Caracalla-Thermen

Caracalla-Thermen
Ansicht der Ruinen der Thermen aus dem vorgelagerten Park (2005)
Innenraum der Thermen, Zeichnung aus dem Jahre 1899
Die Statue des Herkules Farnese befand sich ursprünglich in den Thermen

Die Caracalla-Thermen (lat. Thermae Antoninianae) sind antike Badeanlagen in Rom. Sie zählen neben den Diokletiansthermen und den Trajansthermen zu den größten Thermenanlagen der Stadt Rom.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Thermen

Die Caracalla-Thermen wurden wahrscheinlich im Jahr 206 unter Septimius Severus begonnen und im 216 unter Kaiser Caracalla fertig gestellt[1][2]. Sie lagen in der XII.regio Piscino Publica, ein Stadtteil von Rom, der in dieser Zeit besonders mit prächtigen öffentlichen Bauten geschmückt wurde. Weitere Anbauten, wie Bogengänge und Dekorationen sind unter den Kaisern Elagabal und Alexander Severus ausgeführt worden, so dass die Anlage erst 235 n. Chr. wirklich vollendet war. Da die Anlage am Stadtrand Roms in der eher ärmlicheren Gegend gelegen war, kann angenommen werden, dass sie erbaut wurde, um die Popularität der Kaiser beim Plebs zu steigern. Zusammen mit den Diokletiansthermen gehörte sie zu den öffentlichen und eintrittsfreien Badepalästen.

Unter Kaiser Aurelian kam es nach einem Brand zu Renovierungen. Diokletian ließ den Aquäduct, der den Namen Forma Iova trug und die Anlage mit Wasser speiste, ausbauen. Schließlich ließ Kaiser Konstantin eine Apsis in das Kaldarium einbauen. Aus literarischen Quellen ist bekannt, dass die Thermen noch im 5. Jahrhundert im Betrieb waren.[3]

536 zerstörten die Goten jedoch die Wasserleitung Aqua Marcia, was den Badebetrieb beendete. Im Jahre 847 gab es einige Zerstörungen aufgrund eines Erdbebens, danach setzten Regen, Hitze und Frost den Bauten zu.

Im 16. Jahrhundert ließ die Familie Farnese, insbesondere der Papst Paul III. Farnese, einen Großteil der Marmorausstattung und Skulpturen entfernen, um damit den Palazzo Farnese und St. Peter auszuschmücken. Im Jahr 1824 begannen unter Graf Egido Di Velo systematische Grabungen, der vor allem den zentralen Baukörper untersuchte und das Mosaik mit den Athleten fand.

Heutzutage veranstaltet die Oper Rom hier Freiluft-Opernaufführungen.

Anlage

Die Anlage maß etwa 330 × 330 m, das Hauptgebäude 220 × 114 m. Neben einigen Schwimmbecken und Gärten beherbergte sie Gymnastik- und Versammlungsräume, Bibliotheken und diverse Dienstleistungsbetriebe wie Friseurgeschäfte. Die Thermen konnten bis zu 2000[2] Badegäste aufnehmen. Die Wasserversorgung und -entwässerung galt als technisch perfekt gelöst. Auch das Heizsystem der Anlage (lat. Hypocaustum) war perfekt ausgeklügelt: Über Tonrohre wurde Heißluft in sämtliche Räume geleitet und diente außerdem als Fußbodenheizung der Becken. Diese Luft entstand unter der Anlage: Dort arbeiteten mehr als hundert Sklaven an riesigen Holz befeuerten Öfen. Das Caldarium war von einer 35,08 m weiten Kuppel aus leichten Tonhohlkörpern gekrönt,[4] die größte Kuppel ihrer Art in der damaligen Welt.

Ausstattung

Schon anitke Autore beschrieben die Anlage als eximias et magnificentissimas. Das Bad war reich mit Marmor, Mosaiken und Statuen ausgestattet. Aus den Caracalla-Thermen sind die meisten Skulpuren aller Thermen erhalten, obwohl sicherlich ein Großteil der einstigen Ausstattung in Kalköfen landete. Wahrscheinlich aus der östlichen Palästra stammt der Farnesische Stier. Die Statuengruppe aus einem einzigen Block wurde um 1546/47 bei Grabungen von Papst Paul III. entdeckt und zeigt die Bestrafung der Dirke. Eine weitere wichtige Statue zeigt den ruhenden Herkules, die aus dem Frigidarium stammt.

Weiteres

  • Die Motorradverfolgungsjagd in dem Film Dealer Connection – Die Straße des Heroins von dem Regisseur Enzo G. Castellari wurde 1977 in den Thermen gedreht.

Einzelnachweise

  1. Piranomonte: die Caracalla-Thermenn, S. 7
  2. a b Stadtführer Rom (engl.)
  3. Piranomonte: die Caracalla-Thermenn, S. 8
  4. Erwin Heinle, Jörg Schlaich: Kuppeln aller Zeiten, aller Kulturen, Stuttgart 1996, ISBN 3-421-03062-6, S. 27

Literatur

  • Janet DeLaine: The baths of Caracalla. A study in the design, construction and economics of large-scale building projects in Imperial Rome. JRA, Portsmouth 1997, ISBN 1-887829-25-3 (Journal of Roman archaeology. Supplementary series, 25).
  • Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 318–320.
  • Anton Henze: Kunstführer Rom. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 131–133.
  • Marina Piranomonte: Die Caracalla-Thermen, Führer, Rom 2008 ISBN 978-88-370-6303-0

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Caracalla-Thermen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikisource-logo.svg Antoninianae thermae in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft.

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