- Theresianische Militärakademie
-
Theresianische Militärakademie Gründung 14. Dezember 1751 Trägerschaft BMLVS (staatlich) Ort Wiener Neustadt, Österreich Kommandant Norbert Sinn Website www.bmlv.gv.at
campus.milak.atDie Theresianische Militärakademie (TherMilAk) ist die einzige Ausbildungsstätte für Offiziere des österreichischen Bundesheeres. Sie befindet sich in der Burg in Wiener Neustadt (Niederösterreich).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Theresianische Militärakademie wurde unter Maria Theresia am 14. Dezember 1751 mit dem Auftrag „Mach’ er mir tüchtige Officirs und rechtschaffene Männer darauß“ an den ersten Kommandanten Feldmarschall Leopold Joseph von Daun gegründet und ist somit die älteste Militärakademie der Welt. Als Besonderheit kann erwähnt werden, dass hier pro Jahr je 100 Adelige und 100 Bürgerliche aufgenommen wurden. Schon die Offiziere der Österreich-Ungarischen Armee wurden bis 1918 hier ausgebildet.
Die Bezeichnung Militärakademie trägt sie seit der Vereinigung mit der Pflanzschule für Kadetten im Jahr 1769. Bereits 1771 erschien ein vom Lokaldirektor Feldmarschalleutnant Johann Georg Carl Freiherr von Hannig ausgearbeiteter geregelter Studienplan und 1775 das von Maria Theresia sanktionierte Akademie-Reglement. Die Ausbildungszeit betrug damals elf Jahre und wurde schrittweise auf drei Jahre verkürzt.
Der berühmte steirische Erzherzog Johann von Österreich war 44 Jahre (von 1805 bis 1849) Oberdirektor der Theresianischen Militär-Akademie.
In der ersten Republik wurde die Ausbildung bis 1934 in Enns durchgeführt und anschließend wieder in Wiener Neustadt. Eine Besonderheit in der Zeit zwischen dem Austrofaschismus und dem Anschluss ist die Weigerung des Generalmajors Rudolf Towarek (1933-1938 Kommandant der Militärakademie), die Burg der in Österreich einmarschierten deutschen Wehrmacht zu übergeben. Er ließ die Wache mit aufgepflanzten Bajonett aufmarschieren und verweigerte so der Wehrmacht mehrere Tage den Zutritt zur Burg. Diese Tat hatte bis auf seine Pensionierung keine negativen Auswirkungen auf Generalmajor Towarek, er erhielt sogar die Erlaubnis, nach seiner Pensionierung weiterhin die österreichische Uniform zu tragen.
Von Oberst Erwin Rommel, dem späteren Generalfeldmarschall, wurde unmittelbar nach dem Anschluss eine Kriegsschule für die Offiziersausbildung eingerichtet, die er anfangs auch selbst leitete. Zu der Schule kam auch die Daun-Kaserne dazu.[1]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Burg durch Fliegerbomben, Brände und Plünderungen fast vollkommen zerstört. Sie brannte im April und Mai 1945 innerhalb von fast 14 Tagen restlos aus. Die übrig gebliebene Ruine wurde beim Wiederaufbau in den Jahren 1946 bis 1959 in ihrer historischen Form wiederhergestellt, das Innere jedoch den zeitlichen Erfordernissen angepasst. So konnte die Militärakademie im Jahr 1958 ihren Betrieb wieder aufnehmen.[2]
Nach der Gründung des Bundesheeres im Jahr 1955 war die Militärakademie nochmals bis 1958 in Enns untergebracht, von wo sie anschließend wieder in die Burg von Wiener Neustadt übersiedelte, nachdem die Beschädigungen durch den Zweiten Weltkrieg behoben worden waren.
