- Ensisheim
-
Ensisheim Region Elsass Département Haut-Rhin Arrondissement Guebwiller Kanton Ensisheim Gemeindeverband Centre Haut-Rhin Koordinaten 47° 52′ N, 7° 21′ O47.8655555555567.3525218Koordinaten: 47° 52′ N, 7° 21′ O Höhe 218 m (213–231 m) Fläche 36,59 km² Einwohner 7.123 (1. Jan. 2008) Bevölkerungsdichte 195 Einw./km² Postleitzahl 68190 INSEE-Code 68082 Website Stadt Ensisheim
Ehemaliger Regentenpalast, prachtvolles RenaissancegebäudeEnsisheim (elsässisch Anze) ist eine französische Gemeinde im Département Haut-Rhin im Elsass. Sie ist Hauptort des gleichnamigen Kantons Ensisheim und Sitz des Gemeindeverbandes Centre Haut-Rhin.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Kleinstadt Ensisheim liegt an der Ill, etwa 15 Kilometer nördlich von Mülhausen und 20 Kilometer westlich des Rheins. Hier beginnt heute der Canal Vauban, der Ende des 17. Jahrhunderts errichtet wurde um das Wasser des Quatelbaches in den Canal de Rouffach umzuleiten. Dieser diente zum Transport des Baumaterials für die Festung Neuf-Brisach aus den Vogesen.
Geschichte
Archäologisch nachgewiesen sind keltische Kultursiedlungen bereits in frühgeschichtlicher Zeit südlich von Ensisheim. Diese Besiedlung dauerte bis in die karolingische Zeit. Ensisheim wurde erstmal 768 unter dem Namen Engisehaim urkundlich erwähnt.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ließ König Rudolf I. von Habsburg die „Königsburg“ bauen, durch deren Bau sich die Siedlung nun zur Burg hin verlagerte. 1431 wurde Ensisheim auf Beschluss von Kaiser Sigismund Sitz der Verwaltung der habsburgischen Vorlande im Elsass, im Breisgau, im Aargau sowie am Bodensee.
Am 7. November 1492 schlug der Meteorit Ensisheim in einem Acker vor den Toren der Stadt ein. Er gilt als der älteste gesicherte und ausführlich dokumentierte Meteoritenfall Europas, von dem bis heute Material erhalten geblieben ist. Die erste Beschreibung dieses Naturschauspiels durch Sebastian Brant Ende des Jahres 1492 erlangte große Verbreitung. Sein „Donnerstein von Ensisheim“ gilt als eines der ersten Flugblätter im heutigen Sinne, das kurz nach dem Ereignis in größerer Stückzahl und sogar in mehreren Auflagen gedruckt wurde.
Durch die Verwaltungstätigkeit wurde Ensisheim immer wohlhabender. Zwischen 1584 und 1634 wurden in Ensisheim auch Taler gemünzt; die Stadt war nach Straßburg die wichtigste Münze des Elsass. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde die Stadt siebenmal verwüstet, die Verwaltung wurde evakuiert und später in Freiburg im Breisgau neu aufgebaut. Die Stadt erholte sich von den Verwüstungen nie mehr ganz. Im Westfälischen Frieden 1648 musste das habsburgische Elsass an Frankreich abgetreten werden.
Unter der französischen Verwaltung erhielt Ensisheim einen königlichen und souveränen Rat, den Provinzrat, und wurde Hauptstadt der französischen Provinz Elsass (Straßburg wurde erst 1681 französisch und der Einfluss des Königreichs beschränkte sich zunächst auf die habsburgischen Lande). Nach der Rückkehr kaiserlicher Truppen im Jahre 1674 wurde die Verwaltung nach Breisach verlegt. Ensisheim blieb jedoch bis zur Französischen Revolution Hauptort eines Amtsbezirkes. 1682 wurde das von Rudolf I. von Habsburg erbaute Schloss abgetragen. Gegen Ende des französischen Kaiserreiches zwischen 1814 und 1820 wurde Ensisheim von österreichischen Truppen besetzt.
Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurden das Elsass und damit auch Ensisheim dem neuen Kaiserreich angegliedert und erhielt damit wieder direkten Anschluss an den übrigen deutschen Sprachraum. Von 1885 bis 1957 war Ensisheim Endpunkt einer Vorortlinie der Straßenbahn Mülhausen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden im Rahmen des Versailler Vertrages 1919 das Elsass und somit auch Ensisheim erneut Frankreich zugeschlagen; zugleich wurde Französisch verbindlich zur einzigen Amts- und Schulsprache. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde mit dem Abbau von Kali begonnen, womit ein bedeutender wirtschaftlicher Aufschwung verbunden war. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Ensisheim nochmals erhebliche Zerstörungen.
Anfang 2006 geriet Ensisheim kurzzeitig in die Schlagzeilen der internationalen Presse, als der Ortsbürgermeister mit Hilfe von Polizisten die leerstehenden Wohnwagen einer Gruppe von 80 Roma anzündete. Dafür wurde er verurteilt zu einer Haftstrafe von sechs Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Sein Amt musste er nicht aufgeben.[1] [2]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 Einwohner 4498 5191 5685 5780 6164 6640 6967 Wirtschaft
In Ensisheim befand sich bis 2006 die CD-R-Produktion von MAM-E (ehemals Mitsui Group), die unter anderem auch für Sony, HP und TDK Speichermedien herstellte.
