- Carl de Nys
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Carl de Nys (* 26. März 1917 in Eupen; † 4. April 1996 in Valprivas) war ein belgisch-französischer Musikwissenschaftler.
In seiner Heimatstadt Eupen in Ostbelgien, wo man in fast jeder Straße vom 18. Jahrhundert auf Schritt und Tritt beeinflusst wird, wuchs Carl im Schatten der barocken Türme der St. Nikolauskirche auf. Seine Heimat war seit Jahrhunderten verschiedenen Herrscherländern zugehörig, dies führte ihn wahrscheinlich zu den vergessenen europäischen Komponisten von Spanien bis Böhmen. So verdanken wir ihm die Eurovisionsmelodie aus dem Te Deum von Marc-Antoine Charpentier, welches er bei seinen Forschungen wiederentdeckt hatte.
Nach dem Abitur in Eupen studiert er Theologie und erhält 1941 in Verviers die Priesterweihe. Danach setzt er seine Ausbildung in Frankreich fort, erst in Saint-Dié-des-Vosges, danach in Nancy. Kurzzeitig unterrichtete er in Épinal Literatur und Philologie. Mit dem Einverständnis der Kirche widmete, er fortan sein Leben nur noch der Musik.
Als leidenschaftlicher Forscher durchstöberte er Europa nach verschollenen Manuskripten vergessener Komponisten oder nach vernachlässigten Werken von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn und Mozart. In zahlreichen Aufsätzen vertiefte er das Wissen über die profane und kirchliche Musik des Salzburger Wunderkindes. Im Musikverlag Doblinger Wien war er Herausgeber mehrerer Mozartwerke.
De Nys gründete ein eigenes Aufnahmestudio, das "Centre d’Enregistrement des Champs-Elysées" wo er zahllose unbekannte Werke einspielen ließ. Diese Arbeit brachte ihm zahlreiche Schallplattenpreise ein. Seine Heimat lag ihm sehr am Herzen, so betreute er in Zusammenarbeit mit dem befreundeten Organisten und Dirigenten Hubert Schoonbroodt zahlreiche Einspielungen von wallonischen Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts.
Seine besondere Liebe zur Barockmusik hinderte ihn nicht daran, sich auch zeitgenössischen Komponisten zuzuwenden, so dem Werk von Joachim Havard de la Montagne (1927 - 2003), in dem er alle expressiven Eigenschaften postromantischer Musik fand.
In der Auvergne widmete sich Carl de Nys dem kulturellen Zentrum von Valprivas, welches er mit der Pianistin Hélène Salomé gegründet hatte. Hier machte er die ersten Schallplatteneinspielungen mit Werken von Georges Onslow (1784-1853), dem in Clermont-Ferrand geborenen englischen Komponisten, den er als den ersten französischen Romantiker bezeichnete.
Sein Wissen gab er weltweit in Vorträgen an Fachpublikum, sowie in Sendungen der französischen und belgischen Rundfunk und Fernsehanstalten weiter.
Veröffentlichungen
- Zahllose Aufsätze in Musikfachzeitschriften und Enzyklopädien (Grove's).
- Mehr als 800 Begleitaufsätze für Schallplattenhüllen
- Co- Autor verschiedener Bücher
- 1957 Sinfonia sacra I
- 1960 "La discothèque idéale" (Presse Universitaire Paris)
- 1980 La Cantate ISBN 2-13-036482-9
- 1982 La musique réligieuse de Mozart ISBN 2-13-037261-9
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