Franz Schattenfroh

Franz Schattenfroh
Franz Schattenfroh

Franz Schattenfroh (* 17. September 1898 in Linz an der Donau; † 31. Oktober 1974 in Gehrden) war ein österreichisch-deutscher Politiker (NSDAP) und SA-Führer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem Besuch der Volksschule und der Realschule wurde er an der Theresianischen Militärakademie ausgebildet, die er am 18. August 1916 als Leutnant verließ. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Zugskommandant, später als 2. Regimentsadjutant und schließlich bis zum März 1918 als Kompaniechef an der italienischen Front beim k.-und-k.-Infanterieregiment 14. Anschließend wurde er dem Kommando der Isonzoarmee zugeteilt, wo er in der Generalstabsabteilung tätig war, bevor er im März 1918 zum Dragonerregiment 4 transferiert wurde. Bereits am 1. August 1917 war er zum Oberleutnant befördert worden. Im Dezember 1918 wurde er aus der Armee entlassen. Am 6. Juli 1922 wurde er noch zum Titular-Rittmeister befördert.

In den 1920er Jahren absolvierte Schattenfroh die Hochschule für Welthandel in Wien, die er 1922 als Diplomkaufmann verließ. Außerdem studierte er sechs Semester Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Danach arbeitete er vier Jahre lang in einem Industriekonzern in Wien.

1925 wurde er Chefredakteur des Hauptblattes der österreichischen NSDAP der so genannten Deutschen Arbeiterpresse und am 1. Februar 1927 Chefredakteur der Deutschösterreichischen Tageszeitung, der er bis zum August 1938 vorstand. Als Parteifunktionär übernahm er die Bezirksleitung des 9. Wiener Bezirkes der NSDAP. 1926 wurde er Mitglied der Landesleitung der österreichischen NSDAP.

Am 24. April 1932 wurde Schattenfroh in den österreichischen Bundesrat gewählt, dem er bis zum 1. Juli 1933 angehörte. Während seiner Abgeordnetenzeit fungierte als Fraktionsführer der nationalsozialistischen Fraktion des Bundesrates. Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich zwischen 1933 und 1938 war er von 1934 bis 1936 Landesleiterstellvertreter der österreichischen Sektion der Partei. Infolge einer Pressekampagne wegen seiner angeblich jüdischen Ehefrau und seiner Ablehnung einer Scheidung zog Schattenfroh sich 1936 für einige Zeit aus allen politischen Funktionen 1936 zurück. In den fünf Jahren zwischen 1933 und 1938 verbrachte er wegen seiner illegalen Tätigkeit für die NSDAP eigenen Angaben zufolge zwanzig Monate in Kerker- und Polizeihaft.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erhielt Schattenfroh ein Mandat für den nationalsozialistischen Reichstag, dem er von April 1938 bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 als Abgeordneter für das Land Österreich angehörte. Ebenfalls 1938 wurde Schattenfroh Chefredakteur der Kronen Zeitung in Wien. Aufgrund seiner Verdienste um die NS-Bewegung erhielt er außerdem das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP. In der SA wurde er am 22. Februar 1940 zum SA-Gruppenführer ernannt.

Im September 1939 trat Schattenfroh als wissenschaftlicher Mitarbeiter in das Auswärtige Amt ein. In diesem übernahm er Aufgaben als Verbindungsoffizier zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Oberkommando der 4. Armee. 1943 wurde er Leiter der kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin (Planung und Einsatz von Ausstellungen, Malerei, Filmen, Literatur, Konzerten, Ballett). 1944 wurde er zur Dienstleistung im Reichsministerium des Inneren beurlaubt. Später im selben Jahr wurde er mit der Verwaltung der Stelle des Landeshauptmannes der Provinz Hannover beauftragt.

