- Eberhard Ulich
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Eberhard Ulich (* im November 1929 in Greifswald) ist ein deutscher Arbeitspsychologe.
Inhaltsverzeichnis
Ulich ist einer der prominentesten Vertreter der deutschsprachigen Arbeitspsychologie[1], der sich der humanen gesund erhaltenden Gestaltung der Arbeit widmet, den arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit stellt[2] und die Psychologie in die Wirtschaft, die Schule, in Krankenhäuser und zu Wirtschafts- und Sozialpolitikern trägt[3].
„Ulichs Arbeit trägt dazu bei, die Einheit unseres Faches (der Arbeitspsychologie, A.d.R.) deutlicher zu machen, zu begreifen, dass Lehren wie auch Heilen Arbeit ist und Gesetzmäßigkeiten dieses Bereiches gehorcht und dass Arbeiten psychisch krank machen oder heilen kann.[3]“
Während 25 Jahren (1972 bis 1997) lehrte und forschte er als Ordinarius für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich und leitete als Direktor das Institut für Arbeitspsychologie (ifap). Seit 1997 ist er Seniorpartner des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob), seit 2000 wissenschaftlicher Leiter des Europäischen Unternehmensnetzwerks ‘Enterprise for Health‘ sowie seit 2003 Präsident der Stiftung Arbeitsforschung.
Leben und beruflicher Werdegang
- Studium der Psychologie mit Diplom 1954 und Promotion 1955 an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- 1955 bis 1957 Assistent bei Otto Graf am Max-Planck-Institut für Arbeitsphysiologie in Dortmund
- 1957 bis 1966 wissenschaftlicher Assistent am Psychologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, seit 1958 mit Lehrauftrag für Experimentelle Psychologie und Arbeitspsychologie
- 1965 Habilitation und Venia Legendi für Angewandte Psychologie an der Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik der Technischen Universität München
- 1967 bis 1969 Hochschuldozent sowie wissenschaftlicher Rat und Professor an der Technischen Universität Berlin
- 1967/68 parallel Aufbau des ersten Lehrstuhls für Psychologie an der Universität Regensburg
- 1969 bis 1972 Ordinarius für Psychologie an der Deutschen Sporthochschule Köln und Honorarprofessor an der Universität Heidelberg
- 1972 bis 1997 Ordinarius für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich, Direktor des Instituts für Arbeitspsychologie, von 1991 bis 1998 zusätzlich Leiter des Zentrums für Integrierte Produktionssysteme der ETH
- 1973 bis 1986 parallel nebenamtlicher a.o. Professor an der Universität Bern
- seit Oktober 1997 Seniorpartner des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung
- 2000 bis 2004 Mitglied der Expertenkommission "Zukunft einer zeitgemässen betrieblichen Gesundheitspolitik"(Hans-Böckler-Stiftung und Bertelsmann Stiftung)
- 2000 bis 2008 wissenschaftlicher Leiter des Europäischen Unternehmensnetzwerks Enterprise for Health
- seit 2003 Präsident der Stiftung Arbeitsforschung
Forschung und Werk
Kernanliegen von Eberhard Ulichs Forschung und Werk ist es, zur menschengerechten Gestaltung von Arbeit beizutragen. Hierzu hat er das Zusammenspiel von Menschen, Technologien, organisationalen und gesellschaftlichen Bedingungen im Hinblick auf die Erfüllung von Arbeitsaufgaben theoretisch ergründet, empirisch untersucht und durch die Entwicklung von Methoden und Instrumenten gestalterisch umgesetzt.
So wurde während seiner Zeit an der ETH Zürich ein Modell zur Entstehung von Arbeitszufriedenheit entwickelt, das durch die differenzierte Betrachtung der Dynamik von individuellen Ansprüchen und betrieblicher Realität Theorie sowie Praxis nachhaltig beeinflusst hat. In den 1980er und 1990er Jahren wurde das von ihm geleitete Institut für Arbeitspsychologie der ETH Zürich vor allem durch den Mensch-Technik-Organisations-Ansatz bekannt, der das CIM-Aktionsprogramm des Bundes, diverse Forschungsinitiativen bundesweit und an der ETH Zürich die Forschung zur arbeitsorientierten Gestaltung automatisierter Produktionssysteme wesentlich geprägt hat.[6]
Zu den konkreten Forschungsfragen, mit denen sich Eberhard Ulich auseinandersetzte, zählten Forschungsprojekte über alternative Arbeitsformen in Industrie und Verwaltung, computerunterstützte Büroarbeit und rechnerunterstützte Produktion, Arbeitszufriedenheit, persönlichkeitsförderliche Arbeitsgestaltung, Zeitstrukturen und Schichtarbeit, beschäftigungswirksame Arbeitszeitmodelle, teamorientierte Entlohnungskonzepte, Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Bildungsbereich oder Gesundheitsmanagement in Unternehmen.
