Fünferbund

Fünferbund

Der Fünferbund ist ein Freundschaftsbund der fünf Corps Franconia Karlsruhe, Rhenania ZAB in Braunschweig, Stauffia Stuttgart, Slesvico-Holsatia Hannover und Saxonia-Berlin zu Aachen. Er ist der größte Zusammenschluss seiner Art innerhalb des Weinheimer Senioren-Convents (WSC).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 12. März 1863, also bereits 26 Tage vor Gründung des Weinheimer Senioren Convents, schlossen Franconia Karlsruhe und Rhenania Zürich, heute in Braunschweig ansässig, ein Kartell ab, das ununterbrochen bis in die Gegenwart Bestand hat. Durch Abschluss eines Freundschaftsvertrages zwischen Franconia und Rhenania, die mittlerweile nach Aachen verlegt worden war, auf der einen Seite sowie Stauffia Stuttgart und Slesvico-Holsatia auf der anderen Seite kam es am 4. Juli 1874 zur Gründung des Viererbundes. In dem Freundschaftsvertrag wurde vereinbart, in Fragen des WSC gemeinsam vorzugehen, sich gegenseitig in Notfällen durch Abgabe von Corpsburschen zu unterstützen, Corpslisten (Listen der Corpsangehörigen), CC-Meldungen (Meldungen über personelle Veränderungen im Corps wie Aufnahmen, Entlassungen, Ämterbesetzungen) sowie wichtige Beschlüsse der örtlichen Senioren-Convente mitzuteilen.

Im Sommersemester 1892 schloss der Viererbund mit Saxonia-Berlin ein Vorstellungsverhältnis ab, nachdem die Corps des Berliner Senioren-Convents, also die Corps der Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg am 1. Januar 1892 vollberechtigte Mitgliedscorps des WSC geworden waren. Am 2. Juni 1897 wurde der Viererbund aufgelöst und am gleichen Tage der Fünferbund, bestehend aus den Corps des aufgelösten Viererbundes und Saxonia-Berlin, neu gegründet. Im Fünferbundvertrag wurden die gleichen Grundsätze vereinbart, die auch schon für den Viererbund galten. Der Fünferbund sollte nicht erweitert werden.

Im Nachgang der Aufnahme der Angehörigen des Freien Corps Saxonia durch das Corps Saxonia-Berlin am 10. Mai 1930, die von einigen Corps als ein Verstoß gegen den Grundsatz, den Fünferbund nicht zu erweitern, gewertet wurde, kam es binnen Monatsfrist zu Austrittserklärungen von Slesvico-Holsatia (1. Juni), Stauffia (6. Juni), Franconia (7. Juni) und Saxonia (10. Juni). Mit nur noch Rhenania als einzigem Mitgliedscorps hörte der Fünferbund auf zu bestehen, während das Kartell zwischen Rhenania und Franconia fortbestand.

Im Sommersemester 1958 schlossen Slesvico-Holsatia und Saxonia, die mittlerweile in Aachen rekonstituiert worden war, einen Freundschaftsvertrag ab. Im Sommersemester 1964 kam es zum Abschluss eines Freundschaftsverhältnisses zwischen Saxonia und den Kartellcorps Franconia und Rhenania. Im gleichen Semester wurde von allen fünf Corps des früheren Fünferbundes ein Arbeitsvertrag abgeschlossen, der insgesamt vier Jahre Bestand hatte.

Am 12. Januar 1980 wurde der Fünferbund durch Abschluss eines neuen Freundschaftsvertrages wiederbegründet und besteht seitdem ununterbrochen fort.

Bedeutung

Der Fünferbund ist der größte Zusammenschluss von Corps innerhalb des WSC und nimmt daher innerhalb des Dachverbandes eine besondere Stellung ein. Bei den Sitzungen anlässlich der WSC-Tagung nach Errichtung der Wachenburg 1913 bis 1930 hatte der Fünferbund an der Mitteltafel des Festsaals seinen Platz. Die Äußerungen der Vertreter des Fünferbundes dienten vielen Anwesenden als Orientierung zur Meinungsbildung.

Zu jeweils einem der Corps der anderen örtlichen Senioren Convente des WSC gab es Beziehungen derart, dass durch Fünferbundbeschluss festgelegt war, bei welchem Corps Angehörige von Fünferbundcorps in anderen Hochschulstädten zu verkehren hatten, wenn sie den Hochschulort wechselten. Die zuletzt 1929 revidierte Liste legte folgende Corps fest: Dresden – Teutonia, Freiberg – Saxo-Borussia, Aachen – Montania, Danzig – Borussia, Clausthal – Borussia, Breslau – Montania, Darmstadt – Rhenania und München – Rheno-Palatia. Das Corps Rheno-Palatia München, das aufgrund seines Lebensprinzip, das die Mitgliedschaft in anderen Corps nicht zulässt, dem Fünferbund nicht beitreten konnte, galt seit seinem Beitritt in den WSC als inoffizielles Fünferbundcorps. Seit dem Übertritt von Rheno-Palatia in den KSCV im Jahre 1954 besteht kein Kontakt mehr zu den Corps des Fünferbundes. Nach der Wiederbegründung des Fünferbundes 1980 wurden solche Verkehrslisten nicht mehr erstellt.

Fünferbundecke

In der Burgschänke der Wachenburg befindet sich seit ihrer Einweihung im Jahre 1909 rechts neben dem Eingang die Fünferbundecke. An der Wand links neben den Eckfestern sind die Wappen von Stauffia (schwarz-gold-schwarz), Slesvico-Holsatia (Blau-weiß-rot) und Saxonia (schwarz-grün-gold) dargestellt, an der Wand rechts neben den Eckfenstern von Franconia (grün-weiß-rot) und Rhenania (blau-gold-rot). Die Fünferbundecke ist mit einem alten Ecktisch und dazu gehörigen Stühlen sowie einer Eckbank ausgestattet. Der Ecktisch ist mit den geschnitzten Namen und Wappen der fünf Corps sowie den Namen der Corpsangehörigen, die für die Ausstattung der Fünferbundecke gespendet hatten, verziert. Die Fünferbundecke ist seit Einweihung der Burgschänke ständiger Treffpunkt des Fünferbundes während der Weinheimtagung.

Quellen

  • Hans Schüler: Weinheimer S.C.-Chronik, Darmstadt 1927
  • Carl Weigandt: Geschichte des Corps Saxonia-Berlin zu Aachen 1867–1967, Aachen 1968
  • Bernd-A. Kahe: Corps Franconia Karlsruhe 1839–1989, eine Chronik, Karlsruhe 1989
  • Joachim Grub: Beiträge zur Geschichte des Corps Saxonia-Berlin zu Aachen 1967–1992, Aachen 1993

Weblinks

Siehe auch


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