Marienheim

Marienheim

Marienheim
Koordinaten: 48° 43′ N, 11° 13′ O48.716588211.2145679Koordinaten: 48° 43′ 0″ N, 11° 12′ 52″ O
Einwohner: 460 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1976
Postleitzahl: 86633
Vorwahl: 08431

Marienheim ist ein Stadtteil von Neuburg an der Donau im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Es war früher ein Ortsteil der Gemeinde Zell und ging mit dieser bei der Eingemeindung 1976 in der Großen Kreisstadt Neuburg an der Donau auf. Zum 31. Dezember 2008 zählte der Ort Marienheim 460 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Marienheim liegt rund vier Kilometer östlich von Neuburg am nordwestlichen Rand des Donaumooses.

Es besteht aus dem Kernort mit der evangelisch-reformierten Pfarrkirche – eine der nur zehn reformierten Gemeinden in Bayern. Zum Ortsbereich gehören außerdem die Siedlungen Jägersbühl, Fleischnershausen und Rödenhof.

Geschichte

Marienheim

Marienheim entstand erst Anfang des 19. Jahrhunderts als Gründung zugewanderter evangelisch-reformierter Kolonisten. Der Ort ist einer der jüngsten im Landkreis. Auf dem Gebiet des Dorfes lag vorher ein alter Eichenwald, genannt Kromat. Marie Leopoldine, die Witwe des bayerischen Kurfürsten Karl Theodor, hatte das Areal 1809 vom Staat gekauft und in Parzellen an die Neusiedler verkauft. Sie lieh dem Dorf auch ihren Namen.

Tobias Kroll kam am 9. April 1809 hierher und nächtigte erstmals mit seiner Frau und acht Kindern unter freiem Himmel. Dies war zugleich die Geburtsstunde für Marienheim. Kroll baute sich in mühseliger Kleinarbeit eine kleine Hütte. Mit Fleiß und Ausdauer schaffte er es zu einem kleinen Bauernhof. Ein Jahr später folgte mit Jeremias Hofstetter der zweite Siedler. 1816 schenkte Maria Leopoldine den Marienheimern ein Grundstück für einen Friedhof, der heute noch existent ist. Er diente einst als Gottesacker für die Reformierten, heute ist er eine kommunale Einrichtung und für alle Beerdigungen zugelassen. Als Dank für die Grundstücksschenkung wurde dem Ort die Bezeichnung "Marienheim" gegeben.

Zweimal unternahm der Ort den Versuch, sich als Gemeinde eigenständig zu machen. Erstmals im Jahre 1846, doch das königliche Landgericht lehnte dies ab. 1899 wurde ein zweiter Versuch unternommen, aber ebenso vergebens.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auch Marienheim in Mitleidenschaft gezogen; bei einem US-Luftangriff auf den unmittelbar benachbarten Flugplatz Neuburg am 21. März 1945 kamen einige Einwohner ums Leben. Im Mai 2009 feierte Marienheim den 200. Jahrestag seiner Gründung.

Kirchengeschichte

siehe Hauptartikel Evangelisch-reformierte Kirche (Marienheim)

Rödenhof

Geschichte von einst

Die einstige Einöde Rödenhof, wie sie sich heute präsentiert

Viel älter als Marienheim ist der Ortsteil Rödenhof. Er liegt zwischen Zell und Neuburg, ist aber auch umgeben von den zwei jungen Orten Heinrichsheim und Marienheim. Der Rödenhof ist dagegen schon uralt und war im dritten Jahrhundert ein römischer Vicus, also ein Gutshof. 1220 wurde er unter der Bezeichnung Rothenbach geführt. Im Jahre 1275 ist im Saalbuch, also Steuerverzeichnis, von Herzog Ludwig der Strenge der Name Rödenbach zu finden.

