- Carex baldensis
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Monte-Baldo-Segge Systematik Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida) Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae) Ordnung: Süßgrasartige (Poales) Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae) Gattung: Seggen (Carex) Art: Monte-Baldo-Segge Wissenschaftlicher Name Carex baldensis L. Die Monte-Baldo-Segge (Carex baldensis) ist ein sehr seltenes, in den Zentral- und Ostalpen endemisches, aber weitgehend ungefährdetes Sauergrasgewächs (Cyperaceae) felsiger Standorte. Kennzeichnend sind seine vielfach reinweißen Blütenstände. Als einzige Segge wird Carex baldensis außer vom Wind teilweise auch von Käfern bestäubt. Sowohl der deutsche als auch der wissenschaftliche Name nimmt auf einen seiner Wuchsorte in Italien, den Bergrücken namens Monte Baldo, Bezug.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung und Standort
Die Monte-Baldo-Segge hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Italien zwischen dem Comer- und dem Gardasee, reicht ostwärts bis ins Val Sugana in den Dolomiten und südwärts bis Lessini (Venetien) und in die Grigna (Lombardei). Wenige weitere Fundstellen liegen in den Zentralalpen in Nordtirol (Österreich) sowie in der Schweiz, ferner in den deutschen Nordalpen. Die Art ist in der Schweiz auf ein Gebiet von 6 mal 4 km im Unterengadin beschränkt. In Deutschland kommt sie nur mit wenigen, vom Hauptareal völlig isolierten Vorposten in den Ammergauer Alpen vor.
Die Art ist in der Schweiz subalpin(-alpin) von 2000 bis 2400 m Höhe, in Österreich zwischen 800 und 1500 m verbreitet, in Italien auch kollin bis montan beispielsweise am Comersee ab etwa 70 m Höhe. Die Pflanze besiedelt sonnige, wasserdurchlässige Steinrasen mit geringer Schneebedeckung und früher Schneeschmelze ab etwa Mai auf Kalk- und Dolomitschutt steiniger, trockener Abhänge und Weiden sowie offene lockerrasige, heidekrautreiche Berg-Kiefernwälder und Legföhrengebüsche. Besonders gesellig ist sie im Waldgrenzbereich zu finden.
Merkmale
Die Monte-Baldo-Segge ist ein mehrjähriger Hemikryptophyt oder Geophyt. Die krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 10 und 40 Zentimetern, zuweilen bis zu 65 Zentimetern und bildet ohne Ausläufer lockere bis dichte Rasen. Der glatte, undeutlich dreikantige Stängel wächst steif aufrecht und ist ausschließlich am Grunde beblättert. Die graugrünen, starren und gedrängt stehenden Laubblätter werden zwischen 2 und 4 Millimeter breit. Sie sind flach oder zusammengefaltet, an den Rändern rau und an der Spitze eingerollt. Die Blütenstände tragen an der Basis zwei bis fünf bis zu 10 Zentimeter lange und waagerecht abstehende oder zurückgeschlagene Hüllblätter.
Der endständige Blütenstand der einhäusigen (monözisch) Segge ist köpfchenartig. Er wird bis zu 2,5 Zentimeter lang und misst im Durchmesser 1 bis 2,5 Zentimeter. Er verfügt über drei bis neun dicht gedrängt stehende weißliche Ährchen. Diese sind alle gleich gestaltet. Die etwa 1 Millimeter breiten und 4 Millimeter langen, eiförmigen und vielblütigen Ährchen tragen am Grund weibliche und an der Spitze männliche Einzelblüten. Die weißlichen bis gelblichen, dreinervigen Spelzen sind länglich dreieckig bis eiförmig geformt, laufen spitz zu und tragen einen grünen Kiel. Die männlichen Blüten verfügen über drei Staubblätter. Die weiblichen Blüten sind mit einem dreinarbigen Fruchtknoten ausgestattet. Die 4 bis 5 Millimeter langen, ungeschnäbelten Fruchtschläuche (Utriculi) sind weiß bis gelbbraun, länglich und stumpf dreikantig. Sie sind kürzer als die Spelzen und vielnervig. Die Frucht ist im Umriss eiförmig, scharf dreikantig und hat konkave Seitenflächen. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli.
Ökologie
Die Monte-Baldo-Segge ist wie alle anderen Vertreter der Familie der Cyperaceae windblütig. Dieses Sauergras wird dagegen als einzige Segge teilweise auch von Käfern bestäubt.
Das Sauergras ist eine Halblicht- bis Volllichtpflanze sowie ein Kühlezeiger. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf trockenen bis mäßig frischen, kalkreichen, humosen, stickstoffarmen bis -ärmsten Steinböden (Dolomit). Seine ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg sind L (Lichtzahl) = 8, T (Temperaturzahl) = 3, K (Kontinentalitätszahl) = 5, F (Feuchtezahl) = 4, R (Reaktionszahl) = 8, N (Stickstoffzahl) = 3, S (Salzzahl) = 0[1].
Carex baldensis ist eine Kennart der Pflanzengesellschaft des Blaugras-Horstseggen-Rasens (Seslerio-Caricetum sempervirentis), kommt aber auch im Erika-Bergföhrenwald (Erico-Pinetum montanae) und in Flaumeichenwäldern (Quercion pubescentis-petraeae) vor.
Status und Gefährdung
Das Sauergras wird in der IUCN 1998 für Europa und damit weltweit als gefährdet eingestuft und gilt weltweit als selten [2]. Seine Bestände sind in seinem norditalienischen Hauptareal zur Zeit aber weitgehend ungefährdet [3]. Punktuell ist die Pflanze sogar häufig. Die in Deutschland extrem seltene Monte-Baldo-Segge gilt nicht als gefährdet ist aber nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders und auch nach der schweizerischen Artenschutzverordnung (ASchV) vollständig geschützt. In Österreich ist sie sehr selten und gilt als potentiell gefährdet[4]
Quellen und weiterführende Informationen
Einzelquellen
- ↑ Heinz Ellenberg, H.E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18, Verlag Erich Goltze, 1992. ISBN 3-88452-518-2
- ↑ M. Schnittler, K.-F. Günther:Central European vascular plants requiring priority conservation measures – an analysis from national Red Lists and distribution maps, Springer Netherlands, 1999, ISSN 0960-3115
- ↑ Conti F., Manzani A., Pedrotti F.: Libro Rosso delle Piante d’Italia, Ministero dell’Ambiente, Ass. Italiana per il W.W.F., Roma, 1992.
- ↑ Manfred A. Fischer (Red.): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz 2005, S. 1095. ISBN 3-85474-140-5
Literatur
- J. Grau, B. P. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold & D. Triebel: Gräser, Mosaik-Verlag, München 1996, ISBN 3-576-10702-9
- H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000, ISBN 3-8001-3364-4
- C. Käsermann: Carex baldensis L. – Monte-Baldo-Segge – Cyperaceae Merkblätter Artenschutz - Blütenpflanzen und Farne [1], PDF, abgerufen am 3. Mai 2007
- E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart, 1994, ISBN 3-8252-1828-7
Weblinks
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