Im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ist das Fahnenband der ersten Fahne der Militärakademie ausgestellt. Es wurde von Maria Theresia knapp vor ihrem Tod 1780 für die erste Fahne gestiftet, angeblich soll sie es persönlich bestickt haben. Unter dem Fahnenband befinden sich zwei Bilder (Gouachen) von Bernhard Albrecht (1758-1822). Albrecht war Zeichenlehrer der Militärakademie und schilderte auch die Zöglinge bei ihren militärischen und sportlichen Übungen.[3] So zeigen die Bilder Szenen wie „Übungsschießen mit Mörsern“ und „Balancierübungen der Kadetten auf dem hohen Balkensteg“. Die Blätter sind zwischen 1785 und 1793 entstanden.[4]
A E I O U
Wappen und Siegelring der Akademie entstanden 1957 im Auftrag des Akademiekommandanten, Obst dhmD Ing. Josef Heck, nach einem Wettbewerb der Akademieangehörigen. Der von einer Jury ausgewählte Entwurf des Wappens stammte vom damaligen Hauptmann Adolf Polivka, der Ring wurde nach Entwurf des Hauptmanns Paul Wimmer ausgeführt. Eine detaillierte Erklärung findet sich im Jahrbuch Alma Mater Theresiana, Jahrgang 1956, S.64 ff. Die Insignien A.E.I.O.U. gehen auf den Wahlspruch Friedrichs III. zurück.
Die MilAk heute
Der aktuelle Kommandant ist Generalmajor Norbert Sinn. Seit 1997 betreibt die Militärakademie auch Fachhochschulstudiengänge und kann auch von Zivilisten besucht werden. Im Abschlussjahrgang 2003 schlossen die ersten vier Frauen die Ausbildung an der Militärakademie positiv ab. Insgesamt wurden 3.576 Offiziere an der Theresianischen Militärakademie seit ihrer Wiedereröffnung im Jahr 1959 ausgebildet.
Es gibt zwei Studentenverbindungen als Hausverbindungen an der TherMilAk: Die Österreichische katholische akademische Verbindung THERESIANA (Ö.k.a.V. THERESIANA) und die Akademische Tafelrunde WIKING (Akad. TR! WIKING). Absolventen der Theresianischen Militärakademie können auch dem Absolventenverein Alt-Neustadt beitreten.
Aufnahmebedingungen
Um für die Militärakademie in Wiener Neustadt zugelassen zu werden, ist neben einer Hochschulreife auch das positive Ableisten des Vorbereitungssemesters (VBS) notwendig, das im Zuge des Ausbildungsdienstes zwischen Jänner und Juli stattfindet. Während des Vorbereitungssemesters werden, durch eine Prüfung u. a. der Führungsfertigkeiten und psychischen sowie physischen Leistungsfähigkeit der Berufsoffiziersanwärter, die am besten geeigneten Kandidaten der Anwärter für die 99 Plätze auf der theresianischen Militärakademie ausgewählt.
Ausbildungsinhalt
Dreijähriges intensives Studienprogramm mit dem akademischen Grad Bachelor der Militärischen Führung, zur Hebung der Psychischen und Physischen Leistungsfähigkeit. Nach bestandenem Abschluss Ausmusterung zur Truppe als Leutnant.
