Dübener Ei

Dübener Ei

Würdig 301 (in der späten DDR Würdig 301-2), im Volksmund „Dübener Ei“ oder „Kuschelkugel“ genannt, ist einer der leichtesten gebauten Wohnwagen.

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge des Würdig 301

Die Geschichte des Volks-Eis begann 1936 in Bad Düben (Sachsen) und ging mit der letzten Auslieferung 1990 zu Ende. Der Konstrukteur Max Würdig schuf mit dieser aerodynamischen Form eine bleibende Silhouette für die nächsten fünfzig Jahre. Als Würdig mit seiner Freundin wegen des fehlenden Trauscheins kein Nachtquartier in einem Gasthof erhielt, kam ihm die Idee für ein unabhängiges Reisezuhause, um künftig nicht mehr auf die unsichere Gastfreundschaft Dritter angewiesen zu sein.[1]

Die Beliebtheit des kleinen und leichten Wohnwagens stieg schnell an, und so kam es in den Dreißiger-Jahren bald zu einer geringfügigen Serienproduktion, die zum Zweiten Weltkrieg vollständig zum erliegen kam. Ende der 50er-Jahre übernahm Max Würdigs Sohn, Karl-Bernhard Würdig, den Betrieb.

VEB Campingwohnwagen

Ausstattung und Kaufpreis

Bei dem Gefährt handelt es sich um einen Einachsanhänger in Leichtbauweise mit einem Leergewicht von 300 kg, bei max. 100 kg Zuladung. Die Maßangaben schwanken leicht und betragen annähernd 380 cm (Länge) × 172 bis 175 cm (Breite) × 210 bis 215 cm (Höhe). Der Oberbau besteht aus einem Holzkonstrukt mit Hartpapierhülle, die Innenverkleidung aus Sperrholzplatten. Zur Ausstattung gehören eine Gas-Kochstelle, ein Kleiderschrank sowie ein Tisch samt zweiteiliger Sitzecke, die zu einer Doppelliege (Bett) zusammengefügt werden kann. Auf Wunsch erweitert ein abschließbares Vorzelt den Wohnraum. Der Preis lag Mitte der 60er Jahre bei rund 5000 DDR-Mark und stieg bis 1990 auf etwa 6500 DDR-Mark. Das entsprach annähernd dem Jahreslohn eines Arbeiters.

Serienproduktion

Die erste Nachkriegsserie ging 1955 in der DDR in Produktion, bis Anfang der 60er Jahre noch ohne Bugfenster und mit 16-Zoll-Bereifung. Vorher wurden nur einzelne Prototypen hergestellt, mit rundem (Vorkriegs-)Heck und unnumeriertem Fahrgestell. Da die zentralistische Planwirtschaft der DDR gleichbedeutend mit Mangelwirtschaft war und Material zum Wohnwagenbau nicht auf dem Programm zur 130 prozentigen Übererfüllung des Zehnjahresplanes stand, war die Ausgangssituation schwer – insbesondere für einen gemäß der damaligen sozialistischen Staatsdoktrin „klassenfeindlichen“ Privatbetrieb, der von staatlichen Materialzuteilungen abhängig blieb. Mitunter verließen im Jahr keine 10 Wohnwagen den kleinen 12-Personen-Betrieb. Mitte der 60er Jahre wurde der Ausstoß auf etwa 20 bis 40 Stück erhöht, bevor es mit der Verstaatlichung 1972 und der Umbenennung in VEB Campingwohnwagen, Bad Düben zu einer nochmaligen Steigerung auf bis zu 90 Stück jährlich kam.

Uneinheitliche Fahrzeugnummerierung

Die Serienfahrzeuge waren durchgängig nummeriert, doch nach wechselndem System. Die FIN war bis Ende der 50er Jahre dreistellig, wobei seit Mitte der 50er Jahre die erste Ziffer den Produktionsmonat und die beiden letzten Ziffern das Produktionsjahr angaben. Anfang der 60er Jahre wurde die FIN vierstellig: Die beiden letzten Ziffern kennzeichneten wie zuvor das Produktionsjahr, die beiden ersten Ziffern nun die Stückzahl, die sich auf die Menge der seit 1955 hergestellten Gefährte bezog. 1966/67 entfiel die Jahresangabe, die FIN markierte nur noch die Stückzahl. Weil die Gesamtproduktion zu diesem Zeitpunkt bereits die 100 überschritten hatte, wurde die FIN zunächst wieder dreistellig. 1981/82 wurde das tausendste Exemplar hergestellt, bei Produktionsende im Juni 1990 erreichten die letzten Fahrgestellnummern eine Bezifferung um die 1700. Die produzierte Gesamtstückzahl betrug schätzungsweise 2000 bis 2200 Einheiten, von denen die meisten jedoch nicht mehr existieren.

Das Dübener Ei nach dem Ende der DDR

Das heute selten gewordene Gefährt sieht man vereinzelt auf Oldtimertreffen oder zu Himmelfahrt beim so genannten „Dübener-Eier-Treffen“. Inzwischen ist das Dübener-Ei im Campingmuseum aufgenommen.[2]

Bildergalerie

Einzelnachweise

  1. Berliner Zeitung: Irgendwann hatte Max Würdig die Faxen dicke …
  2. Berliner Zeitung: Immer neue Exponate werden im einzigartigen Museum aufgenommen

Weblinks


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