Edgar Lederer

Edgar Lederer

Edgar Lederer (* 5. Juni 1908 in Wien; † 19. Oktober 1988) war ein aus Österreich stammender französischer Biochemiker, bekannt für die Erforschung zahlreicher Naturstoffe und seine Rolle in der Entwicklung der Chromatografie.

Lederer studierte Chemie in Wien, wo er 1930 promoviert wurde. Danach ging er an die Universität Heidelberg, wo er im Labor von Richard Kuhn war und seine spätere französische Frau Hélène Fréchet kennenlernte, und war dann, da er als Jude keine Zukunftsaussichten in Deutschland hatte, ab 1933 in Paris, einige Zeit in Leningrad und dann wieder in Paris. 1938 wurde er französischer Staatsbürger. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg war er in Lyon am Labor von Claude Fromageot (1899–1958). Nach dem Krieg war er ab 1947 wieder in Paris, wo er zunächst Maitre de Recherche und dann Directeur de Recherche des CNRS war.

1958 wurde er Professor für Biochemie an der Sorbonne, an der er 1963 in Orsay ein neues Institut für Biochemie aufbaute und leitete, an dem er bis zu seiner Emeritierung 1978 blieb. Gleichzeitig leitete er seit 1960 das Institut de Chimie des Substances Naturelles (ICSN) in Gif-sur-Yvette bei Paris.

1931 verbesserte er mit Kuhn die Adsorptions-Chromatographie und wandte sie in der chemischen Analyse an[1]. Die Chromatographie selbst war schon vorher entwickelt worden durch den russischen Botaniker Michael Tswett (1906, dargestellt in einem Buch 1910), L. S. Palmer (dessen Buch von 1922 Lederer studierte), Charles Dhéré und andere[2], war aber bis zu Kuhn und Lederer von den Chemikern wenig beachtet worden. Nach der Wiederentdeckung durch Kuhn und Lederer 1931 wurde die Chromatographie zu einem wesentlichen Werkzeug insbesondere der Biochemie. Sie verbesserten das ursprüngliche Papierchromatografie-Verfahren, so dass es auch auf hydrophile und farblose Substanzen anwendbar war. Lederer wandte die Chromatografie auf die Isolierung zahlreicher Naturstoffe an wie z.B. auf Karotinoide wie Astracen aus Hummerschalen, Vitamin A 2, Lipide und Peptide von Mikroben, Pheromone von Bienen. Er befasste sich auch mit der Analyse von Parfümen. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt war die Mikrobiologie. Er identifizierte für die Immunabwehr wichtige Proteine in Bakterienwänden und befasste sich mit dem Erreger der Tuberkulose.

1951 erhielt er den Ernest Guenther Award, 1974 die Goldmedaille der CNRS und 1982 wurde er in die Académie des sciences gewählt. 1982 erhielt er die Robert-Koch-Medaille. Er war auch Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1976 erhielt er die M. S. Tswett Chromatography Medal mit V. Pretorius, A. T. James, G. Guiochon, M. J. E. Golay.

Lederer hatte mit seiner Frau Hélène Fréchet sieben Kinder.

Schriften

  • Edgar Lederer Itinéraire d'un biochimiste français, éditions Publibook, 2007

Einzelnachweise

  1. Kuhn, Lederer, A. Winterstein Zur Kenntnis der Xantophylle, Hoppe-Seylers Zeitschrift für Physiolog. Chemie, Band 197, 1931, S. 147. Sie trennten Karotin in seine Bestandteile alpha, beta, gamma Karotin und in Xanthophylle auf
  2. Charles W. Gehrke, Robert Wixom, Ernst Bayer (Herausgeber) Chromatography: a century of discovery 1900 –2000, Elsevier 2001

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Edgar Lederer — Edgar Lederer, né le 5 juin 1908 à Vienne en Autriche et mort en octobre 1988, était un biochimiste français d origine autrichienne. Biographie Il fait ses études à Vienne, alors capitale de l’Empire Austro hongrois et y fut reçu… …   Wikipédia en Français

  • Lederer — steht für: veraltete Bezeichnung für Gerber, siehe Gerben Lederer Bräu, eine Brauerei in Nürnberg Lederer ist der Familienname folgender Personen: Alexander von Lederer (1842–1903), österreichischer Wirtschaftsfachmann Anne Marie Lederer… …   Deutsch Wikipedia

  • Michail Semjonowitsch Tswett — Michail Semjonowitsch Zwet (1901) Michail Semjonowitsch Zwet (russisch Михаил Семенович Цвет, in der Literatur meist als Tswett, aber auch als Tsvett, Tswett, Tswet, Tsvet oder Cvet geschrieben; * 19. Mai 1872 in Asti/Italien; † 26. Juni 1919 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Michail Semjonowitsch Zwet — (russisch Михаил Семёнович Цвет, in der Literatur meist als Tswett, aber auch als Tsvett, Tswett, Tswet, Tsvet oder Cvet geschrieben; * 19. Mai 1872 in Asti/Italien; † 26. Juni 1919 in …   Deutsch Wikipedia

  • Michail Tswett — Michail Semjonowitsch Zwet (1901) Michail Semjonowitsch Zwet (russisch Михаил Семенович Цвет, in der Literatur meist als Tswett, aber auch als Tsvett, Tswett, Tswet, Tsvet oder Cvet geschrieben; * 19. Mai 1872 in Asti/Italien; † 26. Juni 1919 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Michail Zwet — Michail Semjonowitsch Zwet (1901) Michail Semjonowitsch Zwet (russisch Михаил Семенович Цвет, in der Literatur meist als Tswett, aber auch als Tsvett, Tswett, Tswet, Tsvet oder Cvet geschrieben; * 19. Mai 1872 in Asti/Italien; † 26. Juni 1919 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Tswett — Michail Semjonowitsch Zwet (1901) Michail Semjonowitsch Zwet (russisch Михаил Семенович Цвет, in der Literatur meist als Tswett, aber auch als Tsvett, Tswett, Tswet, Tsvet oder Cvet geschrieben; * 19. Mai 1872 in Asti/Italien; † 26. Juni 1919 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Richard Kuhn — Richard Johann Kuhn (* 3. Dezember 1900 in Wien; † 1. August 1967 in Heidelberg) war ein österreichisch deutscher Chemiker und Nobelpreisträger von 1938 …   Deutsch Wikipedia

  • Pierre Boiteau — Pierre L. Boiteau Naissance 3 décembre 1911 Cognac (France) Décès 1er septembre 1980 (à 68 ans) Orsay (France) Domicile France Nationalité …   Wikipédia en Français

  • 1908 en science — Années : 1905 1906 1907  1908  1909 1910 1911 Décennies : 1870 1880 1890  1900  1910 1920 1930 Siècles : XIXe siècle  XXe siècle …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”