KZ-Außenlager Ganacker

KZ-Außenlager Ganacker
Abzweigung zur KZ-Gedenkstätte Ganacker
St. Sebastianikirchlein, bei den Bäumen die Gedenksteine

Das KZ-Außenlager Ganacker in der Erlau war ein Außenlager des KZ Flossenbürg. Benannt wurde das Konzentrationslager nach dem Einsatzort der Häftlinge, dem Flugplatz Landau-Ganacker, Niederbayern.

1938 war das KZ Flossenbürg in der nördlichen Oberpfalz seiner Bestimmung als Arbeitslager übergeben worden. Es war 1939 für etwa 3000 Häftlinge ausgelegt und entsprechend ausgebaut. Dem Hauptlager Flossenbürg waren später organisatorisch rund 100 Außenlager unterstellt. Im Außenlager Ganacker, nördlich von Landau an der Isar waren Häftlingen untergebracht, die kriegswichtige Vorhaben erledigen sollten, hier hauptsächlich den Ausbau und die Instandhaltung eines Fliegerhorstes.

Ob das Außenlager nach Aussagen Einheimischer schon Ende 1944 oder nach Aktenaufzeichnungen erst am 21. Februar 1945 eröffnet wurde, ist nicht endgültig geklärt. Es war zunächst auf dem Gelände des Flugplatzes Landau-Ganacker untergebracht. Dort war ein Jagdgeschwader stationiert. Für den Einsatz der Me 262 musste eine neue Betonstartbahn gebaut werden.

Als die Luftangriffe zunahmen, wurde das KZ-Außenlager in die ca. 2 km Luftlinie vom Flugplatz entfernte Erlau, nahe Wallersdorf verlegt. Die Erlau ist ein naturnahes Laubwäldchen westlich von Wallersdorf. Das Lager wurde nördlich der Bahnstrecke München nach Plattling und südlich der ehemaligen B 11 am Waldrand errichtet. Es lag vor einem Wäldchen, dem „Pfarrerholz“.

KZ-Gedenkstätte Ganacker, linker Gedenkstein
KZ-Gedenkstätte Ganacker, rechter Gedenkstein

Es gab etwa 400 männliche Häftlinge, zumeist Juden. Sie kamen aus ganz Europa. Die KZ-Häftlinge mussten dort unter erbärmlichen Bedingungen hausen. Sie vegetierten in feuchten Erdlöchern, den „Finnen“, bei Regen und Schnee. Es war von den Lebensbedingungen her eines der allerhärtesten und berüchtigtsten Lager. Der damals dort inhaftierte Jude Israel Offmann, der nur knapp überlebte, schilderte die Verhältnisse im Außenlager Ganacker in einem Rundfunkinterview so: „Auschwitz war ein 5-Sterne-Hotel und Ganacker war die Hölle.“ Offmann hatte beide Lager erlebt und konnte sie vergleichen.[1] Israel Offmann weiter: „Ganacker war gegenüber anderen Lagern ein Provisorium. In notdürftig eingerichteten Behausungen lagen die Häftlinge wie Murmeltiere in ausgehobenen Erdhöhlen, die mit Stroh ausgelegt waren.“

Am 23. April 1945 begann die SS mit der “Räumung“ des Außenlagers in der Erlau. Die US-Armee war täglich zu erwarten. Vom 2. März 1945 bis zum 23. April 1945 sind 138 Häftlinge im KZ-Außenlager umgekommen. Es handelte sich wohl um schwerkranke, total erschöpfte und nicht gehfähige Personen.

Im Wäldchen gleich hinter dem Lager und einem nahen Waldstück westlich davon wurden die Leichen notdürftig verscharrt. Ein Teil der Häftlinge wurde dann bei dem nahegelegenen Kirchlein St. Sebastian begraben und 1957 auf den KZ-Ehrenfriedhof Flossenbürg umgebettet.

Literatur

  • Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-52964-X.
  • Georg Artmeier: Die Außenkommandos des Konzentrationslagers Flossenbürg: Ganacker und Plattling. In Verein „Die Förderer“ Landau a.d. Isar (Hg.): Historische Heimatblätter an der unteren Isar und Vils. 1990/91, S. 5-139

Einzelnachweise

  1. Abschrift des Interviews auf Seite 29 in Generation der Großeltern im Dialog mit Jugendlichen über das KZ – Außenlager Ganacker am Ortsrand von Wallersdorf. S. 29. PDF

Weblinks

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