Johann Christoph Feinlein

Johann Christoph Feinlein
J. C. Feinlein zuschreibbare Tischlerarbeit im Knorpelwerk, übermalter Zustand von 1892

Johann Christoph Feinlein (* vor 1640 in Waldshut; † 1667 in Wien) war ein südwestdeutscher Ebenist, Kupferstecher und Architekturtheoretiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Johann Christoph Feinlein stammte aus Waldshut und dürfte dort zwischen 1635 und 1640 geboren sein. Eine seiner Kupfertafeln signierte er mit "Johann Christoph Feinlein von Waltzhuedt an dem Rhein Strom, Dischlergesell"[1]. Nach Schillings "Todten-Gerist" gehörte Feinlein dem vorderösterreichischen Adel an. Auch im Selbstportrait stellte er sich als Standesperson dar. Daher ist eine Zugehörigkeit zur Familie des aus Klagenfurt stammenden Statthalters von Hauenstein Johann Feinlin anzunehmen, auch wenn entsprechende Belege im Taufregister der Kirchengemeinde Waldshut fehlen.

Johann Christoph Feinlein erlernte zunächst das Schreinerhandwerk. Die heute sogenannte "Herrenstube" von 1659 im Haus zum Wilden Mann in Waldshut, ein repräsentativer Empfangssaal des Statthalters Johann Balthasar Staubhaars im Stil des späten Manierismus und einige Altarwerke in der Region[2] aus der Zeit zwischen 1650 und 1680 dürften der ihn beschäftigenden Werkstatt, bei der es sich vermutlich die Glöcklerwerkstatt handelte, aufgrund des typischen Knorpelwerks zuzuschreiben sein.

Johann Christoph Feinlein verfasste nach der Ausbildung im Eigenverlag drei Schriften zum Scheinerhandwerk und zur Architekturtheorie, die er mit eigenhändig gestochenen Kupfertafeln versah. 1657 erschien seine zwölfseitige Schrift "Knorpelhandwerk für Schreiner" im Quartformat mit fünf Kupfertafeln, darunter auch zwei Tafeln mit Schreinerwerkzeugen, die dem Werk von Paul Vredemann de Vies "Verscheidene Schreinwercke (sic!)" angebunden wurde. Das Schreinerbuch um 1660 zeigt auf 17 Tafeln Entwürfe[3]. Eine weitere undatierte Schrift Feinleins "Die fünf Ordnungen der Architektur" beschäftigt sich mit der Architekturtheorie Andrea Palladios. Sie ist ebenfalls mit eigenhändigen Kupfertafeln Feinleins illustriert und zeigt auf dem Frontispiz das Selbstportrait des Verfassers.

Nach Florentius Schillings "Catholisch Todten-Gerist: Daß ist, Wolgegründte Ehrn-Gedächtniß" ist Johann Christoph Feinlein aus Waldshut 1667 in Wien nach einem Jurastudium verstorben.

Kunstgeschichtliche Einordnung

Johann Christoph Feinleins, in technischer Sicht noch unbeholfen wirkende Arbeiten, zeigen nach August Racinet frappierende Übereinstimmungen mit dem Vorlagenbuch des ulmer Ebenisten Hans Friedrichs Raidel von 1613. In der kunsthistorischen Betrachtung des 20. Jahrhunderts setzte erst spät mit der von Gustav René Hocke angestossenen Manierismusdebatte eine Würdigung des spätmanieristischen Knorpelwerks ein, das noch bis in die 70er Jahre als "Zierseuche" abgetan und übergangen wurde[4].

Literatur

  • Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon, Band 4, München, Fleischmann, 1837, S. 466
  • Heinz Halbgewachs: Der südwestdeutsche Schrank des 16. und 17. Jahrhunderts, Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, 1936, S.57

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon, Band 4, München, Fleischmann, 1837, S. 466
  2. Peter Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau: Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr. Der Bezirk Baden II, Wiese Verlag, 1995, S. 96
  3. Lucien Monod: Aide-mémoire de l'amateur et du professionnel, Band 1, Edition Albert Morancé, Paris, 1920, S.167
  4. Peter Jessen: Der Ornamentstich, Verlag für Kunstwissenschaft m.b.h., 1920, S. 137

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