruf, Birgit: Neue Ansätze zur Suche nach Raubkunst. Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg, 8. Juli 2010, abgerufen am 12. August 2010 (deutsch).
- Seibold-Bultmann, Ursula: Geküsste Bagatelle. Neue Zürcher Zeitung, 13. Juni 2002, abgerufen am 11. August 2010 (deutsch).
- Zeitz, Lisa: Auf der Spur der Bilder. Frankfurter Allgemeine Zeitung, April 2008, abgerufen am 1. August 2010 (deutsch).
Kategorien:- Gemälde (19. Jahrhundert)
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