Carl Birnbaum

Carl Birnbaum

Karl Birnbaum (* 20. August 1878 in Świdnica, dt. Schweidnitz/Niederschlesien, heute in Polen; † 31. März 1950 in Philadelphia, Penn.) war ein deutscher Psychiater und Neurologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Birnbaum promovierte 1902 in Freiburg und arbeitete anschließend an der städtischen „Irrenanstalt“" Herzberge in Berlin-Lichtenberg (heute Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge). 1923 konnte er sich bei Karl Bonhoeffer an der Charité der Universität Berlin habilitieren, wo er seit 1927 als außerordentlicher Professor lehrte.

1930 wurde er Ärztlicher Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Buch, als Jude jedoch 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entlassen und als Professor der Berliner Universität in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

1939 emigrierte er in die USA und konnte zunächst als Lecturer an der New School for Social Research in New York, N.Y. lehren. Seit 1940 war er städtischer Angestellter des Medical Department von Philadelphia, Penn..

Birnbaum forschte auf den Gebieten der klinischen Psychiatrie, der Kriminalpsychologie und -psychopathologie und der Kulturpsychopathologie.

Werke

  • (1909) Über psychopathische Persönlichkeiten. Eine psychopathologische Studie. In: Loewenfeld, L. (Hrsg.): Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens. Heft 64. C.F. Bergmann, Wiesbaden [1]
  • (1911) Die krankhafte Willensschwäche und ihre Erscheinungsformen. Eine psychopathologische Studie für Ärzte, Pädagogen und gebildete Laien. Bergmann, Wiesbaden (Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens Bd. 79)
  • (1914) Die psychopathischen Verbrecher. Die Grenzzustände zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit in ihren Beziehungen zu Verbrechen und Strafwesen. Langenscheidt, Berlin, ab 1926 Thieme, Leipzig
  • (1918) Psychische Verursachung seelischer Störungen und die psychisch bedingten abnormen Seelenvorgänge. JF Bergmann, Wiesbaden
  • (1920) Psychopathologische Dokumente. Selbstbekenntnisse und Fremdzeugnisse aus dem seelischen Grenzlande. Springer, Berlin
  • (1921) Kriminalpsychopathologie. Systematische Darstellung. Springer, Berlin
  • (1923) Der Aufbau der Psychose. Grundzüge der Psychiatrischen Strukturanalyse. Springer, Berlin [2]
  • (1924) Grundzüge der Kulturpsychopathologie. JF Bergmann, München (Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens Band 116)
  • (1927, Hrsg.): Die psychischen Heilmethoden. Für ärztliches Studium und Praxis. Thieme Leipzig[1]
  • (1930, Hrsg.): Handwörterbuch der medizinischen Psychologie. Thieme Leipzig[2]
  • (1931) Kriminalpsychopathologie und psychobiologische Verbrecherkunde, Berlin : J. Springer, 1931, 2. wesentl. erw. u. verb. Aufl.
  • (1935) Die Welt Des Geisteskranken. Springer, Berlin

Hinweise

  1. Inhalt dieses ersten deutschen Psychotherapie-Kompendiums: Allgemeine Einführung von Birnbaum selbst, Die Suggestivtherapie von Ernst Jolowicz, Hypnose und Hypnotherapie von Gustav Heyer, Psychoanalyse und verwandte Methoden von Hans von Hattingberg, Die individualpsychologische Behandlung von Erwin Wexberg und Psychagogik oder psychotherapeutische Erziehungslehre von Arthur Kronfeld
  2. Das erste – in ausdrücklicher Entgegensetzung zur physiologisch begründeten "Medizinischen Psychologie" von Rudolf Hermann Lotze von 1852 – entschieden psychologisch fundierte Fachbuch seiner Art, Jahrzehnte vor Einrichtung der ersten Lehrstühle für Medizinische Psychologie in Deutschland. (Bemerkenswert ist der Umstand, dass zeitgleich im selben Verlag ein Werk mit dem Titel „Perspektiven der Seelenheilkunde“ erschien, in dem – wie zur Ergänzung des Birnbaumschen Handbuchs – eine systematische Darstellung der „Ordnungsformen seelischer Mannigfaltigkeit“ in Form einer Darstellung sämtlicher psychologischer Forschungsrichtungen gegeben wird: von dem wohl konsequentesten Verfechter der psychologischen Begründung psychiatrischen Denkens seiner Zeit Arthur Kronfeld, mit dem Birnbaum persönlich befreundet war.)

Literatur

  • Killy (Hg.), Deu.Biogr.Enzykl., Bd.1 (1995), S.540.
  • Richard F. Wetzell, Inventing the Criminal. A History of German Criminology, 1880-1945. Chapel Hill, London 2000, S. 149-153.

Weblinks


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