Die purpurnen Flüsse (Roman)

Die purpurnen Flüsse (Roman)

Die purpurnen Flüsse (Originaltitel: Les Rivières pourpres, 1997) ist ein Roman des französischen Schriftstellers und Journalisten Jean-Christophe Grangé (* 15. Juli 1961 in Paris), der 2000 unter dem gleichen Titel verfilmt wurde.

Inhalt

Pierre Niemans – ein harter Bulle – schlägt einen Hooligan krankenhausreif. Nur ein zufälliger Handyanruf seines Chefs rettet diesem kleinen Schläger das Leben. Pierre wird beauftragt, seinen Schreibtisch zu verlassen – zu dem er aufgrund seiner Gewalttätigkeit „befördert“ wurde - und in einem Mordfall zu ermitteln. Der 25jährige Bibliothekar Remy Callois wurde brutal gefoltert und dann erdrosselt. Pierre fährt in die Provinz und lernt Fanny Ferreira kennen, eine sehr junge Professorin, die die Leiche während einer Kajak-Berg-Tour fand. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass die Augen der Leiche entfernt und mit „saurem“ Wasser gefüllt wurden. Durch einen Umweltaktivisten wird Pierre auf den sauren Regen aufmerksam gemacht, der vor vielen Jahren fiel. Folglich stand für ihn der Tatort fest – die Tat musste am Gletscher erfolgt sein, denn dort wird alter Regen wahrhaft konserviert. Er sucht gemeinsam mit der bergerfahrenen Fanny Ferreira den Gletscher auf – und findet eine weitere Leiche. Auch dieses Opfer wurde erdrosselt und verstümmelt. Hierbei handelte es sich um Philippe Sertys, der in einer Klinik arbeitete. Wie auch Remy übte er den gleichen Beruf wie sein Vater aus, sie waren also Bibliothekar und Pfleger in 2. Generation. Die Ermittlungen führten Eric Joisneau, einen Mitarbeiter von Pierre, zu dem Augenarzt Edmond Chernece. Dieser brachte Eric um, um sich zu schützen. Pierre machte sich auf die Suche nach seinem vermissten Kollegen und befragte auch diesen Arzt. Doch er hatte erst keinen Verdacht. Erst als in den Augen der 2. Leiche Glassplitter gefunden wurden, hatte er diesen Mediziner als nächstes Opfer in Verdacht. Doch Pierre kam zu spät. Der Arzt war ermordet. In dessen Klinik fand er auch die Leiche seines Kollegen, Chernece hat ihn ermordet. Pierre fand heraus, dass Philippe Sertys ein Lagerhaus von seinem Vater geerbt hatte. Als er dieses untersuchte, war dieses leer – aber er fand ein kleines Notizheft mit folgenden Zeilen: „Wir sind die neuen Herren, wir sind die Sklaven. Wir sind überall, wir sind nirgendwo. Wir sind die Vermesser, wir beherrschen die Purpurnen Flüsse“.

Zeitgleich ermittelte Karim Abdouf in einem anderen Bezirk eine Grabschändung. Jemand ist in die Gruft eines kleinen Jungen namens Jude Itero eingebrochen. Sein Chef Henry Crozier vermutete, dass dies eine Tat von Rechtsradikalen wäre. Karim machte sich auf den Weg zu diesen, und prügelte auf harte Weise die Informationen aus ihnen heraus. Doch sie hatten nichts mit der Tat zu tun. Karim ermittelte weiter. Er fand heraus, dass alle Schulaufzeichnungen und auch alle Fotografien von diesem vor 14 Jahren gestorbenen Kind entwendet wurden. Er vermutete erst, dass dies von den Grabschändern veranlasst worden wäre. Doch dies war nicht der Fall. Eine Nonne namens Andree hat die Bilder entwendet, und zwar bereits vor vielen Jahren. Über den Hinweis „Zirkus“ kam er auf die Spur, dass es sich bei dem Kind namens Jude Itero um ein Mädchen gehandelt hat. Karim vermutete zu Recht, dass bei dieser Täuschung die Lehrerin eine Rolle gespielt haben könnte. Diese hat die Stelle unter ihrem Geburtsnamen Pascaud angenommen, hieß aber tatsächlich Herault. Die Namen Herault und Itero hören sich im Französischen ähnlich an. Für Karim war klar, dass das Mädchen in Wirklichkeit Judith Herault hieß. Er sah die Akte des Kindes ein, es starb tatsächlich in einem Verkehrsunfall. Bei diesem wurde die Leiche so zerfetzt, dass man das Geschlecht des Kindes nicht mehr bestimmen konnte. Die Leiche wurde allerdings mit einem Fingerabdruck identifiziert. Bei der Grabschändung wurde von den Skinheads ein Lada gesehen. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich hierbei um den Wagen von Philippe Sertys gehandelt hat.

Die beiden harten Cops Karim und Pierre trafen aufeinander und ermittelten an ihren gemeinsamen Fall weiter.

Sie stellten fest, dass das Motiv Rache war. Die drei Mordopfer tauschten Neugeborene aus, um das Erbmaterial der intellektuellen Universitäts-Enklave, die mit den Auswirkungen der Inzucht zu kämpfen hatte, aufzubessern. Der Austausch war die Aufgabe von Philippe Sertys. Remys Job war, die Sitzordnung der Studenten in der Bibliothek so zu steuern, dass sich die „gen“-richtigen Paare regelmäßig „treffen / verlieben / heiraten / Kinderzeugen“ konnten. Diese Aufgabe erbten die beiden von ihren Vätern. Der Arzt kam erst nachträglich hinzu. Aber sie tauschten nicht nur die Kinder aus – sie brachten die schwächlichen Professorenkinder i. d. R. auch um.

