- Erich Hoyer
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Erich Hoyer (* 17. November 1880 in Brake; † 30. August 1943 in Isernhagen) war Pastor in Oldenburg und Isernhagen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Erich Hoyer war seit 1918 als Pastor in St. Lamberti in Oldenburg tätig und Angehöriger des konservativen Predigervereins. Er engagierte sich in der Singbewegung und für die Erneuerung des evangelischen Gottesdienstes. Als Liturgiker wirkte Hoyer weit über die Stadtgrenzen Oldenburgs hinaus und setzt sich für die liturgische Erneuerung ein.
1932 war er nur wenige Monate vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten maßgeblich an der Organisation einer Vortragsveranstaltung des schwarz-afrikanischen Pfarrers Robert Kwami in der St. Lambertikirche in Oldenburg beteiligt. Die bereits in Oldenburg regierenden Nationalsozialisten und insbesondere der amtierende Ministerpräsident von Oldenburg und Gauleiter von Weser-Ems Carl Röver wetterte mit rassistischen Tiraden gegen Kwami und die für den 20. September 1932 geplante Veranstaltung. Die NSDAP forderte vom Oldenburger Staatsministerium die Verhinderung des Auftritts des afrikanischen Pastors.[1] Daraufhin wandte sich Pastor Hoyer in einem offenen Brief an den amtierenden Ministerpräsidenten von Oldenburg und verwahrte sich gegen die öffentlichen Angriffe. Als Initiator der Veranstaltung sah sich Hoyer persönlich angegriffen: „Ich fordere Sie […] auf, die Worte, die eine Bedrohung von Sicherheit und Leben eines pflichtgemäß handelnden oldenburgischen Staatsbürgers enthalten, mit dem klaren Ausdruck des Bedauerns zurückzunehmen.“ [2]
Der Brief wurde an 35 Regionalzeitung verschickte. Die sogenannte „Kwami-Affäre“ wurde so nicht nur zum reichsweiten Politikum, auch in der englischen und niederländischen Presse sorgten die Vorfälle für aufsehen.[3]Empört über das Verhalten der Landesregierung und die Einmischung der NSDAP in kirchliche Angelegenheiten, legte der Generalpredigerverein, die Standesvertretung der Pfarrerschaft, eine Thesenreihe zu Christentum und Rassenlehre vor, die überregional Beachtung fand. Sie wurde zum Präludium des Kirchenkampfes. [4]
1934, zwei Jahre nach der „Kwami-Affäre“, wurde Hoyer zum Geschäftsführer der Liturgischen Konferenz Niedersachsens ernannt. Im selben Jahr trat er die Pfarrstelle in Isernhagen bei Hannover an. Seit 1935 war er Leiter des Seminars der Liturgischen Konferenz Niedersachsens. [5] Hoyer verstarb am 30. August 1943 in Isernhagen.
Werke
- Die liturgische Not der Gegenwart und ihre Überwindung. Göttingen 1934.
- Das Kirchenbuch für die Gemeinde. Göttingen 1940.
- Kindergottesdienst und Gemeindegottesdienst in ihrem liturgischen und gemeindlichen Beziehungen zueinander. In: Der Kindergottesdienst 43 (1933), S. 80–91.
Literatur
- Udo Schulze: Erich Hoyer. In: Hans Friedl u.a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Oldenburg 1992, S. 327f.
Einzelnachweise
- ↑ Georg Joel und Jens Müller an das Oldenburger Staatsministerium. Abgedruckt in: Klaus Schaap: Oldenburgs Weg ins „Dritte Reich“. Quellen zur Regionalgeschichte Nordwest-Niedersachsens, Heft 1. Oldenburg 1983, Dokument Nr. 157. Siehe dazu auch: Bekenntnisgemeinschaft und bekennende Gemeinden in Oldenburg in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft. Evangelische Kirchlichkeit und nationalsozialistischer Alltag in einer ländlichen Region, Bd. 39, Teil 5, S. 52.
- ↑ Erich Hoyer an Carl Röver, Schreiben vom 19. September 1932. Abgedruckt in: Klaus Schaap: Oldenburgs Weg ins „Dritte Reich“. Quellen zur Regionalgeschichte Nordwest-Niedersachsens, Heft 1. Oldenburg 1983, Dokument Nr. 159
- ↑ Die Kwami-Affäre., in: Brücke für Afrika – Die Norddeutsche Mission (abgerufen am 30. August 2011). Siehe auch die Karikatur einer Bremer Zeitung über die Auseinandersetzung. Sie zeigt Carl Röver (links) und Robert Kwami (rechts).
- ↑ Reinhard Rittner: Religion, Kirche und Gesellschaft in der Stadt Oldenburg um 1930. In: Oldenburger Jahrbuch. 103, 2003, S. 85-106, hier S. 95.
- ↑ J. Cornelius Bundschuh: Liturgik zwischen Tradition und Erneuerung. Probleme protestantischer Liturgiewissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dargestellt am Werk von Paul Graff. Göttingen 1991, S. 38.
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