Hinkemann

Hinkemann

Das expressionistische Drama Hinkemann ist eine Tragödie in drei Akten des Schriftstellers Ernst Toller.

Hinkemann entstand in den Jahren 1921/22 im Festungsgefängnis Niederschönenfeld, in dem Ernst Toller von 1920 bis 1924 inhaftiert war. Die Tragödie erschien 1923 unter dem Titel Der deutsche Hinkemann.

Aufgeführt wurde Hinkemann ein Jahr später, 1924, in Berlin, Dresden und Wien. Die Aufführungen in Berlin und Wien fanden unter Polizeischutz statt, da zuvor die Aufführungen in Dresden von Nationalsozialisten gestört worden waren.

Im Residenz-Theater in Berlin verkörperte der Schauspieler Heinrich George die Rolle des Titelhelden, Eugen Hinkemann.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

„(...)wir haben erkannt, dass zweierlei Not drückt: die Not, die gegeben ist durch das menschliche Leben und die Not, die gegeben ist durch die Ungerechtigkeit des gesellschaftliche Systems.“ [1] (Ernst Toller)

Hinkemann handelt von der '(...)Not, die gegeben ist durch das menschliche Leben(...).'

Die Tragödie erzählt die Geschichte vom versehrten Kriegsheimkehrer Eugen Hinkemann. Im Ersten Weltkrieg wurden diesem seine Genitalien weggeschossen.

Hinkemann ist verheiratet. Grete, Hinkemanns Frau, betrügt ihn mit seinem Freund, Paul Großhahn. Von Großhahn erwartet sie ein Kind.

Seinen Lebensunterhalt verdient Hinkemann auf dem Rummelplatz. In einer Schaubude tritt er als Homunkulus auf. Vor den Augen des Publikums beißt Hinkemann Ratten und Mäusen die Kehle durch.

Grete und Paul Großhahn werden zufällig Zeugen des Auftritts. Von Großhahn wird Hinkemann in der Folge verspottet. Grete hingegen hat Mitleid und entscheidet sich dafür, Großhahn zu verlassen.

"Wie habe ich an dem Mann gehandelt! Was konnte er für den Schuß(...)"[2], spricht sie.

Grete will zu Hinkemann zurückkehren, wird jedoch von diesem abgewiesen. In ihrer Verzweiflung stürzt sie sich in den Tod.

Die Tragödie endet mit den Worten Hinkemanns:[3]

„Sie war gesund und hat das Netz zerrissen. Und ich steh noch hier...ich steh hier, kolossal und lächerlich...Immer werden Menschen stehen in ihrer Zeit wie ich. Warum aber trifft es mich, gerade mich?...Wahllos trifft es. Den trifft es und den trifft es. Den trifft es nicht und den trifft es nicht...Was wissen wir?...Woher?...Wohin?...Jeder Tag kann das Paradies bringen, jede Nacht die Sintflut.“

Einzelnachweise

  1. Ernst Toller. Quer durch, Reisebilder und Reden, Reprint mit einem Vorwort von Stephan Reinhardt, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1978, S. 284.
  2. Ernst Toller. Prosa, Briefe, Dramen, Gedichte, mit einem Vorwort von Kurt Hiller, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1979, S. 246.
  3. Ernst Toller. Prosa, Briefe, Dramen, Gedichte, mit einem Vorwort von Kurt Hiller, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1979, S. 273.

Literatur

  1. Ernst Toller. Prosa, Briefe, Dramen, Gedichte, mit einem Vorwort von Kurt Hiller, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1979
  2. Ernst Toller. Quer durch, Reisebilder und Reden, Reprint mit einem Vorwort von Stephan Reinhardt, Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1978
  3. Ernst Toller. Gesammelte Werke, Band 1 bis 6, hrsg. v. John M. Spalek u. Wolfgang Frühwald, Büchergilde Gutenberg, Berlin (West) 1978

Weblinks


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