Ihre Väter wollten auch das Neugeborene der Heraults austauschen. Doch sie haben nicht mit Zwillingen gerechnet. Sie nahmen den Austausch wie geplant mit einem Baby vor, das schwächliche Intellektuellen-Kind wurde umgebracht. Die leiblichen Eltern gingen mit ihrer Judith nach Hause, ihre Zwillingsschwester Fanny wurde von Professoren aufgezogen. Da die Heraults weit weg wohnten, bestand anfangs auch keine Gefahr. Doch die Mutter wurde als Lehrerin an die Schule von Guernon versetzt. Und so kamen Judith und Fanny in die gleiche Klasse. Die Ähnlichkeit fiel natürlich auf. Der leibliche Vater wollte den Sachverhalt klären, wurde aber ermordet. Der Mord wurde als Verkehrsunfall kaschiert. Judith und ihre Mutter flohen nach Sarzac. Das Mädchen gab sich zur Tarnung als Junge auf. Doch sie erkannten, dass sie gefunden werden würden – und daher beschloss die Mutter einen verzweifelten Plan. Sie ließ mit Hilfe der Nonne Andree alle Fotos beseitigen, und inszenierte einen Verkehrsunfall, bei dem Jude / Judith angeblich gestorben ist. Hierzu verwendete sie die Leiche eines anderen Verkehrsunfallopfers. Damit diese Leiche als ihr Kind identifiziert werden konnte, hat sie ihrer Tochter einfach ein Fingerglied abgetrennt und der zerfetzten Leiche untergeschoben.

Judith kam zu Fanny. Beide Mädchen teilten sich eine Existenz. Als sie Anhaltspunkte für die Täter fanden, beschlossen sie sich zu rächen. Und sie brachten nacheinander die 3 Männer bestialisch um. Und sie raubten ihnen bewusst die Augen und drapierten die Leichen so, dass zuerst ihr Spiegelbild gesehen werden würde. Sie wollten sie nicht nur umbringen, sie wollten ihnen ihre Identität rauben – sowie diese die Identität von unschuldigen Kindern geraubt hatten.

Karims Chef Henri Crozier war ebenfalls in diese Täuschung verwickelt. Über diesen fand Karim die Mutter der beiden Mädchen. Und von dieser bekam er ein Foto, wo die Zwillinge zu sehen waren. Als er das Foto Pierre zeigte, wussten die Polizisten natürlich sofort, wer die Mörder waren. Für Pierre war dies besonders schlimm – denn er hat erst eine Affäre mit Fanny begonnen.

Beim Showdown ersticht Fanny Pierre. Doch dieser konnte noch auf sie schießen. Beide starben, Pierre entkam auf diesem Wege wenigstens der Schmach einer Mordanklage. Denn der Hooligan vom Anfang der Geschichte starb durch seine Schläge. Judith wurde im Anschluss von Karim erschossen. Im Anschluss wurde ihm bewusst, dass er sich im Laufe der Ermittlungen in dieses Mädchen verliebt hatte. Der Roman schloss mit den Worten „Die Dunkelheit, die sein Herz gefangen hielt, vermochte keine Sonne zu durchdringen“.

Handelnde Personen

  • Pierre Niemans: harter Bulle, ehemaliger Star des RAID, ehemaliger Kommissar der BRB, ehemaliger Mörder- und Dealerjäger – mit einem Drang zur Gewalttätigkeit, mit einer Schwäche – er hat eine Hunde-Phobie
  • Antoine Rheims: Pierre Niemans Chef der Zentralen Dienststelle
  • Eric Joisneau: Kripo Grenoble – hat sein Jura Studium in Guernon abgebrochen, um Polizist zu werden
  • Remy Caillois: Mordopfer, 25 Jahre, Chefbibliothekar an der Uni von Guernon, sein gefolterter Körper wurde in einer Felsspalte gefunden
  • Sophie Caillois: Remys Frau
  • Captain Roger Barnes: Chef der Gendarmerie von Guernon
  • Bernhard Terpentes: Untersuchungsrichter
  • Fanny Ferreira: Professorin, Sportlerin
  • Vincent Luyse: der Rektor der Universität
  • Marc Dostes: Gerichtsmediziner
  • Karim Abdouf: ehemaliger Krimineller, Mörder – nun Provinzpolizist in Sarzac, war Punk, hat mit 21 Jahren sein Jura-Studium beendet, wortkarger Kampfsportler, Einzelgänger
  • Henry Crozier: Karims Chef
  • Jude Itero: dessen Grab wurde von Unbekannten geschändet
  • Judith Herault: die Zwillingsschwester von Fanny, aka Jude Itero
  • Schwester Andree: Nonne, Fabiennes Helferin
  • Philippe Sertys: das zweite Mordopfer, Hilfspfleger im Krankenhaus von Guernon
  • Fabienne Herault (geb. Pascaud): die Mutter von Fanny und Judith
  • Sylvain Herault: Fabiennes Mann und Vater von Fanny und Judith
  • Dr. Edmond Chernece: Augenarzt

Ausgaben

  • Jean-Christophe Grangé: Die purpurnen Flüsse. Thriller („Les rivières pourpres“). Neuaufl. Bechtermünz Verlag, Augsburg 2001, ISBN 3-8289-0436-X (übersetzt von Barbara Schaden).
  • Jean-Christophe Grangé: Les rivières pourpres. Michel, Paris 2000, ISBN 978-2-226-12034-2.
  • Jean-Christophe Grangé: Die purpurnen Flüsse. Hörbuch. Gekürzte Romanfassung. Lübbe Audio, Bergisch-Gladbach 2006, ISBN 978-3-404-77076-2 (6 CDs, gelesen von Joachim Kerzel).

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