Absolventen der Militärakademie
Absolventen vor 1918 (Jahr der Ausmusterung)
- Maximilian von Wimpffen (1786)
- Kandidus Pontz von Engelshofen (1825)
- Moritz Ritter von Lehmann (1854)
- Albert Freiherr von Koller (1868)
- Franz Graf Conrad von Hötzendorf (1871)
- Viktor Graf Dankl von Krasnik (1873)
- Eduard Freiherr von Böhm-Ermolli (um 1875)
- Maximilian von Hoen (1887)
- Maximilian de Angelis (1908)
- Lothar Rendulic (1910)
- Alois Windisch (1913)
- Erwin von Lahousen (1915)
- Ludwig von Benedek
- Karl Eibl
- August von Fligely
- Friedrich Hensel
- Johann Hermann von Hermannsdorf
- Rudolf Henz
- Engelbert Lap
- Alexander Löhr
- Frank Linke-Crawford
- Milan Neralić
- Julius Payer
- Karl Freiherr von Pflanzer-Baltin
- Petar Preradović
- Franz Freiherr Rohr von Denta
- Josef Freiherr Roth von Limanowa-Lapanów
- Ignaz Freiherr Trollmann von Lovcenberg
Absolventen nach 1918 (Jahr der Ausmusterung)
- Gordon M. Gollob (1936)
- Hubert Wingelbauer (1937)
- Karl Lütgendorf (1937)
- Emil Spannocchi (1938)
- Alois Nitsch (1938)
- Karl Wohlgemuth (1938)
- Georg Gaupp-Berghausen (1939)
- Fritz Bebenroth (1944)
- Helmut Kreuzhuber (1965)
- Günter Höfler (1977)
- Ernst Konzett (1978)
- Othmar Commenda (1979)
- Franz Reißner (1979)
- Rudolf Striedinger (1983)
- Christian Segur-Cabanac
- Erich Wolf
Kommandanten der MilAk (Auswahl)
- letzter kaiserlicher Kommandant Feldmarschallleutnant Guido Novak von Arienti (1917–1919), Jahrgangspate des Ausmusterungsjahrgangs 2010
Zweite Republik
- Major Erwin Starkl (1955-1956), 35. Kdt
- Oberst dhmD Josef Heck (1957-1959), 36. Kdt
- Generalmajor Erich Watzek (1959-1971), 37. Kdt
- Generalmajor Alois Nitsch (1972-1980), 38. Kdt
- Divisionär Johann Philipp (1980-1984), 39. Kdt
- Divisionär Adolf-Erwin Felber (1985-1999), 40. Kdt
- Divisionär Karl-Heinz Fitzal (1999-2003), 41. Kdt
- Generalmajor Norbert Sinn (seit 2003), 42. Kdt
Besondere mit dem Gebäude der Theresianische Militärakademie verbundene Personen
- Oberst Erwin Rommel, der spätere Generalfeldmarschall, war vor dem Zweiten Weltkrieg vom 10. November 1938 bis 22. August 1939 Kommandeur einer „Kriegsschule“ (Offiziersschule) in Wiener Neustadt. Sie war im Gebäude der nach der Okkupation Österreichs sogleich aufgelösten Theresianischen Militärakademie untergebracht. Er kehrte auch nach dem Afrikafeldzug kurzzeitig nach Wiener Neustadt zurück.
- Der spätere Bundespräsident Rudolf Kirchschläger war gegen Kriegsende Lehroffizier. Als Kommandant führte er am 1. April 1945 eine gegen die sowjetischen Truppen ausgerückte Fahnenjunker-Einheit. Die Zeitschrift Profil berichtete in ihrer Ausgabe vom 21. April 2005, dass dabei innerhalb weniger Stunden 200 Kadetten getötet und mehrere hundert verwundet wurden, er selbst erlitt dabei eine schwere Beinverletzung.
Literatur
- Theresianische Militärakademie (Hg.): Offiziersausbildung. Die Ausmusterungsjahrgänge der 2. Republik, Wien 2008.
Siehe auch
- Daun-Kaserne
- Rolle der Militärakademie im Ausbildungswesen der k.k. Armee um 1859
- Rolle der Militärakademie im Ausbildungswesen der k.u.k. Armee um 1900
- Liste der Ausmusterungsjahrgänge der Theresianischen Militärakademie
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte der TherMilAk auf der Akademischen Tafelrunde WIKING zu Wiener Neustadt abgerufen am 1. Februar 2010
- ↑ Virtuelle Burgführung am Studienportal der Theresianischen Militärakadmie
- ↑ Liselotte Popelka: Heeresgeschichtliches Museum Wien. Graz, Köln, 1988 S. 32.
- ↑ Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal II - Das 18. Jahrhundert bis 1790. Kiesel Verlag, Salzburg 1983, S. 86 f.