Seit seiner Emeritierung 1997 und als Seniorpartner des von ihm mitbegründeten Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung gilt Ulichs Hauptarbeit der Umsetzung von Psychologie in der Wirtschaft und im Gesundheits- und Bildungswesen. Diese Umsetzung ist von theoretischen Aufarbeitungen in mehreren Büchern begleitet, z.B. in “Unternehmen arbeitspsychologisch bewerten“ (mit Oliver Strohm, 1997), in “Arbeitspsychologie im Krankenhaus“ (2003) oder in “Gesundheitsmanagement im Unternehmen“ (mit Marc Wülser, 2004). Sein Standardlehrbuch “Arbeitspsychologie“ ist 2005 in überarbeiteter und erweiterter 6. Auflage erschienen. Eine ausgewählte Bilanz der Arbeit des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung enthält das im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums herausgegebene Buch “Unternehmensgestaltung im Spannungsfeld von Stabilität und Wandel“ (2008)[7].
Ulichs Kernanliegen ist es, “Psychologie (…) als einen wirkungsstarken wissenschaftlich fundierten Beruf weiter zu entwickeln, der es den Berufsvertretern ermöglicht, ethischen Prinzipien der Gestaltung menschenwürdigen Lebens und Arbeitens als der besseren wirtschaftlichen Option zu folgen“[3]. Eberhard Ulich entwickelt eine wissenschaftlich fundierte Psychologie der Gestaltung des Alltagslebens, zu dem Arbeiten gehört. Dabei geht es ihm nicht in erster Linie um das Bereitstellen neuer Erkenntnisse für den innerwissenschaftlichen Nutzer vom Fach. Ulich geht weiter, er sucht Erkenntnisse, Vorgehensweisen und Konzeptionen, um sich einzumischen, um mitzuwirken am menschengerechten Gestalten von Lebens- und Arbeitsumständen.
Ehrungen
- Dr. rer. nat. h.c. Technische Universität Dresden
- Honorarprofessor Universität Potsdam
- Beratender Professor Tongji-Universität, Shanghai
- Ehrenpräsident der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeits- und Organisationspsychologie
- Ehrenmedaille der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft
- Hugo-Münsterberg-Medaille des Berufsverbandes Deutscher Psychologen [8]
Schriften
- Hauptwerk: Arbeitspsychologie (6. überarbeitete Auflage 2005), Zürich: vdf Hochschulverlag/ Stuttgart: Schäffer Poeschel, ISBN 978-3-7910-2442-4, ISBN 978-3-7281-2998-7
Herausgeberschaften
- Schriften zur Arbeitspsychologie (Bern: Huber)
- Schriftenreihe “Mensch – Technik – Organisation“ (Zürich: vdf Hochschulverlag) mit Werken wie Unternehmen arbeitspsychologisch bewerten (Bd. 10, 1997) und Beschäftigungswirksame Arbeitszeitmodelle (Bd. 29, 2001)
- Mitherausgeber: Psychosozial
Editorial Boards
- The European Journal of Work and Organizational Psychology
- International Journal of Human Factors in Manufacturing
- Zeitschrift für Arbeitswissenschaft
- Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie
Weblinks
- Literatur von und über Eberhard Ulich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Weitere Angaben zu Person und Werdegang von Eberhard Ulich - Das iafob Team - www.iafob.ch
- Literatur von Eberhard Ulich - Publikationen des iafob - www.iafob.ch
Einzelnachweise
- ↑ Mensch - Technik - Organisation - vdf Verlag
- ↑ Auszug aus dem Grusswort von Hannelore Weber anlässlich der Verleihung der Hugo-Münsterberg-Medaille des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, 2005
- ↑ a b c Auszug aus der von Winfried Hacker gehaltenen Laudatio anlässlich der Verleihung der Hugo-Münsterberg-Medaille des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, 2005
- ↑ Eberhard Ulich - Psychologie Chronik
- ↑ Das iafob Team auf www.iafob.ch
- ↑ in Anlehnung an ETHistory des Instituts für Arbeitspsychologie
- ↑ Jubiläumsbuch auf www.iafob.ch
- ↑ Eberhard Ulich - Psychologie Chronik
Kategorien:- Psychologe
- Sachbuchautor (Pädagogik und Psychologie)
- Hochschullehrer (ETH Zürich)
- Herausgeber
- Deutscher
- Geboren 1929
- Mann
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