Das Landschaftsbild hatte damals noch ein ganz anderes Gesicht. Von Neuburg zog sich in Richtung Osten bis Karlskron eine mächtige Waldkette, geprägt vor allem von stämmigen Eichen. Belebt war diese Gegend mit reichlich Wild, sogar die Wölfe sollen hier geheult haben, schreibt das Neuburger Kollektaneenblatt im Jahre 1859. Das heutige „Zeller Eichele" oder „Eichet" am Sportplatz ist noch eine Mini-Erinnerung. Auch eine Reihe von Hügelgräbern befinden sich hier als stumme Zeugen der Vergangenheit. Der Name Rödenhof dürfte vom Roden mit Stumpf und Stiel abgeleitet sein.

Seit dem 17. Jahrhundert hatte der Rödenhof verschiedene adelige Besitzer. Die Einöde wird auch öfters als Hofmark aufgeführt. 1654 kaufte der Vizestatthalter Hans Jakob von Syrgenstein den Rödenhof. 1776 ersteigerte der königliche Leibarzt Graf von Verri den Rödenhof. 1794 wollte Franz Seraph Grill eine Weißbier- und Braunbierschenke errichten, doch dies wurde nicht genehmigt. Im Jahre 1806 lag der Rödenhof in den Händen des Freiherrn von Weitenau.

Die damaligen Zustände berichten von einem breiten und üblen Weg. Erst 1777 wurde die Landstraße nach Zell angelegt. Jetzt entwickelte sich ein Streit. Die Gemeinde Zell sowie die Exjesuiten beanspruchten das Gelände als Eigentum. Gegen die kurfürstliche Hofkammer entwickelte sich ein langwieriger Prozess, der erst nach neun Jahren beigelegt wurde und mit einem salomonischen Urteil endete. Beide bekamen je die Hälfte an Grund und Boden zugesprochen.

Geschichte der Neuzeit

Der Rödenhof heute
Der Rödenhof heute

Im Jahre 1860 bestand der Rödenhof erst aus sechs Hausnummern, 1920 waren es acht Anwesen. Nach dem letzten Weltkrieg gab es hier Baugelände für Heimatvertriebene. Inzwischen ist der Rödenhof zu einer kleinen Vorstadt mit 163 Einwohnern angewachsen. Von 1905 bis 1992 war das Gasthaus Griebl der markante Treffpunkt.

Neben den schmucken Einfamilienhäusern ist auch ein Sporthotel mit Sportpark und ein kleines bunt gemischtes Gewerbegebiet entstanden. Hier herrscht reges Leben, sogar eine Arztpraxis ist zu finden. Bis vor kurzem befand sich im Rödenhof auch eine Zweigstelle der Raiffeisenbank Neuburg, die inzwischen aufgelöst worden ist. Der Ort Rödenhof war einst der Gemeinde Zell zugeordnet und kam bei der Gemeindegebietsreform zum 1. Januar 1976 zur Stadt Neuburg.

Die Katholiken werden kirchlich nach wie vor von der Pfarrei Zell betreut. Die „Evangelischen" finden ihr Zuhause in Marienheim oder in Neuburg.

Fleischnershausen

Das Hinweisschild auf den Ortsteil
Der Stadtteil Fleischnershausen

Am Rande der Stadtgrenze Neuburg und in der Nähe des Ortes Marienheim befindet sich Straßenzug „Fleischnershausen". Es gibt sogar ein Straßenschild, das nach Fleischnershausen weist. 71 Bürger registrierte das Neuburger Standesamt zum 31. Dezember 2008.

Einige Aktennotizen lüften ein wenig das Geheimnis der Entstehung des Ortsteils. Am 8. November 1832 meldete sich Leonhard Fleischner beim Königlichen Landgericht, machte die Mitteilung, dass er eine neue Kolonie gebildet habe und bittet um eine Hausnummer. Der neue Siedler hatte das Grundstück von dem Bäcker Amman aus Neuburg am 12. März 1829 erworben. Ein Jahr später wurde gemauert und gezimmert und damit das erste Haus errichtet.

Dem Stadtmagistrat machte das Grundstück Kopfzerbrechen. Gehört das Grundstück zum Donaumoos, zu Marienheim oder Neuburg, war die Gretchenfrage. Das Grundstück lag in der landgerichtlichen Zuständigkeit und so gab es die Nummerierung Fleischnershausen 1. Damit war zugleich dem ersten Siedler ein Denkmal gesetzt.

