Dorfkirche Roßdorf

Dorfkirche Roßdorf
Dorfkirche – Straßenansicht

Die Dorfkirche in Roßdorf ist das evangelische Gotteshaus von Roßdorf, einem Ortsteil der Stadt Jerichow in Sachsen-Anhalt. Die romanische Backsteinkirche mit barockem Turmaufsatz befindet sich in der Mitte des Dorfes inmitten des alten Friedhofes und ist das Wahrzeichen des Dorfes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche ist romanischen Ursprunges und wurde um 1200 unter starkem Jerichower Einfluss erbaut. Über dem Turm, der vermutlich im Mittelalter nicht vollendet wurde, errichtete man um 1715 einen barocken Fachwerkturm mit geschweifter Haube und Laterne.

Beschreibung und Ausstattung

Der gut erhaltene stattliche vierteilige Backsteinbau ist durch Lisenen und verschiedene Schmuckfriese im Außenbereich reich gegliedert. Trotz mehrfacher baulicher Veränderungen ist der über 800-jährige romanische Grundaufbau mit Westquerturm, Schiff, Chor und Apsis noch deutlich erkennbar.

Priesterpforte mit Tatzenkreuz

Über der Priesterpforte an der Nordseite befindet sich ein romanisches Tatzenkreuz aus eingelegten Ziegeln. Die Rundbögen des als Stufenportal ausgeführten Haupteingangs in der Turmwestfront sind gut erhalten. Das Turmuntergeschoss öffnet sich in 3 Arkaden gegen das Schiff, wovon die mittlere spitzbogig ausgeführt ist. An der Innenseite des Raumes hängt ein Triumphkruzifix aus dem 15. Jahrhundert.

Der gemauerte Altartisch im Altarraum ist mit einem barocken Holzaufbau mit der Stifterinschrift von 1678 und Gutswappen versehen. Der Altaraufbau wurde 1859 aus Karow gekauft und noch im gleichen Jahr vom Maler G. Braumann aus Magdeburg neu gefasst. Das Altarblatt ist mit einer italienischen Ruinenlandschaft versehen und enthält an den Seiten Säulen. In den Flügelstücken stehen die Figuren des Moses und Johannes des Täufers. In der Predella ist das Heilige Abendmahl dargestellt.

Im Chorraum befinden sich eine Gedenktafel der Gefallenen der napoleonischen Kriege. Der gotische achteckige Taufstein von 1 m Durchmesser besteht aus Sandstein. Aus dem Jahre 1655 stammt das von Jakob Bolike gestiftete Messingtaufbecken, das im Fond ein getriebenes lateinisches Kreuz enthält. Die Kanzel besteht aus Holz mit toskanischen Ecksäulen und ist mit Malereien der schreibenden Evangelisten mit den Tiersymbolen versehen.

Drei aus etwa 1600 stammende bemalte Holzfiguren des früheren Altars sind im Kreisheimatmuseum Genthin zu besichtigen.

Im Innenraum, der in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts neu ausgestaltet wurde, befinden sich an den Wänden Weihekreuze und Ornamente. An der Nordempore zeigt ein Gemälde Christus als Weltbeherrscher mit sieben Aposteln.

Die Orgel mit einfachem, schlichten Prospekt wurde von der Orgelbaufirma G.Voigt aus Halberstadt im Juli 1861 aufgestellt und nachdem sie lange Zeit nicht spielbar war, in mehreren Schritten im Zeitraum von 2006 bis 2010 aufwändig restauriert.

Von den ursprünglichen drei Glocken von 1300 sind heute zwei erhalten. Die kleinste und die mittlere Glocke musste im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden, die mittlere tauchte wieder auf, die kleinste blieb verschollen. Die Glocken tragen die Inschrift:

„ +O REX GLORIE CHRISTE VENI CUM PACE
O König der Ehren, Christus komme mit Frieden.“

In den Jahren nach 1945 konnte die Kirche mit vielen Mühen trotz zahlreicher Bauschäden erhalten werden. Dennoch wurde 1983 das Gotteshaus wegen Baufälligkeit geschlossen. 1984 wurde der Kirchturm mit Hilfe eines Spendenaufrufes der Roßdorfer Bürger im Fachwerkstil erneuert.

1991 wurde das Dach des Kirchschiffes gedeckt und am 24. Dezember 1992 fand nach 1½ jähriger Bauzeit die Wiedereinweihung des 700-jährigen Gotteshauses statt. Die über 100 Jahre alte Kirchturmuhr wurde im Jahr 1997 repariert. Am Kirchturm erfolgte 2001 die Schieferdeckung, die Restaurierung des Fachwerkes und die Sanierung des Mauerwerkes. 2003 wurde ein elektrisches Läutwerk eingebaut sowie die Schallluken des Turmes erneuert.

Literatur

  • Georg Dehio: „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bezirk Magdeburg“
  • E. Wernicke: „Bau- und Kunstdenkmale der Kreise Jerichow I und II“
  • Broschüre: „Kirchen im Jerichower Land“

Weblinks

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