Fürstin Tarakanowa

Fürstin Tarakanowa
Das Gemälde von Konstantin Flawizki (1864) zeigt die Legende vom Tode der inhaftierten Fürstin bei der Flut in der Peter-und-Paul-Festung

Jelisaweta Alexejewna Tarakanowa (russisch Елизавета Алексеевна Тараканова, besser bekannt als Княжна Тараканова, Fürstin Tarakanowa; Fürstin Tarakanoff; * um 1750; † 4. Dezemberjul./ 15. Dezember 1775greg. in Sankt Petersburg) trat während der Regierungszeit Katharinas II. als russische Thronprätendentin auf, indem sie behauptete, eine Tochter der Zarin Elisabeth Petrowna und des Grafen Alexei Rasumowski und damit eine Enkelin Peters des Großen zu sein. Katharina II. ließ sie mit Hilfe des Grafen Alexei Orlow nach Russland schaffen und bis zu ihrem baldigen Tod einkerkern.

Leben

Der wirkliche Name, die Abkunft und der Geburtsort der attraktiven Elisabeth Alexejewna Tarakanowa sind unbekannt. Laut ihrer eigenen Angabe soll sie in Sankt Petersburg aufgewachsen sein. Seit 1772 erregte sie in mehreren Städten Westeuropas Aufmerksamkeit. Anfangs wurde sie unter dem Namen Ali Emmetie die Geliebte eines Händlers aus Gent. Sie benutzte in der Folge noch diverse andere Namen wie Fräulein Frank, Madame Scholl, Madame Trémouille, Knjaginja Wladimirskaja (Fürstin von Wladimir) und nannte sich schließlich Fürstin Tarakanowa. Zu ihren Liebhabern zählten u. a. Londoner und Pariser Adlige und zuletzt der Graf Philipp Ferdinand von Limburg-Styrum, den sie in Deutschland kennenlernte. Sie behauptete ihm gegenüber ihre Abstammung von der Zarin Elisabeth, woraufhin der Graf vergeblich um ihre Hand anhielt.

Nachdem Polen 1772 zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt worden war (Erste Polnische Teilung), sahen polnische Emigranten, u. a. Karol Stanisław Radziwiłł, Woiwode von Vilnius, in Elisabeth Tarakanowa ein geeignetes Mittel zur Entmachtung Katharinas II. Sie überredeten die angebliche Zarentochter 1774, Ansprüche auf die russische Krone geltend zu machen. Tarakanowa versprach ihrerseits, nach einer geglückten Machtübernahme das besetzte polnische Territorium wieder abzutreten. Seit 1773 fand in Russland außerdem ein Kosakenaufstand unter Führung des sich für den ermordeten Zaren Peter III. ausgebenden Jemeljan Pugatschow statt.

Katharina II. entsandte den Kommandanten der russischen Mittelmeerflotte, Alexei Grigorjewitsch Orlow, der ihr die junge Prätendentin ausliefern sollte. Der attraktive Mann verführte die sich in dieser Zeit in Italien aufhaltende Tarakanowa, genoss mit ihr einen kurzen Aufenthalt in Pisa und reiste dann in ihrer Begleitung nach Livorno, wo die russische Flotte ankerte. Er konnte sie dazu bewegen, sich auf sein Admiralschiff zu begeben, indem er vorgab, sie dort in einer feierlichen Hochzeitszeremonie zu seiner Frau machen zu wollen. Sobald sie aber das Schiff betreten hatte, wurde sie als Gefangene behandelt, an Katharina II. ausgeliefert und im Mai 1775 nach Sankt Petersburg gebracht. In den dortigen Verhören blieb sie bei ihren bisherigen Behauptungen. Während der Internierung in der Peter-und-Paul-Festung verschlechterte sich Tarakanowas Gesundheit rasch. Am 4. Dezember 1775 starb sie an Tuberkulose, hatte jedoch ihre wahre Identität nicht preisgegeben.

Es kamen verschiedene andere Gerüchte über Tarakanowas Tod in Umlauf. So sei sie nicht bereits 1775 gestorben, sondern habe insgeheim unter dem Namen Dosiphea Nonne werden müssen und sei erst 1810 gestorben. Nach einer anderen Version wäre sie 1777 bei einer Überschwemmung der Festung, in der sie eingekerkert war, ums Leben gekommen. Diese Variante ihres Todes wurde 1864 vom russischen Maler Konstantin Flawizki in einem Historiengemälde verewigt. Ihre Geschichte wurde nicht nur in der Bildenden Kunst, sondern auch in Literatur und Film verarbeitet.

Literatur

  • Elisabeth II., die Falsche. In: Jean-François Chiappe (Hrsg.) : Die berühmten Frauen der Welt von A-Z. Deutsche Ausgabe, S. 91f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Konstantin Dmitrijewitsch Flawizki — Flawizkis Porträt, Fjodor Bronnikow (1866) Konstantin Dmitrijewitsch Flawizki (russisch Константин Дмитриевич Флавицкий; * 13. Septemberjul./ 25. September 1830greg …   Deutsch Wikipedia

  • Óperas — Anexo:Óperas Saltar a navegación, búsqueda Esta es una lista de más de 1.800 obras de unos 450 compositores de ópera. Se recogen las principales obras de los mejores compositores, así como de otros de importancia histórica relativa en el… …   Wikipedia Español

  • Anexo:Óperas — Esta es una lista de más de 1.800 obras de unos 450 compositores de ópera. Se recogen las principales obras de los mejores compositores, así como de otros de importancia histórica relativa en el desarrollo de esta forma de arte. Muchas de las… …   Wikipedia Español

  • 1941 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 19. Jahrhundert | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert   ◄ | 1910er | 1920er | 1930er | 1940er | 1950er | 1960er | 1970er | ► ◄◄ | ◄ | 1937 | 1938 | 1939 | 1940 |… …   Deutsch Wikipedia

  • 5. Feber — Der 5. Februar ist der 36. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 329 Tage (in Schaltjahren 330 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Januar · Februar · März 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • 5. Februar — Der 5. Februar ist der 36. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 329 Tage (in Schaltjahren 330 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Januar · Februar · März 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Boris Blacher — (* 6. Januarjul./ 19. Januar 1903greg. in Newchwang (chinesisch 牛庄 Niúzhuāng, heute: Yingkou), China; † 30. Januar 1975 in Berlin) war ein deutsch baltischer Komponist, Librettist und einflussreicher Kompositionslehrer …   Deutsch Wikipedia

  • Boris Blacher — Blacher en 1922. Naissance 6 janvier 1903 Yingkou …   Wikipédia en Français

  • Blacher — Blạcher,   Boris, Komponist, * Niuzhuang (Mandschurei) 19. 1. 1903, ✝ Berlin 30. 1. 1975; Ȋ mit der Pianistin Gerti Herzog (* 1922); studierte in Berlin und lehrte seit 1948 Komposition an der Musikhochschule in Berlin (West), dort 1953 70… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”