Dreifaltigkeitskirche (Haunsheim)

Dreifaltigkeitskirche (Haunsheim)
Evangelisch-Lutherische Dreifaltigkeitskirche, Ansicht von Südosten

Die Dreifaltigkeitskirche in Haunsheim, einer Gemeinde im Landkreis Dillingen an der Donau im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, ist die Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Pfarrei Haunsheim/Bachtal. Sie wurde als evangelische Kirche zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Stil der Renaissance errichtet und blieb von späteren Umgestaltungen weitgehend verschont.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt inmitten des Ortes in einem ummauerten Friedhof.

Geschichte

Wappen von Zacharias Geizkofler an der Empore

Die Entstehung der Pfarrei Haunsheim wird bis in frühchristliche Zeit zurückgeführt. Funde römischer Münzen und ein in der Sakristei der Kirche erhaltener Grabstein (Fortunatusstein) für die christliche Ehefrau eines römischen Offiziers weisen auf eine römische Gründung hin. Die katholische Vorgängerkirche der heutigen Dreifaltigkeitskirche war den Aposteln Petrus und Paulus geweiht.

Seit dem Hochmittelalter war Haunsheim Sitz verschiedener Adelsgeschlechter. 1267 ist der Name Eberhardus de Hunsseheim urkundlich erwähnt. Als Reichsritter waren die Grundherren reichsunmittelbar und konnten das Vorrecht der Konfessionsbestimmung beanspruchen. Deshalb blieb Haunsheim unter den Herren von Harbach, von Wellwart und von Horckheim katholisch, obwohl Pfalzgraf Ottheinrich von Pfalz-Neuburg 1542 der Augsburger Konfession beitrat.

Der evangelische Glaube wurde erst 1603 durch Zacharias Geizkofler eingeführt, der im Jahr 1600 die Herrschaft kaufte. Er berief den Theologen, Mathematiker und Astronomen Georg Galgenmaier zum ersten evangelischen Priester, dessen Grabstein in der Kirche unter der Empore erhalten ist. Zacharias Geizkofler beauftragte den Baumeister Hans Alberthal mit dem Abbruch der alten Kirche und dem Bau der heutigen Kirche. Die Pläne stammen von dem Maler und Architekten Joseph Heintz, einige Detailzeichnungen von dem Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl. 1609 war die neue Kirche fertiggestellt und am 4. Februar 1610 wurde sie eingeweiht.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde an der Südseite des Langhauses eine Herrschaftsloge mit verdecktem Treppenaufgang an der Außenseite der Kirche eingebaut, die man bei der Renovierung 1975 wieder entfernte.

1666 kam die Herrschaft Haunsheim durch Heirat an die Familie der Racknitz, die sie 1823 an den Freiherrn von Süßkind verkauften. Seit 1864 ist das Schloss Haunsheim im Besitz der Familie von Hauch.

Nachdem Haunsheim 1806 an das Königreich Bayern fiel, gehörte die Kirchengemeinde zum Dekanat Leipheim, seit 1921 Dekanat Neu-Ulm. Bis zur Gründung des Vikariats Dillingen 1908 und des Vikariats Lauingen 1956 übernahm die Pfarrei Haunsheim die Betreuung der Gläubigen. 1945 wurde die evangelische Gemeinde Haunsheim/Bachtal (mit Bachhagel, Syrgenstein, Zöschingen) gegründet. Sie zählt heute 2000 Mitglieder.

Architektur

Außenbau

In den Westgiebel ist ein siebenstöckiger, quadratischer Turm eingeschnitten, der von einer vierseitigen Haube mit Laterne, Kugel und Wetterfahne bekrönt ist. Im oberen Geschoss, über der Uhr, öffnen sich auf allen vier Seiten korbbogige Klangarkaden.

Der Westgiebel läuft seitlich in den für die Renaissance typischen Voluten aus.

An der Ostseite erhebt sich ein Dachreiter mit achseitigem Türmchen und Wetterfahne über einer Giebelgaube. Bis 1975 war hier ein Aufzugsbalken angebracht, da der Dachboden der Kirche mit seinen drei Geschossen früher als Getreidespeicher genutzt wurde.

Die südliche Langhauswand wird durch toskanische Pilaster gegliedert. Sie ist von großen Rundbogenfenstern durchbrochen, die von Lisenen und flachen Dreiecksgiebeln auf Volutenkonsolen eingefasst sind. Der Eingang befindet sich an der Südseite.

Innenraum

Blick zum Chor

Das einschiffige Langhaus erstreckt sich über zwei Joche und mündet im Osten in einen eingezogenen, um zwei Stufen erhöhten, dreiseitig geschlossenen Chor. Es ist mit einem Kreuzgratgewölbe gedeckt, das auf breiten Wandpfeilern aufliegt. Diese weisen Pilastervorlagen mit korinthisierenden Kapitellen auf.

Die Fenster sind von breiten Stuckrahmen eingefasst, die oben in gesprengten Dreiecksgiebeln mit Vasen münden und unten mit Blumengirlanden abschließen.

Der Chor ist mit einem Sterngewölbe mit einer Rosette am Gewölbescheitel gedeckt.

Den westlichen Abschluss bildet eine Doppelempore. Die untere Empore liegt auf Korbbögen auf, die von Steinsäulen getragen werden. In den Bogenzwickeln befinden sich, in Stuckkkartuschen gefasst, die Wappen der Familien Geizkofler und Rehlingen. Die obere Empore ruht auf mit Schnitzereien verzierten Säulen aus Eichenholz. Die Brüstungen der Emporen sind ebenfalls aus Eichenholz und mit Flachschnitzereien versehen.

