Die Vorbereitung des Romans

Die Vorbereitung des Romans

Die Vorbereitung des Romans (Le neutre) ist ein literaturtheoretischer Aufsatz des französischen Poststrukturalisten und Semiotikers Roland Barthes. Eine deutsche Übersetzung von Horst Brühmann erschien 2008 im Suhrkamp Verlag.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Bei Roland Barthes Vorbereitung des Romans handelt es sich um keinen zur Veröffentlichung konzipierten Text, sondern um Notizen zu einer Vorlesung, die Barthes am Collège de France hielt. Im April 1978 beschloss Barthes, einen Roman zu schreiben, kam aber über Stichworte nicht hinaus: Diese Erfahrung des Scheiterns macht er 1979 zum Thema seiner theoretischen Arbeit.

In Die Vorbereitung des Romans widmet er sich dem Übergang "vom Schreiben-Wollen zum Schreiben-Können" und geht der Frage nach, wie aus verstreuten Ideen ein Textkontinuum entstehen kann, das einen "Realitätseffekt" erzeugt. Am Beispiel von Proust und dessen "Recherche", Flaubert und Tolstoi behandelt er den Prozess des Schreibens sowie die "diätetischen Regeln", das heißt: die Lebensregeln, denen sich Autoren unterwerfen. Außerdem referiert Barthes ausführlich über das japanische Haiku, verschiedene Formen der Tagebuchnotiz und Fragen der Fotografie.

Einordnung und Stil

Barthes ordnete seine publizierten Werke drei verschiedenen Phasen zu: In der ersten Phase wandte er sich in der Nachfolge de Saussures der Sprache bzw. dem Diskurs zu, in der zweiten Phase arbeitete Barthes an einer semiologischen Analyse der Mode, bevor er sich in der dritten Phase dem Text zuwandte: In diese Phase fallen auch die Vorlesungen zur "Vorbereitung des Romans". In Barthes' späten Aufzeichnungen tritt sein Hang zum Literarisch-Artifiziellen – ähnlich wie in "Die Lust am Text" – stärker zum Vorschein, Einflüsse durch die Psychoanalyse, Kristeva, Derrida und Nietzsche werden deutlich.

Das Schreiben

"Die Vorbereitung des Romans" handelt von der Paradoxie des Schriftstellerdaseins, einerseits zum Schreiben getrieben zu sein und andererseits davor zurückzuschrecken. Barthes führt aus, wie Obsessionen, Begehren und Angst den Schriftsteller zu mitunter unvorstellbaren Vorbereitungen treiben, um seine Produktion gegen alle Widerstände zu ermöglichen. Er geht dabei elementaren Fragen des Schreibens nach: Wo schreibe ich? Mit welchem Material? An welchem Schreibtisch? Dabei bezieht er sich vor allem auf das Werk Marcel Prousts, auf dem der Schwerpunkt seiner Analyse liegt.

Zitate

„Die PHOTOGRAPHIE - und darin liegt, glaube ich, die Originalität, die Neuheit unseres Seminars - lässt den TRAUM, das IMAGINÄRE (bei) der Lektüre, auf das REALE treffen.“

Barthes: Die Vorbereitung des Romans

„Das Schreiben ist ein ewiger Selbstbetrug, denn immer will man fertig werden, um dann sofort wieder mit dieser quälenden Kondition des Unfertigen und des erneut einsetzenden Nervenkriegs gegenüber den Zumutungen des Werks zu beginnen.“

Goedart Palm über Barthes' Vorbereitung des Romans

Rezeption

Lothar Müller las die Vorbereitung als den Versuch Barthes', den "Weg des Autors zum Schreiben" am Beispiel von "Proust, Tolstoi, Kafka" nachzuvollziehen und dabei seine "eigene intellektuelle Metamorphose" vorzuführen[1], Christian Schärf erkannte in Barthes' "subjektiv-poststrukturalistischen Ausführungen eine methodische Methodenverweigerung", und las aus der Vorbereitung die These heraus, "dass im Roman das Begehren des Schreibens zu sich kommt"[1], während Ina Hartwig eine "überraschende Rückkehr zur Biografie"[1] im Werk Roland Barthes' feststellte, der biographischen Lesarten bislang immer kritisch gegenübergestanden hatte.

Siehe auch

Literatur

  • Die Vorbereitung des Romans. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2008, ISBN 351812529X

Weblinks

Rezensionen von „Die Vorbereitung des Romans“ bei perlentaucher.de

Einzelnachweise

  1. a b c http://www.perlentaucher.de/buch/29576.html

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