Städtepartnerschaften
Ensisheim ist Partnerstadt der baden-württembergischen Stadt Markdorf. Eine weitere Partnerschaft besteht zum texanischen Castroville in den Vereinigten Staaten.
Persönlichkeiten
In Ensisheim sind geboren:
- Johann Rasser (1535–1594), Pfarrer und Gründer des Jesuitenkollegiums von Ensisheim
- Jakob Balde (1604–1668), Jesuit, Professor und Prediger am bayerischen Hof in München
- Léon Boëllmann (1862–1897), Orgelkomponist
Meteoritenbörse
In Ensisheim findet jährlich, in der Regel im Juni, die Ensisheim Meteorite Show statt. Rund 20–50 internationale Aussteller bieten im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung Einzelstücke und präpariertes Material an. Insbesondere Neufunde aus den Maghrebstaaten stellen einen der Schwerpunkte. Es handelt sich um die derzeit einzige Veranstaltung dieser Art in Europa, auf der ausschließlich Meteoriten, Tektite und Impaktgesteine ausgestellt und angeboten werden. Der Veranstaltungsort ist seit der ersten Ensisheim Meteorite Show im Jahre 2000 das Ensisheimer Rathaus. Veranstaltet wird die Meteoritenbörse durch die Confrerie St-Georges des Gardiens de la Meteorite d’Ensisheim und die Gemeinde Ensisheim. Am Vorabend der Veranstaltung ernennt die Confrerie im Rahmen einer Zeremonie auf dem Marktplatz ihre neuen Mitglieder.
Weblinks
Commons: Ensisheim – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Ensißheim in der Topographia Alsatiae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte- Stadt Ensisheim
- Biedermänner und Brandstifter. Der Einfluss der extremen Rechten im Elsass. Auf: Deutschlandfunk, 3. Februar 2007. – Reportage, darin die Brandstiftung und Roma-Vertreibung durch Polizei und Bürgermeister von Ensisheim
- Der Ort auf der Seite des IGN
Einzelnachweise
- ↑ Bürgermeister ließ Wohnwagen von Roma niederbrennen. In: Die Welt, 16. Mai 2006
- ↑ Nahaufnahme: Pogrom in der Provinz. Von Biedermännern und Brandstiftern. Radio-Feature, Deutschland, 27:30 Min., 2007, Buch: Martin Durm, Produktion: BR, Erstsendung: 10. Januar 2007
– die Dokumentation erhielt den Europäischen CIVIS Radiopreis 2007
Gemeinden im Kommunalverband Centre Haut-RhinBiltzheim | Ensisheim | Meyenheim | Munwiller | Niederentzen | Niederhergheim | Oberentzen | Oberhergheim | Réguisheim
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Ensisheim — Saltar a navegación, búsqueda Ensisheim Escudo … Wikipedia Español
Ensisheim — is a town in Alsace, France. On November 7, 1492, a 250 pound meteorite fell there, and since then it has attracted many meteorite enthusiasts. It was described in detail by the contemporary poet Sebastian Brant.Ensisheim is also the birthplace… … Wikipedia
ENSISHEIM — ENSISHEIM, town in Haut Rhin department, Alsace, E. France, about 19 mi. (30 km.) S. of colmar . R. Meir of Rothenburg was held prisoner there from 1286. The first evidence that Jews were living in the town dates from 1291. They were among the… … Encyclopedia of Judaism
Ensisheim — Ensisheim, Stadt an der Ill, im Arrondissement Colmar des französischen Departements Haut Rhin; 2150 Ew. In der Kirche zu E. wird ein Meteorstein von 170 Pfd. aufbewahrt. – E. war schon 730 das Hoflager eines alemannischen Herzogs; es kam später… … Pierer's Universal-Lexikon
Ensisheim — Ensisheim, Stadt im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Gebweiler, an der Ill und der Linie Mülhausen E. der Straßburger Straßenbahn, mit evangelischer und kath. Kirche, gotischem Stadthaus, Amtsgericht und Strafanstalt für Männer (ehemaliges… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Ensisheim — Ensisheim, Stadt im Bez. Oberelsaß, an der Ill und dem Vaubankanal, (1900) 2555 E., Amtsgericht … Kleines Konversations-Lexikon
Ensisheim — Ensisheim, elsäss. Stadt an der Ill, 4000 E., Fabrikation von Calicot; in der Kirche ein 170 Pfund schwerer, 1498 gefallener Meteorstein; Strafanstalt; Turennes Sieg den 4. Oct. 1674 … Herders Conversations-Lexikon
Ensisheim — 47° 51′ 59″ N 7° 21′ 11″ E / 47.8664, 7.3531 … Wikipédia en Français
Ensisheim — Ẹnsisheim, Stadt im Oberelsass, Département Haut Rhin, Ostfrankreich, an der Ill, 214 m über dem Meeresspiegel, 6 100 Einwohner; Kalisalzbergbau. Stadtbild: Das alte Rathaus, ehemaliges »Regimentshaus« (1532 47), ist eine rechtwinklige… … Universal-Lexikon
Ensisheim — Original name in latin Ensisheim Name in other language Ensisheim State code FR Continent/City Europe/Paris longitude 47.86695 latitude 7.35212 altitude 216 Population 6940 Date 2012 01 18 … Cities with a population over 1000 database