Altenplathow

Altenplathow
Pieschelscher Mühlturm
Kirche Altenplathow

Altenplathow, ehemals preußisches Amt, ist ein nördlich gelegener Stadtteil von Genthin, der durch den Elbe-Havel-Kanal vom übrigen Stadtgebiet abgetrennt ist.

Beide Stadtteile werden nur durch eine Brücke verbunden, über die die Bundesstraße 107 führt, die durch Altenplathow verläuft und Genthin über Jerichow mit Havelberg verbindet. Von der Bundesstraße zweigen in Altenplathow auch zwei Kreisstraßen ab, die den Stadtteil mit den Nachbarorten Nielebock im Westen und Brettin im Osten verbinden. Nordwestlich von Altenplathow erstreckt sich ein weites Kieferwaldgebiet.

Ortsdaten

Geschichte

Altenplathow ist eng mit der Adelsfamilie von Plotho verbunden, die hier lange Zeit ihren Stammsitz hatte und über ein Gebiet herrschte, das sich bis zu 2000 km² ausdehnte. Zwischen zwei Armen des Flusses Stremme einen Flussübergang bewachend lag bereits im 12. Jahrhundert die Wasserburg Plothe. Der Name der Burg ist von dem slawischen Wort plot (= Zaun, Grenze) abgeleitet. Vermutlich bestand sie als Burgward bereits im 10. Jahrhundert. Bis zum Slawenaufstand von 983 gehörte die Burg zum Bistum Havelberg, danach gelangte sie im Zuge der Slawenkreuzzüge Anfang des 12. Jahrhunderts in den Besitz der Grafen von Stade. Diese übereigneten die Burg 1144 dem Magdeburger Erzbistum. In der Schenkungsurkunde erfolgte die erste offizielle Erwähnung der Burg. Zum Burgbesitz gehörten neben Altenplathow, Genthin sowie die Orte Bergzow, Großwusteritz, Güsen, Mützel, Roßdorf und Vehlen. Burgherr wurde wenige Jahre später Hermann von Plotho (1135–1170), Gefolgsmann des Erzbistums Magdeburg. Sein Grabstein befindet sich noch heute in der Altenplathower Kirche (siehe dort). Als 1294 Wolf von Plotho ohne männlichen Erben starb, ging die Burg in den Besitz des Magdeburger Erzbischofs Burchard II. über. Als Verwalter wurden die Brüder Johann und Werner Rosenburg eingesetzt, die 1335 von der Familie von Bredow abgelöst wurden. Die Burg blieb im Besitz der Magdeburger Erzbischöfe, bis Erzbischof Otto durch Finanznöte gezwungen war, die Burg am 17. Oktober 1338 an die von Bredows zu verkaufen. 1355 war Otto jedoch bereits wieder in der Lage, die Burg zurückzukaufen. Auch in der Folgezeit musste die Burg aus Geldmangel mehrfach verpfändet werden, während des 15. Jahrhunderts geriet sie zwischen die Streitigkeiten des Erzbistums mit der Mark Brandenburg und war zeitweilig Angriffsziel oder Stützpunkt von Raubrittern.

Die schon zur Slawenzeit bei der Burg gelegene Siedlung führte zunächst den Namen „Orogawitz“, doch schon Mitte des 10. Jahrhunderts war der Burgname auch auf den Ort übergegangen. 1420 taucht bereits die Bezeichnung „Aldenplote“ auf. Die Dorfbewohner unterstanden den jeweiligen Burgherren und lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft. Als im 14. Jahrhundert die Orte in der Elbaue begannen Deiche zu errichten, wurde Altenplathow Sitz des Elbdeichgerichtes. Es verblieb dort bis 1420, und der jeweilige Burgherr führte den Vorsitz. 1535 wurde in Altenplathow die Reformation eingeführt. Ein Visitationsprotokoll führt 1562 als Einwohner den Pfarrer, einen Küster, vier Bauern, zwei Hirten und weitere 16 Landmänner auf. 1634 richtete ein großer Brand schwere Schäden an, und 1639 brach im Ort eine Pestepidemie aus. Um 1650 ließen sich fünf Kolonisten am Ortsrand nieder und gründeten die Siedlung Wiehl. Innerhalb von dreißig Jahren erhöhte sich die Zahl ihrer Hauswirte auf achtzehn.

Schon zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges war die Burg zur Ruine verfallen. Nachdem das Erzbistum Magdeburg 1680 als Herzogtum zu Brandenburg gekommen war, ordnete Kurfürst Friedrich Wilhelm anlässlich eines Aufenthaltes in Altenplathow 1681 den Abbruch der Burgbefestigungen und die Beseitigung der Gräben an. Der Burgbesitz wurde zur Domäne und verpachtet. Die Forstverwaltung wurde ausgegliedert und als Oberförsterei weitergeführt. Altenplathow erhielt den Status eines königlichen Amtes, dem auch die benachbarte Stadt Genthin unterstand. Für den in den Jahren 1734 bis 1745 gebauten Plauer Kanal wurde auch das Flussbett der Stremme genutzt, sodass Altenplathow direkten Anschluss an die neue Wasserstraße und durch die damit verbundene Schifffahrt einen neuen Erwerbszweig erhielt. Auf Anordnung von König Friedrich II. entstand ab 1763 die Kolonie Breitemark mit zwanzig Hausgrundstücken. Ebenfalls auf königlichen Befehl mussten 1770 zum Aufbau einer von China unabhängigen preußischen Seidenfabrikation 3910 Maulbeerbäume angepflanzt werden, und es wurde eine Seidenspinnerei eingerichtet.

Infolge von Verwaltungsreformen des preußischen Staates erfolgte zunächst 1809 die Loslösung der Stadt Genthin aus dem Amt Altenplathow, und mit der Kreisreform von 1815 erfolgte die Auflösung des Amtes und die Eingliederung in den Kreis Jerichow II mit der neuen Kreisstadt Genthin. Der Statusverlust wirkte sich jedoch nicht negativ auf das wirtschaftliche Leben Altenplathows aus. Schon 1808 hatte der Magdeburger Kaufmann Pieschel eine Zichorienfabrik gegründet, der er später noch eine Schrotgießerei und eine Ölmühle folgen ließ. Die günstige Lage am Plauer Kanal, der Bau neuer Straßen und die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Magdeburg–Potsdam im Jahre 1846 lockten weitere Industriebetriebe an. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden noch die Altenplathowsche Amtsziegelei und eine Schiffswerft. Um 1880 gab es in Altenplathow 20 Schiffseigner mit 65 Beschäftigten und 22 Schiffen. Die Zahl der Einwohner des Ortes stieg von 1970 im Jahre 1885 auf 2332 im Jahre 1910. So war die alte Kirche für die gewachsene Gemeinde zu klein geworden, und 1899 entschied man sich, dass auch baufällig gewordene Gebäude abzureißen und ein neues Gotteshaus zu bauen. Dieses wurde nach einjähriger Bauzeit am 25. August 1904 eingeweiht. Die Geschichte des eigenständiges Dorfes Altenplathow endete mit der Eingemeindung in die Stadt Genthin im Jahre 1923.

Bauwerke

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