Des Weiteren legte Schattenfroh eine Reihe von Büchern historisch-politischen Inhalts vor. In der Holocaust-Forschung ist insbesondere das Werk Wille und Rasse berücksichtigt worden, in dem Schattenfroh auf vierhundert Seiten die Geschichte der jüdischen „Aggression“ nachzeichnet, bevor er die physische Liquidierung der Juden als Methode zur Endlösung des „Judenproblems“ andeutet.[1]

Bei Kriegsende wurde Schattenfroh von den Alliierten verhaftet und in der Britischen Besatzungszone interniert. Da die österreichische Regierung kein Auslieferungsersuchen stellte, wurde er vor einem britischen Tribunal in Hamburg angeklagt, das ihn freisprach. Nach seinem Freispruch wurde er durch das Land Niedersachsen pensioniert. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in der Generalvertretung der Zementsackfabrik Beckum für das Land Niedersachsen.

Schriften

  • Wille und Rasse. Verl. f. Wirtschaft u. Kultur, Berlin 1939 und Stubenrauch, Berlin 1943. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]
  • Britenfaust und Judengeist. Eine Reise durch Ägypten und Palästina im Schatten des Krieges. Verl. f. Wirtschaft u. Kultur Payer & Co. Berlin, Wien u. Zürich 1940. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3]
  • Du und die Partei. Gedanken über die innere und äußere Haltung des Nationalsozialisten. Flugschrift, 1941.

Einzelnachweise

  1. Claudia Koonz: The Nazi Conscience, 2003, S. 259.
  2. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, S. 347-414
  3. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, S. 127-148

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (4. Wahlperiode) — Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen im Deutschen Reich bestehenden Partei erklärt. Demzufolge bestand in dem am 10. April 1938 „gewählten“ Reichstag nur die Fraktion der NSDAP …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des députés allemands sous le Troisième Reich (4e législature) — La quatrième législature du Troisième Reich dure de 1939 à 1945. Cette législature est la conséquence des élections législatives allemandes de 1938. Dans le paragraphe 1 de la loi contre la formation de nouveaux partis du 14 juillet 1933, le… …   Wikipédia en Français

  • Geschäftsverteilungspläne des Geheimen Staatspolizeiamtes — Dieser Artikel|gibt einen Überblick über die Geschäftsverteilungspläne des Geheimen Staatspolizeiamtes in Berlin als der Zentrale (Gestapa) der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) als Gesamtorganisation. Inhaltsverzeichnis 1 Übersicht über die… …   Deutsch Wikipedia

  • Schrottensteingasse — Straßen in Wien I. Innere Stadt | II. Leopoldstadt | III. Landstraße | IV. Wieden | V. Margareten | VI. Mariahilf | VII.  …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Österreichischen Bundesrates (IV. Gesetzgebungsperiode) — Dies ist eine Liste der Mitglieder des Österreichischen Bundesrates während der IV. Gesetzgebungsperiode des Nationalrats. Die IV. Gesetzgebungsperiode begann am 2. Dezember 1930 und endete am 2. Mai 1934. Da sich die Zusammensetzung des… …   Deutsch Wikipedia

  • RSHA — Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) wurde am 27. September 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vom Reichsführer SS Heinrich Himmler durch Zusammenlegung von Sicherheitspolizei (Sipo) und Sicherheitsdienst (SD) gegründet. Das Amt stellte als… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichssicherheits-Hauptamt — Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) wurde am 27. September 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vom Reichsführer SS Heinrich Himmler durch Zusammenlegung von Sicherheitspolizei (Sipo) und Sicherheitsdienst (SD) gegründet. Das Amt stellte als… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichssicherheitshauptamt — Das Reichssicherheitshauptamt (Abkürzung RSHA) wurde am 27. September 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vom Reichsführer SS Heinrich Himmler durch Zusammenlegung von Sicherheitspolizei (Sipo) und Sicherheitsdienst (SD) gegründet. Das Amt… …   Deutsch Wikipedia

  • Wiener Hygieneausstellung 1906 — Eröffnung der Hygieneausstellung. Erzherzog Franz Salvator wird vor der Rotunde von Stadtrat Roderich Krenn begrüßt. Die „Allgemeine Hygienische Ausstellung“ in Wien fand vom 12. Mai bis 15. Juli 1906 in der Rotunde, der größten Ausstellungshalle …   Deutsch Wikipedia

  • Max von Gruber — (July 6, 1853, Vienna – September 16, 1927, Berchtesgaden) was an Austrian scientist. As a bacteriologist he discovered specific agglutination in 1896 with his colleague Herbert Edward Durham (Gruber Widal reaction). But his main interests were… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”