Edwin W. Carrington

Edwin W. Carrington
Edwin W. Carrington, beim EULAC-Gipfel 2006 in Wien

Edwin Wilberforce Carrington (* 23. Juni 1938[1]) ist ein aus Trinidad und Tobago stammender Diplomat und Politiker und seit 1992 Generalsekretär der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM).

Biografie

Er studierte Wirtschaftswissenschaft an der University of the West Indies und später an der McGill University in Montreal in Kanada. Danach kehrte er in die Karibik zurück und begann eine diplomatische Karriere. Drei Jahre nach Gründung der CARICOM wurde er 1976 stellvertretender Generalsekretär (Deputy Secretary-General), ein Amt das er bis 1985 innehatte. Danach wurde er zum Generalsekretär der AKP-Staaten gewählt und vertrat diese Organisation von 1985 bis 1990. In dieser Zeit lebte er vor allem in Brüssel, dem Sitz des AKP-Sekretariats. Er war in dieser Zeit an den Verhandlungen zum 1984 abgeschlossenen Lomé III-Abkommen mit der Europäischen Gemeinschaft beteiligt. Die Gruppe der AKP-Staaten, die damals hauptsächlich aus ehemaligen britischen und französischen Kolonien bestand, versuchte in dieser Zeit ihre vor der Unabhängigkeit gültigen Handelspräferenzen auch gegenüber der EG beizubehalten. Für die ehemals britischen Karibikstaaten war dies vor allem nach dem EG-Beitritt Großbritanniens im Jahr 1973 zum Problem geworden (siehe Bananenkrieg).[2] Carrington war in der Geschichte der AKP-Gruppe der einzige Generalsekretär aus einem karibischen Land.[3]

Nach Ablauf seiner Amtszeit kehrte er nach Trinidad zurück und wurde 1991 zum Botschafter (High Commissioner) seines Landes in Guayana bestellt. Im Jahr 1992 wurde er zum Generalsekretär (Secretary-General) der CARICOM gewählt, die ihren Sitz ebenfalls ins Georgetown, Guayana hat. Dieses Amt hat er seitdem durchgehend inne. Besonders durch die Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989 und den Fall der Sowjetunion 1991 drohten die Karibikstaaten die Unterstützung Großbritanniens innerhalb der EG zu verlieren, da sich die Aufmerksamkeit Europas nun hauptsächlich auf die Staaten Mittel- und Osteuropas richtete. Davor konnten die Karibikstaaten auf Grund der geringeren Lohnkosten teilweise europäische Betrieb anlocken und so die eigene Arbeitslosigkeit etwas senken. Nach der Ostöffnung wurde diese Option von westeuropäischen Firmen kaum mehr wahrgenommen. Ebenso waren karibische Einwanderer in Europa plötzlich nicht mehr als Arbeitskräfte gefragt, da Personen aus den ehemaligen kommunistischen Ländern viel zahlreicher auf den dortigen Arbeitsmarkt drängten. Die CARICOM versuchte unter der Führung von Carrington dieser Entwicklung durch eine verstärkte innere wirtschaftliche Integration entgegenzuwirken. Der zuvor nur aus ehemaligen britischen Kolonien bestehende "Club" öffnete sich und so traten 1995 auch das ehemalige niederländische Suriname bei und 1998 auch das französischsprachige Haiti. Letzteres war ein besonders großer Schritt, da Haiti alleine mehr Einwohner hat als alle anderen CARICOM-Mitglieder zusammen.[4] Auf Grund der dort anhaltenden politischen Wirren wurde das Land jedoch erst 2002 Vollmitglied.

In Anlehnung an die Entwicklung der Europäischen Union wurde auch die Einführung eines gemeinsamen Binnenmarktes (CARICOM Single Market and Economy - CSME) und einer gemeinsamen Währung diskutiert. Ersteres konnte auf Grund der verstreuten geographischen Lage der Mitgliedsländer und deren unterschiedlichen Wirtschaftsinteressen nur ansatzweise verwirklicht werden. Zweiteres ist ebenfalls bis heute nicht verwirklicht, jedoch besteht mit dem East Caribbean Dollar eine gemeinsame Währung von zu mindest 6 kleineren Mitgliedsstaaten, die aber auch von zwei Nicht-Mitgliedsgebieten verwendet wird, die noch britische Überseeterritorien sind (Montserrat und Anguilla).

Auf Grund seiner langen Amtszeit ist Edwin Carrington in der Zwischenzeit eine Art Symbolfigur für die Integration der karibischen Gemeinschaft geworden. Da sich die wirtschaftliche Integration bis dato nicht tiefgreifend verwirklichen ließ, hat er den Fokus in den letzten Jahren auf kulturelle und soziale Aspekte gerichtet. So wurde ein gemeinsames Programm zur Bekämpfung von AIDS in der Region gegründet, Initiativen zur Reisefreiheit zwischen den Mitgliedsstaaten wurden gestartet und gemeinsame Kultur- und Sportveranstaltungen organisiert. Ähnlich der Europäischen Union betreibt die CARICOM keine einheitliche Außenpolitik, Carrington hat jedoch in den vergangenen Jahren versucht für sich eine ähnlich Position wie sie in der EU Javier Solana innehatte (Mr. Europe) aufzubauen. Dabei versuchte er besonders in den Jahren der Präsidentschaft von George W. Bush die CARICOM möglichst neutral zu positionieren. So pflegte er sowohl zu den USA, als auch zu deren deklarierten Gegner Hugo Chavez gute Kontakte. Weiters wurden der Kontakt zu den großen spanischsprachigen Karibikanreinerstaaten intensiviert, Mexiko wurde beobachtendes Mitglied und mit der Dominikanischen Republik wurden Beitrittsgespräche geführt. Weiters versucht er die CARICOM bei internationalen Verhandlungen, etwa der WTO und der UN-Klimakonferenz, mit einer Stimme aufzutreten zu lassen, indem die diplomatischen Positionen im Vorfeld abgestimmt werden. Dabei tritt die CARICOM immer wieder als Gegner einer vollkommenen Globalisierung der Weltwirtschaft auf, da dies die wirtschaftsschwachen und auf wenige Exportgüter orientierten Staaten der Karibik benachteiligt.[5] Aus Angst europäische Absatzmärkte zu verlieren lehnt die CARICOM auch US-Initiativen zu einem Beitritt zur NAFTA oder ALCA ab und befürwortet außerdem eine Aufhebung des US-Embargo gegen Kuba.[6]

Einzelnachweise

  1. rulers.org
  2. NY Times: Europe's Old Colonies Are Getting Anxious as 1992 Nears (Interview vom 1. Jänner 1989)
  3. CARICOM-Secretariat: SECRETARY-GENERAL: EDWIN WILBERFORCE CARRINGTON, 1992-PRESENT
  4. The Wall Street Journal: Caricom: Q&A with Secretary General Edwin Carrington (Interview vom 18. November 1998)
  5. Council On Hemispheric Affairs: How EU and US Economic Policies Spell a Bitter End for the Carribeans Sugar Industry (23. Juni 2005)
  6. CARICOM-Secretariat: REMARKS BY HIS EXCELLENCY EDWIN W. CARRINGTON, SECRETARY-GENERAL OF THE CARIBBEAN COMMUNITY (CARICOM) AT THE OPENING CEREMONY OF THE SEVENTH MEETING OF THE CARICOM-CUBA JOINT COMMISSION, 3-4 MARCH 2005, PORT-OF-SPAIN, TRINIDAD AND TOBAGO (4. März 2005)

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