Am 3. November 1874 ist der Sohn Christian Fleischner aufgeschreckt. Er bekommt die Mitteilung, dass er zur Gemeinde Zell geschlagen wird. Eine Gemeindereform war zu dieser Zeit im Gange. Doch der Siedler wehrte sich dagegen. Er führte mehrere Gründe dafür auf: Bereits sein Vater wurde als Neuburger Bürger eingestuft. Als Protestant waren für ihn der reformierte Friedhof und die Kirche tabu. Die Kinder mussten nach Neuburg zur Schule und die Gemeindeumlagen wurden bisher auch nach Neuburg entrichtet. Zur Gemeinde Zell benötigt er eine volle Stunde, nach Neuburg nur eine halbe.

Daraufhin gab es zwar ein salomonisches Urteil, zersplitterte allerdings die fünf Höfe. Drei Höfe rechts der Straße blieben bei Neuburg und zwei Höfe auf der anderen Straßenseite zählten zur Gemeinde Zell.

Aber weder die Stadt Neuburg, noch die Gemeinde Zell sahen sich für die Straße in Fleischnershausen zuständig. Es gab keine Räumung von Schnee, auch bei Glatteis wurde nicht gestreut. Erst ein Unfall in den Jahren um 1970 klärte die Grenzfrage. Die Räum- und Streupflicht bekam die Stadt Neuburg. Die Gemeinde Zell wurde zum 1. Januar 1976 nach Neuburg eingegliedert und damit wieder alle Fleischnershauser Bewohner Bürger der Kreisstadt.

Erste Raiffeisenkasse im Landkreis

Pfarrer Paul Theuersbacher Gründer der Raiffeisenbank Marienheim
Das Gebäude der Raiffeisenzweigstelle Marienheim

Es ist kaum zu glauben, in einem der jüngsten Orte des Landkreises Neuburg steht die Wiege der ersten Raiffeisenkasse. Der evangelisch-reformierte Pfarrer Paul Theuersbacher hat die Genossenschaft aus der Taufe gehoben und war damit beispielgebend für die gesamte Umgebung.

Dem Seelsorger war nicht nur das Seelenheil ein Anliegen, seine Sorge galt auch der großen Not der Landwirte. Am 27. Januar 1889 trommelte er seine Schäflein in das Gasthaus im Rödenhof, erzählte ihnen von der Raiffeisenidee, ging aber auch mit dem Zinswucher hart ins Gericht. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott", diese Devise war ihm Ansporn. Der Bauernstand müsse seine Geldgeschäfte, aber auch seine Ein- und Verkäufe selbst in die Hand nehmen, nur gemeinsam kann gegen das Großkapital gekämpft werden. Mit diesen feurigen Worten ermunterte er die Anwesenden und entzündete die Raiffeisenidee im Landkreis.

29 Anwesende unterzeichneten daraufhin die Statuten und am nächsten Tag erhöhte sich die Mitgliederzahl bereits auf 35. Als Vereinsbezirk wurde zunächst Marienheim, Rödenhof, Bürgerschwaig, Längenmühle Fleischnershausen und Altmannstetten bestimmt. Damit war der erste „Spar- & Darlehenskassenverein" geboren. Die Gründungsversammlung war zugleich die erste Generalversammlung. Pfarrer Theuersbacher übernahm den Vorsitz, Lehrer Friedrich Schneider wurde zum Rechner und Philipp Müller zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates gewählt. Das neue Gebilde hatte nach einer zweijährigen Anlaufzeit einen Umsatz von 28000 Mark mit einem Reingewinn von 280 Mark zu verzeichnen. Der Düngemittelumsatz bezifferte sich auf 5000 Mark.

Richtig in Schwung kam das Raiffeisenleben erst nach 1897 unter dem Vorstand Johann Bauer. Ein schweres Problem war auch die Inflation nach dem 1. Weltkrieg. Es war ein harter Anfang, zahlreiche Vorstände und Rechner wechselten deshalb in ihren Ehrenämtern. Durch den Bau einer Lagerhalle im Jahre 1950 unter dem Vorstandsvorsitzenden Fritz Bauer bekam das Warengeschäft eine größere Dominante.

