Eva Seligmann

Eva Seligmann

Eva Seligmann (* 1912 in Berlin; † 1. Juni 1997 in Bremen) war eine deutsche Reformpädagogin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eva Seligmann war die Tochter des jüdischen Kurzwaren-Händlers Alfred Seligmann (1877-1943) und der evangelischen Pianistin Margarete Fritz. Der Vater war Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) und ihre Mutter war Mitglied des Bundes entschiedener Schulreformer und Befürworterin des Frauenwahlrechts. 1923 verlegte die Familie ihren Wohn- und Geschäftssitz vom Berliner Hausvogteiplatz nach Erkner.

Eva Seligmann wuchs so in einem pazifistisch eingestellten Elternhaus auf. In ihrer Jugend war sie aktives Mitglied der pazifistischen Weltjugendliga. Später (1933) war sie Mitglied im Internationalen Sozialistischen Kampfbund.[1] Nach dem Besuch des Gymnasiums begann sie 1931 ihre Ausbildung zur Lehrerin an der Pädagogischen Akademie in Frankfurt/Main, das sie aus rassistischen Gründen 1933 abbrechen musste. Von 1935 bis 1936 war sie Lehrerin am privaten jüdischen Landschulheim in Vigiljoch bei Meran, anschließend von 1937 bis 1938 am Landschulheim Herrlingen.

Anschließend emigrierte sie nach Großbritannien. Dort arbeitete sie in verschiedenen Familien als Kindermädchen und Putzfrau. Sie machte im Exil die Ausbildung zur Krankenschwester und zur Hebamme und arbeitete während der gesamten Dauer des Zweiten Weltkriegs in diesen Berufen. Nach Kriegsende gründete sie mit Freunden 1945/46 in England ein Heim für aus Konzentrationslagern befreite Kinder.

Obwohl ihr Vater im KZ Auschwitz umgekommen und ihr Bruder Raimund (* 1914) in den Freitod gegangen war, kehrte sie 1946 nach Deutschland ganz bewusst zurück mit dem Vorsatz, eine Schule zu gründen, die sich zum Ziel gesetzt hat, Anerkennung und Integration für alle, auch für Benachteiligte, zu erreichen. Sie ging zuerst wieder nach Frankfurt, war dann von 1947 bis 1951 an der Odenwaldschule beschäftigt und leitete anschließend Kinderheime der Arbeiterwohlfahrt in Haiger und im Gehringshof[2] bei Fulda.

Ab 1956 baute sie in Bremen die sonderpädagogische Förderung auf und war hier als Lehrerin, Schulleiterin und bis zur Pensionierung 1977 als Schulrätin für das Sonderschulwesen tätig.

Schriften (Auswahl)

  • Eva Seligmann, Erinnerungen einer streitbaren Pädagogin. Dokumentiert und bearbeitet von Heide Henk; herausgegeben von der Schulgeschichtlichen Sammlung Bremen; Edition Temmen: Bremen 2000 ISBN 978-3-86108-636-9
  • Wenn Kinder nicht gehorchen! Hamburg 1951

Ehrungen

  • In Bremen-Bockhorn wurde die Eva-Seligmann-Straße nach ihr benannt[3]
  • In Bremen-Farge trägt die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt den Namen Eva-Seligmann-Haus
  • In Nürnberg gibt es die Eva-Seligmann-Schule, ein Sonderpädagogisches Förderzentrum
  • Der Eva-Seligmann-Preis wird jährlich vom Landesverband Bremen des Verband Sonderpädagogik e.V. vergeben
  • Vor dem Haus Ahornallee 34 in Erkner wurden für Eva Seligmann, ihren Bruder Raimund sowie für ihre Mutter Margarete und ihren Vater Alfred Stolpersteine verlegt[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jürgen Eierdanz, Armin Kremer: „Weder erwartet noch gewollt“. Kritische Erziehungswissenschaft und Pädagogik in der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit des kalten Krieges, Seite 61, Schneider-Verlag, Hohengehren 2000, ISBN 3896763180 bzw. ISBN 9783896763181
  2. http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
  3. Eva-Seligmann-Straße auf www.strassenlexikon.de
  4. Lebensdaten der Familie Seligmann und Biografie (pdf)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Seligmann — Folgende Personen tragen den Familiennamen Seligmann: Adalbert Seligmann (1862–1936), österreichischer Maler und Kunsthistoriker Aron Elias Seligmann (1747–1824), deutscher Hoffaktor Caesar Seligmann (1860 1950), Reformrabbiner Eva Seligmann… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Söhnen und Töchtern Berlins — Diese Liste enthält in Berlin geborene Persönlichkeiten. Ob sie im Weiteren in Berlin gewirkt haben, ist ohne Belang. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhaltsverzeichnis 1 Politiker 1.1 A–K …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Reformpädagogen — Die Liste bekannter Reformpädagogen stellt sortierbar nach Geburts und Sterbejahr sowie Herkunftsland die Vertreter der verschiedenen Epochen der Reformpädagogik und Alternativpädagogik nach den Gesichtspunkten der Neuerung zusammen. Ob man… …   Deutsch Wikipedia

  • Odenwaldschule — Schulform Staatlich anerkannte Ersatzschule mit pädagogischer Prägung (Internat) Gründung 1910 Ort Heppenheim (Bergstraße) Land Hessen Staat Deutschland Koordinat …   Deutsch Wikipedia

  • Gehringshof — Der Gehringshof ist ein heute ungenutztes ehemals landwirtschaftliches Anwesen, in dem sich von 1929 bis 1941 und wiederum von 1945 bis 1948 eine landwirtschaftliche Ausbildungsstätte für jüdische Palästina Auswanderer, danach bis 1983 ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutschsprachiger Schriftsteller/S — Hinweis: Die Umlaute ä, ö, ü werden wie die einfachen Vokale a, o, u eingeordnet, der Buchstabe ß wie ss. Dagegen werden ae, oe, ue unabhängig von der Aussprache immer als zwei Buchstaben behandelt Deutschsprachige Schriftsteller: A B C D E …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/La–Lad — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Holocaustindustrie — Norman Finkelstein im Jahr 2005 Norman G. Finkelstein (* 8. Dezember 1953 in Brooklyn, New York City) ist ein US amerikanischer Politikwissenschaftler. Er verfasste bisher fünf Bücher zum Themenkomplex des Zionismus, des Nahostkonflikts und des… …   Deutsch Wikipedia

  • Norman G. Finkelstein — Norman Finkelstein im Jahr 2005 Norman G. Finkelstein (* 8. Dezember 1953 in Brooklyn, New York City) ist ein US amerikanischer Politikwissenschaftler. Er verfasste bisher fünf Bücher zum Themenkomplex des Zionismus, des Nahostkonflikts und des… …   Deutsch Wikipedia

  • Norman Finkelstein — im Jahr 2005 Norman G. Finkelstein (* 8. Dezember 1953 in Brooklyn, New York City) ist ein US amerikanischer Politikwissenschaftler. Er verfasste bisher sechs Bücher zum Themenkomplex des Zionismus, des Nahostkonflikts und des Gedenkens an den …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”