Feldmüllersiedlung

Feldmüllersiedlung
Feldmüllersiedlung, Untere Grasstr. 26

Die Feldmüllersiedlung ist ein Wohngebiet im Münchner Stadtteil Obergiesing.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Feldmüllersiedlung befindet sich zwischen der Tegernseer Landstraße, der Gietlstraße (früher: Gottesackerweg), dem Pfarrhof an der Ichostraße (früher: Pfarrhofgasse) und der neugotischen Heilig-Kreuz-Kirche.[1]

Die Parzellen für die Feldmüllersiedlung wurden geordnet an einem Straßenraster ausgerichtet, das noch heute aus der Gietlstraße, Ichostraße, Aignerstraße, Unterer Grasstraße, Oberer Grasstraße und Kiesstraße besteht.[1][2][3] Dieses Wohngebiet entstand damit jenseits des Obergiesinger Ortskerns.[4]

Geschichte

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Feldmüllersiedlung, Obere Graßstr. 7

Die Feldmüllersiedlung entstand zwischen 1830 und 1860[1] und besteht aus Kleinhäusern, die für die Bebauung entlang des östlichen Isarhangs typisch sind.[5]

Benannt wurde diese Siedlung nach Therese Feldmüller. Die Wirtstochter, Wirtin und Grundstücksspekulantin lebte zwischen 1840 und 1846 in Giesing.[3] Hier hatte sie das Areal der Feldmüllersiedlung mit ihrem ererbten Vermögen erworben und veräußerte den Grund anschließend parzellenweise zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts.[1]

Vor allem Handwerker, zuziehende Tagelöhner und Kleingewerbetreibende kauften die Grundstücke, um dort für ihre Familien kleine Häuser zu errichten. Für die einfachen Handwerker und Tagelöhner war der Erwerb eines Kleinhauses in der Feldmüllersiedlung ein Zeichen des sozialen Aufstiegs.[1][5] Die Häuser standen dicht an dich nebeneinander, waren schlicht gestaltete, meist einstöckig mit Hinterhofgewerbe oder kleinen Gärten.[2][4] Damit unterschied sich die Feldmüllersiedlung sehr von den bäuerlichen Gebäuden des alten Ortskerns in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Die Feldmüllersiedlung war ihrer Zeit voraus, da Arbeitersiedlungen in einer solchen Form meist erst nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Daher bewertet das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege diese Kleinhäusersiedlung in ihrer geordneten Erschließung und Bebauung als eine siedlungs- und sozialgeschichtliche Besonderheit – nicht nur innerhalb Münchens oder Bayerns sondern auch darüber hinaus.[1]

Die Feldmüllersiedlung ist zugleich auch ein Zeugnis der planerischen Fürsoge der damals amtierenden Regierung unter König Ludwig I. für die Teile der Bevölkerung, die üblicherweise in schlechten, armseligen Behausungen lebte. Normalerweise konnten kleine Handwerker und Tagelöhner ihre Kleinhäuser nur auf wertlosem Baugrund errichten – wie etwa aufgelassenen Lehmgruben. So entstanden damals oft unter widrigen Bedingungen Wohnraum für arme Menschen. Sie mussten in unübersichtlicher Enge leben und mit schlechten hygienischen Verhältnissen, wenig Luft und Tageslicht zurechtkommen. Gerade in Giesing, Haidhausen und der Au fanden sich solche Behausungen.[1]

Feldmüllersiedlung, Aignerstr. 41

Ab etwa 1880 – während der gründerzeitlichen Stadterweiterung – kam es zu einem Aufschwung im Baugewerbe. Davon profitierten auch die Bewohner der Feldmüllersiedlung, so dass sie ihre Gebäude in der Siedlung zum Teil aufstockten. Daher finden sich in Teilen der Siedlung heute zweigeschlossige Vorstadthäuser – z. B. die Gebäude Kiesstraße 5 und 6 sowie Obere Grasstraße 5, 6 und 8.[1]

Im Randbereich der Feldmüllersiedlung entlang der Tegernseer Landstraße und der Ichostraße finden sich Gebäude, die das einheitliche Erscheinungsbild der Siedlung stören. Es handelt sich dabei um untypische, mehrgeschossige Gewerbegebäude oder Mietshäuser. Um in diesem Zusammenhang eine Verbesserung zu erreichen, wurde das Sanierungsgebiet auch auf diese Gebäude ausgeweitet.[1]

In der Gartenwirtschaft „Kriegerheim“ (Ecke Gietlstraße/Untere Grasstraße) trafen sich zunächst die Obergiesinger Kommunisten. Später war das „Kriegerheim“ das Versammlungslokal der Giesinger Ortsgruppe der NSDAP.[4]

Im September 1983 gab der Münchner Stadtrat der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) den Auftrag, die Feldmüllersiedlung zu sanieren, um den Verfall der denkmalgeschützten Siedlung zu beenden und erklärte das Viertel 1984 zum Sanierungsgebiet.[5][4]

Bis 2005 konnte die MGS mit dem sogenannten Herbergenprogramm, für das die Stadt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung stellte[5], die Modernisierung der Kleinhäuser umsetzen. Dabei kauften überwiegend Giesinger Bürger und Handwerker die Kleinhäuser. Für die kostspieligen Sanierungsmaßnahmen flossen städtenbauliche Fördermittel.[4]

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Broschüre der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS) über die Sanierung der Feldmüllersiedlung (pdf-Datei)
  2. a b Die Feldmüllersiedlung auf www.stadt-muenchen.net
  3. a b Bericht über eine Stadtführung der Münchner Volkshochschule durch die Feldmüllersiedlung auf www.wochenanzeiger.de
  4. a b c d e Die Feldmüllersiedlung auf www.muenchen.de
  5. a b c d Bericht über die Sanierung der Feldmüllersiedlung auf www.sueddeutsche.de

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