So manche Stürme der Zeit fegten darüber hinweg. Aus den Spar- & Darlehensvereinen bildeten sich die Raiffeisengenossenschaften. Im Jahre 1964 feierten die Marienheimer das 75-jährige Bestehen, jedoch kurz darauf, am 21. Dezember 1965, stimmten die Raiffeisenmitglieder von Zell und Marienheim für eine Fusion. Als Sitz der Bank wurde der Rödenhof gewählt.

Das Warengeschäft wurde bald wieder eingestellt, die Lagerhalle verkauft und der Name „Raiffeisenbank Marienheim" ad acta gelegt. Marienheim war nach mehreren Verschmelzungen nur noch eine Zweigstelle von Neuburg.

Das Maibaum-Brauchtum

Feierliche Einholung des Maibaumes
Maikönigin Sigrid I. (Graf)

Der Maibaum ist eigentlich eine alte Tradition, doch in Marienheim ist er erst seit 1976 das Dorfsymbol. Aber dafür wird es beim Einholen und Aufstellen um so feierlicher. Schon der Transport des Baumriesen hat es in sich. Nur Pferde durften den Stamm in das Dorf schleppen. Und mit Pauken und Trompeten musste es sein. Der eigene Posaunenchor begleitet das Gefährt musikalisch.

Aber auch ein gutes Aussehen soll der Maibaum haben. Schmucken Zeichen und Girlanden sind die Zierde. Dazu wird noch gefeiert. Gleich in der Nähe des Feuerwehrhauses und der Kirche hat er seinen Stammplatz.

Die Neuburger Rundschau hauchte durch einen Wettbewerb diesem Brauchtum 1974 erstmals Leben ein. Auch Marienheim beteiligte sich im Jahre 1978 und landete auf Platz drei. Im Jahre 1980 riss man sich nochmals kräftig am Riemen, versuchte, den Baum ein noch schöneres Aussehen zu geben. Und es hat sich gelohnt. Marienheim hatte diesmal den schönsten Maibaum im gesamten Landkreis. Der Ort war auch in den nächsten Jahren nicht zu schlagen, 1982 wieder auf Platz eins.

1984 wurde das Tüpfelchen auf das i gesetzt. Wer beim Wettbewerb den schönsten Maibaum im Landkreis „Neuburg-Schrobenhausen mit Lechgebiet" stellte, dem wurde eine Maikönigin gebilligt. Und Marienheim machte auch hier wieder das Rennen.

Inzwischen haben sich die „Maibaum-Freunde Neuburg-Schrobenhausen mit Lechgebiet" etabliert und das feierliche Krönungszeremoniell im Ehekirchner Hochzeitsstadel vorgenommen. Als erste Maikönigin von Marienheim, aber auch vom Landkreis Neuburg-Schrobenhausen durfte Sigrid I., mit bürgerlichen Namen Graf, den Thron besteigen. Die damals Sechzehnjährige hatte damit ein ungeahntes und unvergessliches Jahr. Aus dem gesamten bayerischen Raum kamen die Einladungen, um bei verschiedenen Veranstaltungen präsent zu sein.

Literatur

  • Ludwig Wagner: Chronik Zell Bruck – mit Marienheim, Rödenhof, Rohrenfeld und Maxweiler – auf den Spuren der Dorfgeschichte. Selbstverlag, Neuburg 1998, 416 S. Eigenverlag
  • Ludwig Wagner: Der Mai und der Maibaum, 300 S., Eigenverlag 1994
  • Hartmut Dusse: Die Evangelisch-Reformierte Kirche in Marienheim - Ein Beitrag zu ihrer Baugeschichte aus Anlass ihrer Umgestaltung und Renovierung 1991
  • Neuburger Kollektaneenbblatt Band 27 (1861) Seite 85 - 114

Einzelnachweise

  • Neuburger Anzeigenblatt vom 29. Januar 1889
  • Neuburger Rundschau vom 20. April 2009

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