Eberhard Haufe

Eberhard Haufe

Eberhard Haufe (* 7. Februar 1931 in Dresden) ist ein deutscher Germanist und Herausgeber, der durch seine umfangreiche Tätigkeit als Editor vor allem klassischer deutscher Literatur bekannt wurde. Er wirkte etwa in Weimar als Herausgeber der Schiller-Nationalausgabe und als Herausgeber und Verwalter des Nachlasses von Johannes Bobrowski.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Haufe wuchs in Großröhrsdorf auf und ging in Radeberg zur Schule. Von 1950 bis 1954 studierte er Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Leipzig, bis 1958 war er Assistent bei Hermann August Korff und Hans Mayer.

1958 wurde er von der Universität Leipzig wegen "politischer Unangepaßtheit" relegiert, die Promotion wurde ihm verweigert. 1958 war er daraufhin kurzfristig Deutschlektor am Leipziger Missionsseminar, 1959 bis 1971 war er anschließend Mitarbeiter der gesamtdeutschen Schiller-Nationalausgabe am "Goethe- und Schiller-Archiv" in Weimar.

1962 lernte Haufe Johannes Bobrowski kennen, der zu dieser Zeit Lektor beim Ost-Berliner "Union-Verlag" war. 1964 wurde Haufe doch noch zur Promotion zugelassen. 1971 erlitt er einen Schlaganfall, in dessen Folge er invalidisiert wurde. Seit 1972 war er als "freiberuflicher Herausausgeber und Literaturkritiker" tätig. Er arbeitete auch für die Tageszeitung der CDU der DDR, das "Thüringer Tageblatt", in der er über 150 Rezensionen über aktuelle DDR-Literatur veröffentlichte. Haufe entfaltete zugleich eine umfangreiche Herausgebertätigkeit und gab Werke von Schiller, Goethe, Klopstock, Jochmann und Bobrowski heraus.

Politisches Engagement

1989 bis 1991 war Haufe Gründungsmitglied des "Unabhängigen Untersuchungsausschusses" der Weimarer Bürgerbewegung, ab 1990 war er Mitglied der Weimarer Stadtverordnetenversammlung, deren erster Vizepräsident er war. 1991 erlitt er einen zweiten Schlaganfall, 1993 gab er die parlamentarische Tätigkeit auf. 1992 wurde Haufe politisch rehabilitiert und erhielt von der Universität Leipzig, die ihn einst relegiert hatte, einen Professorentitel verliehen. Haufe lebt in Weimar.

Ein Schüler von Haufe, der Philosoph Manfred Riedel, äußerte später, dass für Haufe trotz viele politischer Probleme ein Verlassen der DDR niemals "zur Diskussion gestanden" habe. Haufe sei mit Rücksicht "auf die Anverwandten und Freunde, den gleich gesinnten Kreis der Stillen im Lande, (der) Christenmenschen und (anderen) Hüter der Überlieferung des geistigen Deutschland" in der DDR geblieben.

Publikationen als Herausgeber (Auswahl)

  • Gesammelte Werke von Johannes Bobrowski in sechs Bänden (Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt)
  • Bd. 1. Die Gedichte (1998)
  • Bd. 2. Gedichte aus dem Nachlass (1998)
  • Bd. 3. Die Romane (1999)
  • Bd. 4. Die Erzählungen, vermischte Prosa und Selbstzeugnisse (1999)
  • Bd. 5. Erläuterungen der Gedichte und der Gedichte aus dem Nachlass (1998)
  • Bd. 6. Erläuterungen der Romane und Erzählungen, der vermischten Prosa und der Selbstzeugnisse (1999)
  • Deutsche Mariendichtung aus neun Jahrhunderten
  • Wir vergehn wie Rauch von starken Winden (1985) (Lyrik aus dem Zeitalter des 30.jährigen Krieges)
  • Wilhelm von Humboldt über Schiller und Goethe : Wilhelm von Humboldt. Aus den Briefen und Werken gesammelt von Eberhard Haufe, Weimar : Kiepenheuer 1963

Sammelband der Aufsätze

  • Schriften zur deutschen Literatur (Herausgegeben von Heinz Härtl und Gerhard R. Kaiser unter Mitw. von Ursula Härtl) Göttingen : Wallstein-Verlag 2011, ISBN 978-3-8353-0827-5.

Literatur

  • Jan Röhnert: Der unbestechliche Blick über den Tellerrand des Expertenwissens (Rezension des Bandes "Schriften zur deutschen Literatur")

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Haufe — ist der Familienname folgender Personen: Christoph Michael Haufe (1932–2011), deutscher Domherr und Theologe Eberhard Haufe (*1931), deutscher Germanist und Editor Friederike Haufe, deutsche Pianistin Friedrich Hermann Haufe (1899−1970),… …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard Sachs — (auch: Sax; († 1319?) war ab 1299 Domdekan zu Salzburg und von 1305 bis 1317 Propst des Klosterstifts Berchtesgaden und wurde am 12. April 1317 bis zu seinem Tod 1319 oder 1320 als Dompropst in Salzburg berufen.[1][2][3] Eberhard Sachs unterstand …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Hermann Haufe — (* 2. März 1899 in Leipzig; † 19. September 1970 ebenda) war ein evangelisch lutherischer Theologe und Pfarrer. Leben Haufe studierte von 1919 bis 1923 Philosophie, Germanistik, Geschichte und Evangelische Theologie an der Universität Leipzig,… …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Bobrowski — (* 9. April 1917 als Johannes Konrad Bernhard Bobrowski in Tilsit; † 2. September 1965 in Berlin) war ein bedeutender deutscher Lyriker, Erzähler und Nachdichter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Schillerstiftung von 1859 — Die Deutsche Schillerstiftung von 1859 mit Sitz in Weimar ist die älteste deutsche private Fördereinrichtung für Schriftsteller. Der Schwerpunkt ihres Wirkens liegt seit der Gründung 1855, ihrer Konstituierung 1859 und ihrer Wiedergründung 1995… …   Deutsch Wikipedia

  • Schiller-Ring — Die Deutsche Schillerstiftung von 1859 mit Sitz in Weimar ist die älteste deutsche private Fördereinrichtung für Schriftsteller. Der Schwerpunkt ihres Wirkens liegt seit der Gründung 1855, ihrer Konstituierung 1859 und ihrer Wiedergründung 1995… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Schillerstiftung — Die Deutsche Schillerstiftung von 1859 mit Sitz in Weimar ist die älteste deutsche private Fördereinrichtung für Schriftsteller. Der Schwerpunkt ihres Wirkens liegt seit der Gründung 1855, ihrer Konstituierung 1859 und ihrer Wiedergründung 1995… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernd Leistner — (* 3. Mai 1939 in Eibenstock) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Herausgeberschaft 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Gustav Jochmann — (* 9. Februarjul./ 20. Februar 1789greg.[1] in Pernau/Livland; † 24. Juli 1830 in Naumburg (Saale)) war ein deutschbaltischer Publizist. Nach dem Studium und der sich anschließenden Rechtsanwaltstätigkeit in Riga war er im… …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel Stoppe — (* 17. November 1697 in Hirschberg (Schlesien), heutiger Name Jelenia Góra; † 12. Juli 1747 in Hirschberg), war ein deutscher Schullehrer und schlesischer Gelegenheitsdichter. Leben Daniel Stoppe entstammte einfachsten Verhältnissen, ein reicher… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”