Weblinks
Commons: Theresianische Militärakademie – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Theresianische Militärakademie – Quellen und Volltexte- Theresianische Militärakademie
- FH-Studiengang Militärische Führung
- Ö.k.a.V. THERESIANA
- Akad. TR! WIKING
- Vereinigung Alt-Neustadt
- Kommandanten der Theresianischen Militärakademie
47.8096416.24543Koordinaten: 47° 48′ 35″ N, 16° 14′ 44″ OFachhochschulen: Fachhochschule Vorarlberg | Fachhochschule Wiener Neustadt | Fachhochschule Technikum Wien | Fachhochschule Technikum Kärnten | IMC Fachhochschule Krems | Fachhochschule des bfi Wien | Fachhochschule St. Pölten | FH Campus Wien | Fachhochschule Salzburg | FH Kufstein | Campus 02 | FH Joanneum
Fachhochschulstudiengänge: Fachhochschulstudiengänge Burgenland | FH Oberösterreich | FHWien | Theresianische Militärakademie | Management Center Innsbruck | Lauder Business School | FH Gesundheit Tirol | FernFH | FH Gesundheitsberufe Oberösterreich
Siehe auch: Liste der Universitäten und Fachhochschulen in Österreich
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Theresianische Militärakademie — Theresianische Militärakademie, früher Militärakademie zu Wiener Neustadt, österr. Bildungsanstalt, die Offiziere für Infanterie, Jäger und Kavallerie heranbildet … Kleines Konversations-Lexikon
Militärakademie — Eine Militärakademie, auch Kriegsakademie, Führungsakademie oder Generalstabsakademie, ist eine Lehreinrichtung zur Aus , Weiter und Fortbildung vornehmlich von Offizieren, in einigen Ländern auch Offizieranwärtern, in truppengattungspezifischen… … Deutsch Wikipedia
Militärakademie an der ETH Zürich (MILAK) — Wappen der Militärakademie der Schweizer Armee Die Militärakademie an der ETH Zürich (MILAK) ist einerseits eine Stätte der Aus und Weiterbildung von Berufsoffizieren der Schweizer Armee wie auch ein international anerkanntes Kompetenzzentrum für … Deutsch Wikipedia
Militärakademie (Schweiz) — Badge der Militärakademie der Schweizer Armee Die Militärakademie an der ETH Zürich (MILAK) ist einerseits eine Stätte der Aus und Weiterbildung von Berufsoffizieren der Schweizer Armee wie auch ein international anerkanntes Kompetenzzentrum für… … Deutsch Wikipedia
Militärakademie — Militärakademie, höhere militärische Fachschulen, wie die preußische und bayrische Kriegsakademie (s. d.), die russische Nikolausakademie, die österreichische Kriegsschule. in Wien, die italienische in Turin, die französische Ecole supérieur de… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
k.u.k. Technische Militärakademie — Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 18. Jahrhundert 1.2 19. Jahrhundert 1.3 20. Jahrhundert 2 … Deutsch Wikipedia
Liste der Ausmusterungsjahrgänge der Theresianischen Militärakademie — Die ersten Absolventen der Theresianischen Militärakademie verließen dieselbe im Jahr 1755, von da an bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 absolvierten 10.966 Offiziersanwärter die Akademie. In der Zeit der Ersten Republik, von 1923 bis 1938 … Deutsch Wikipedia
K.u.K. Technische Militärakademie — Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 18. Jahrhundert 1.2 19. Jahrhundert 1.3 20. Jahrhundert 2 Militärische Bedeutung 3 Nachfolgeeinrichtung … Deutsch Wikipedia
Technische Militärakademie (Österreich, Monarchie) — Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 18. Jahrhundert 1.2 19. Jahrhundert 1.3 20. Jahrhundert 2 Militärische Bedeutung 3 Nachfolgeeinrichtung … Deutsch Wikipedia
k.k. Franz-Joseph-Militärakademie — Die Gebäude der ehemaligen k.k. Franz Joseph Landwehrakademie in Wien Die k.k. Franz Joseph Militärakademie befand sich im 3. Wiener Gemeindebezirk in den Häusern Boerhaavegasse 13 und 15 und wurde auch als Landwehr Kadettenschule bezeichnet.… … Deutsch Wikipedia