Fridolin Sicher

Fridolin Sicher

Fridolin Sicher (* 6. März 1490 in Bischofszell, Schweiz; † 13. Juni 1546 ebenda) war ein Schweizer Organist und Kalligraph.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Bereits 1503 erhielt der 13-jährige Fridolin Sicher ein Jahr lang Orgelunterricht beim Konstanzer Organisten Martin Vogelmaier. Danach musste er sich neben seinem Orgelspiel auch dem Studium theologischer Schriften gewidmet haben, wurden ihm doch im Jahre 1510 von den Chorherren seiner Heimatstadt Bischofszell die St. Agnesenpfründe verliehen. Im selben Jahr begann Sicher dort seine Organistentätigkeit und hielt ein Jahr später seine erste Messe. 1512 unterbrach er seine Tätigkeiten und zog erneut nach Konstanz, um diesmal während eines Jahres beim bekannten Organisten Hans Buchner zu lernen. Dieser seinerseits war Schüler des angesehenen Organisten Paul Hofhaimer gewesen.

Vermutlich im Jahr 1516 trat Fridolin Sicher das Organistenamt im Kloster St. Gallen an. Ausserdem ernannte ihn der St. Galler Abt Franz von Gaisberg zum Kaplan der Kapelle St. Jakob. Eine weitere Tätigkeit Sichers im Kloster war die des Bücherschreibens. Noch heute befinden sich einige Bände mit seinen Arbeiten in der Stiftsbibliothek St. Gallen.

Auch wenn Sichers Haupttätigkeiten in St. Gallen lagen, kümmerte er sich doch immer wieder um Angelegenheiten in Bischofszell. Mit dem Einzug der Reformation in der Ostschweiz und der Weigerung Sichers, sich dem neuen Glauben anzuschliessen, war er aber schliesslich gezwungen, seine Tätigkeiten in St. Gallen und Bischofszell aufzugeben. Er wird in Bischofszell vorläufig zuletzt im Jahr 1530 genannt.

Zwischen 1531 und 1536 lebte Sicher in Ensisheim im Elsass, wo er sich ebenfalls musikalisch betätigte. 1537 kehrte er zurück und nahm wahrscheinlich seine Pfründe in Bischofszell wieder auf. Ob er alle seine früheren Tätigkeiten auch in St. Gallen fortsetzte, ist nicht bekannt. In seinen letzten Lebensjahren diente er jedenfalls erneut als Bücherschreiber im Kloster.

Nach einer Operation am 20. August 1545 konnte Fridolin Sicher seinem Organistendienst nicht mehr nachkommen. Er verstarb am 13. Juni 1546 in Bischofszell.

Sichers Orgeltabulatur

Seit 1512 trug Sicher 176 Stücke von 94 Komponisten zusammen. Etwa zwei Drittel davon ist geistliche Vokalmusik, das andere Drittel bilden weltliche Gesänge. Die Bedeutung der Sicherschen Orgeltabulatur liegt vor allem darin, dass aus der Zeit vor 1550 ansonsten nur wenige Orgeltabulaturen erhalten sind. Zudem sind einige der Kompositionen in Sichers Orgelbuch einzig in diesem überliefert. Die Tabulatur des Fridolin Sicher befindet sich noch heute in der Stiftsbibliothek St. Gallen und ist in der virtuellen Bibliothek «Codices Electronici Sangallenses» (CESG) online verfügbar.

Literatur

  • Walter Rober Nef: Der St. Galler Organist Fridolin Sicher und seine Orgeltabulatur. In: Schweizerisches Jahrbuch für Musikwissenschaft. 7, 1938, ZDB-ID 217958-1, Notenteil S. 159–209.

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