- Dreifaltigkeitskirche (Ulm)
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Die Dreifaltigkeitskirche geht baugeschichtlich auf eine Gründung der Dominikaner in Ulm zurück. Im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und jahrzehntelang Ruine, wird sie nach Wiederaufbau seit 1984 als Haus der Begegnung der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorläuferbau Predigerkirche
Außerhalb der staufischen Stadtmauer Ulms (vor dem Diebstor, dem damaligen Osttor) erwarben die Dominikaner 1281 einen Garten und erbauten dort in den Folgejahren ein Kloster mit der dreischiffigen „Predigerkirche“ (Schiff 1305 geweiht, Chor 1321). Der ab 1348 im Ulmer Dominikanerkonvent wirkende Mystiker Heinrich Suso wurde 1366 in der Kirche begraben (bei einem Ausgrabungsversuch 1704 wurde dieses Grab allerdings vermutlich unerkannt zerstört). 1531, nach der Reformation, verließen die Dominikaner Ulm. 1547 nochmals anlässlich einer Trauerfeier hergerichtet, die Karl V. für seine verstorbene Schwägerin abhalten ließ, verfiel die Kirche in den folgenden Jahrzehnten, lediglich der Chor blieb überdacht.
Dreifaltigkeitskirche 1617 bis 1944
Auf Bestreben des Stadtrates wurde unter dem Ulmer Stadtwerkmeister Martin Banzenmacher 1617 bis 1621 vor dem gotischen Chor der Predigerkirche auf den Grundmauern des alten Schiffes eine Saalkirche im Renaissance-Stil errichtet, mit einem Zwiebelturm im Winkel zwischen Schiff und Chor. Die Nordwand des Schiffes der nunmehrigen „Dreifaltigkeitskirche“ erhielt einen Kanzelpfeiler. Im Westen wurde eine reichgeschnitzte hölzerne Empore eingebaut. Die Balkendecke wurde mit ornamentierten Stuckfeldern dekoriert, die Wand darunter mit einem umlaufenden Stuckfries (Triglyphenfries mit Fruchtgehängen in den Metopenfeldern). Kanzel und Hochaltar wurden von dem Schreiner Hans Wörz und dem Maler Hans Denzel gefertigt, der Schnitzer der mit hoher Qualität geschaffenen frühbarocken Hauptfiguren des Altars – wenn nicht Wörz selbst – ist unbekannt. 1640 wurde eine Orgel eingebaut (1714 erneuert).
1809 wurde die Dreifaltigkeitskirche Pfarrkirche der Ulmer „unteren Stadt“. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten diverse Umbauten und Neugestaltungen des Innenraums, so wurde 1857 die Orgel ersetzt und 1895/96 die Orgelempore erneuert. Wegen ihrer guten Akustik wurde die Dreifaltigkeitskirche auch als Konzertkirche geschätzt, zwischen 1896 und 1944 konzertierte hier der Ulmer Oratorienchor regelmäßig. Am 17. Dezember 1944 wurde die Kirche bei einem schweren Bombenangriff bis auf die Außenmauern von Schiff, Chor und Turm zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Um 1950 erfolgten Befestigungsarbeiten und eine provisorische Überdachung der ausgebrannten Ruine. 1949 bis 1951 diente die ehemalige Sakristei als „Dreifaltigkeitskapelle“ für Gottesdienste. Da im Umkreis keine nennenswerte Gemeinde mehr existierte, wurde 1953 entschieden, die Dreifaltigkeitskirche nicht wieder als Kirche aufzubauen. Weitere Teile des partiell noch erhaltenen Stuckfrieses waren mittlerweile abgestürzt. In der Folgezeit diente der Chor zeitweilig als Steinmagazin des Ulmer Museums, das Schiff als Kulissenmagazin des Stadttheaters. Ein von Stadt und Kirche zunächst gemeinsam geplanter Konzertsaal wurde nicht realisiert.
Nachdem 1975 ein vom 42 m hohen Turmschaft herabgefallener Steinbrocken ein parkendes Auto beschädigt hatte, wurde eine Sicherung des Turmes erforderlich. Dabei wurde beschlossen, ihn zu renovieren und auch die ursprüngliche Turmzwiebel wiederherzustellen. Die 1977 fertiggestellte Turmrenovierung wirkte als Initialzündung zur Wiederherstellung des gesamten Baus, um ihn anschließend als kirchliches Begegnungszentrum zu nutzen.
In den folgenden Jahren wurde das Äußere der Kirche komplett wiederhergestellt und der Innenraum dem neuen Nutzungskonzept gemäß ausgebaut. Schiff und Chor wurden dabei durch ein Treppenhaus getrennt und durch horizontal eingezogene Zwischendecken geteilt. So entstanden u.a. ein Chorraum (ohne Wiederherstellung des gotischen Kreuzgewölbes) mit neuer Empore und ein großer Saal (mit rekonstruierter Stuckdecke und Fries) auf der nunmehr zweiten Ebene des Schiffs mit Sitzplätzen für rund 500 Personen. Seit 1984 dient die Dreifaltigkeitskirche Ulm unter der Bezeichnung „Haus der Begegnung“ als Begegnungs- und Bildungszentrum der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm. Darüber hinaus beherbergt sie das Büro des Evangelischen Kreisbildungswerkes Ulm/Blaubeuren, das Archiv der Ulmer Prälatur sowie eine Evangelische Medienstelle.
Literatur
- Evangelische Gesamtkirchengemeinde Ulm (Hrsg.): Haus der Begegnung – Dreifaltigkeitskirche Ulm, Festschrift 1984, Ulm.
- Hellmut Pflüger: Ulm. Das alte Stadtbild. Band 2, Weißenhorn, Anton H. Konrad Verl., 1964
Weblinks
Commons: Dreifaltigkeitskirche (Ulm) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien48.3974239.99756Koordinaten: 48° 23′ 51″ N, 9° 59′ 51″ OKategorien:- Kulturdenkmal in Ulm
- Kirchengebäude in Ulm
- Dreifaltigkeitskirche
- Kirchengebäude der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
- Rekonstruiertes Bauwerk in Baden-Württemberg
- Ehemaliges Kloster in Baden-Württemberg
- Kloster (13. Jahrhundert)
- Ehemaliges Dominikanerkloster in Deutschland
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