Ausstattung

Chorfenster mit Wappenscheibe von 1608

Im Chor ist das Gestühl mit Wandvertäfelung aus der Erbauungszeit der Kirche erhalten. Es wurde, wie die Kanzel und die Empore, nach Entwürfen von Joseph Heintz geschaffen. Über der Tür zur Sakristei und auf der gegenüberliegenden Seite sind die Allianzwappen Geizkofler-Rehlingen angebracht.

In der Mitte des Chors hängt ein hölzernes Kruzifix mit fast lebensgroßem Korpus aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Hinter dem Altar befindet sich im Fußboden der Zugang zur Familiengruft der Geizkofler. Der Deckelstein stammt von 1752.

Die lateinische Inschrift (ZACHARIAS.GEIZKOFLER.ET.C.EQVES.AVRATVS.TEMPLVM.HOC.DIVINO.CVLTVI.PIO.VOTO.A.FVUNDAM.EXTR:F. (Zacharias Geizkofler, Ritter vom güldenen Sporn, ließ diese Kirche für den Gottesdienst in frommer Widmung von Grund auf erbauen) am Chorbogen verweist auf den Erbauer der Kirche. Darüber steht die Jahreszahl MDCVIII (1608). Die Eisenstange unter dem Chorbogen ist ein Symbol für den Vorhang im Tempel von Jerusalem. Sie ist mit der lateinischen Inschrift versehen: VERBVM.DOMINI.MANET.IN.AETERNUM.I.PET (des Herren Wort bleibet in Ewigkeit, 1 Petr 1,25) BEATI.QUI.HABITANT.IN.DOMO.DOMINI.PSAL.84 (wohl denen, die im Hause des Herrn wohnen, Psalm 84,5).

In die Chorfenster sind sechs Wappenscheiben von 1608 eingebaut. Sie wurden von dem Augsburger Glasmaler Achilles Miller gefertigt und stellen die Wappen der Familien Geizkofler und Rehlingen, der Erbauer der Kirche dar. Vier Scheiben stammen von 1878/79. Sie wurden von Max Mittermair aus Lauingen geschaffen und stellen die Wappen der Familie von Hauch dar, den heutigen Besitzern des Schlosses von Haunsheim.

Die Kanzel ist mit vergoldeten Schnitzornamenten versehen. Der Kanzelfuß ist als geflügelter Engelskopf gestaltet, auf dem Schalldeckel thront das Lamm mit Siegesfahne und Strahlenkranz. Die Kanten des Schalldeckels sind mit Engelsköpfen verziert.

Das achteckige Taufstein aus Suevit trägt die Jahreszahl 1530.

Orgel

Die Orgel stammt von der Ulmer Orgelbaufirma Heinrich Conrad Branmann (1840–1882). Sie wurde 1878 eingebaut.

Epitaphien und Grabplatten

  • Das Epitaph aus Kalkstein an der Ostwand des Chores ist Zacharias Geizkofler und seiner Ehefrau, Maria von Rehlingen, gewidmet und wurde 1607 von Christoph Murmann in Augsburg gefertigt.
  • Am nördlichen Chorpfeiler Epitaph für Eugen Freiherr von Racknitz mit Wappen, Reliefabbildungen und Namensinschriften seiner beiden Ehefrauen und deren zwölf Kinder
  • Am südlichen Chorpfeiler Epitaph für Freifrau von Wöllwarth (1733−1808), zweite Gemahlin von Eugen Freiherr von Racknitz, mit Inschrift

Unter der Orgelempore befinden sich mehrere Grabplatten und Epitaphien.

  • Grabplatte von Ottilia von Horckheim geb. von Harbach, gest. 1568, mit vier Engelsputtenköpfen in den Ecken, in der Mitte Allianzwappen Horckheim-Harbach, oben und unten Ahnenwappen, mit Signatur und Meisterzeichen, von Hans Schaller (Ulm)
  • Grabplatte von Alexander von Wellwart, gest. 1549, Reliefdarstellung des Verstorbenen in Rüstung vor dem Kruzifix kniend, unten Wappen der Familien Woellwarth und Harbach, dem Bildhauer Loy Hering zugeschrieben
  • Grabstein für Barbara Christina von Horchkheim, Tochter von Wolff Casper von Horckheim, gest 1575 im Alter von 15 Wochen
  • Grabplatte von Gabriel von Harbach, gest. 1530, und seiner Ehefrau Agatha geb. von Knöringen, mit Reliefbild des Verstorbenen in Rüstung, unten die Wappen Harbach und Knöringen
  • Grabstein für den ersten evangelischen Pfarrer in Haunsheim, Georg Galgenmaier, gest. 1619, mit Wappen des Verstorbenen und Himmelsglobus mit dem im November 1918 erschienenen und von ihm mitentdeckten Kometen, von Christoph Senft (Lauingen)

Literatur

  • Klaus Lobisch: Dreifaltigkeitskirche Haunsheim. Hrsg.: Evang.–Luth. Kirchengemeinde für die Pfarrei Haunsheim/Bachtal, Haunsheim 2005
  • Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dillingen an der Donau, bearbeitet von Werner Meyer, in der Reihe: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Die Kunstdenkmäler von Schwaben. Bd. VII. Landkreis Dillingen an der Donau. München 1972, S. 348–363, ISBN 3-486-43541-8
  • Georg Wörishofer, Alfred Sigg, Reinhard H. Seitz: Städte, Märkte und Gemeinden. In: Der Landkreis Dillingen a. d. Donau in Geschichte und Gegenwart. Hrsg. vom Landkreis Dillingen a. d. Donau, 3. neu bearbeitete Auflage, Dillingen an der Donau 2005, S. 281–285

Weblinks

 Commons: Dreifaltigkeitskirche (Haunsheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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