- Herbizidtolerante Sojabohne
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Herbizidtolerante Sojabohnen, umgangssprachlich auch „Gen-Soja“ genannt, sind gentechnisch veränderte Sojabohnen, die bisher eine kostengünstigere, bessere und einfachere Unkrautbekämpfung ermöglichen. Die herbizidtolerante Sojabohne ist die bisher wichtigste Anwendung der Grünen Gentechnik und wird vor allem in Nord- und Südamerika angebaut. Ihre Adoption brachte signifikante positive Umwelteffekte.
Inhaltsverzeichnis
Ökonomik
Herbizide, die der Ackerfrucht nicht schaden sind selten, so dass bei suboptimalen Herbiziden ein Trade-off zwischen dem Abtöten einer geringeren Masse von Unkräutern (bei Anwendung vor dem Austreiben der Ackerfrucht) und Schaden an der Ackerfrucht (bei Anwendung nach dem Austreiben) besteht. Beide Optionen implizieren mögliche Ertragsverluste. Die herbizidtolerante Sojabohne ist gegen Glyphosat, ein Breitbandherbizid, resistent. So kann die Herbizidkontrolle unabhängig vom Wachstumsstand der Ackerfrucht erfolgen. Zusätzlich kann die Kombination Breitbandherbizid mit entsprechend resistenter Ackerfrucht Kosten senken, wenn weniger spezialisierte Herbizide eingespart werden.[1]
Aus der Perspektive des Landwirts stehen potenzielle Einsparungen bei Herbiziden und Einkommenssteigerungen durch mögliche höhere Erträge den oft höheren Kosten des herbizidtoleranten Saatguts im Vergleich zu konventionellem Saatgut gegenüber.
Weltweite Bedeutung
Die herbizidtolerante Sojabohne wurde 1996 erstmalig in den USA zugelassen. Sie ist die anbauflächenmäßig wichtigste Anwendung der grünen Gentechnik mit 52 % der weltweiten gv-Fläche.[2] 2009 wurden 77% der globalen Sojafläche mit transgener Sojabohne ausgesät. Die herbizidtolerante Sojabohne wurde 2009 in den folgenden 11 Ländern angebaut (in Klammern Anteil der herbizidtoleranten Sojabohne an der Sojafläche 2008): USA (>90 %), Argentinien (99 %), Brasilien (65 %), Kanada (63 %), Paraguay (95 %), Südafrika (80 %), Uruguay (100 %), Bolivien (63 %), Mexiko (8 %), Chile und Costa Rica.
In Brasilien wurde über Jahre hinweg illegaler Anbau betrieben, der seit dem Frühjahr 2005 durch ein Gesetz in rechtliche Bahnen gelenkt wurde. Am 10. Dezember 2009 erhielt die erste in Brasilien entwickelte herbizidtolerante Sojabohne die Zulassung der brasilianischen Behörden. Die Vermarktung erfolgt zusammen mit Imidazolinon-Herbiziden (Markenname Cultivance).[3] Großen Einfluss auf den Anbau von gentechnikfreier oder gentechnisch veränderter Soja haben die Abnehmer in der EU. Große Mengen der in Südamerika angebauten Soja werden als Futtermittel in die EU exportiert. Die Selbstversorgungsquote der EU durch eigenen Anbau liegt bei 2 %.[4] Laut Rafael Cruz von Greenpeace Brasilien ist der starke Anstieg von Gv-Soja in Brasilien darauf zurückzuführen, dass die Europäer nicht bereit waren, deutlich mehr für gentechnikfreie Soja zu bezahlen. Die Bauern hätten aber mit Gv-Soja weniger Arbeit.[5]
Rumänien baute bis 2006 auf über 100.000 Hektar herbizidtolerante Sojabohne an, musste dies jedoch mit Eintritt in die EU im Januar 2007 aufgeben, da herbizidtolerante Sojabohne in der EU nicht zum Anbau zugelassen ist.[6] Als Lebens- und Futtermittel sind 3 Transgene Sojabohnen in der EU zugelassen.[7]
Auswirkungen der herbizidtoleranten Sojabohne
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die herbizidtolerante Sojabohne Erträge nicht signifikant verändert, aber (zum Teil deutliche) Herbizid- und Kosteneinsparungen bewirkt hat. Positive Umwelteffekte ergeben sich aus Zunahme der konservierenden Bodenbearbeitung und der Substitution von Herbiziden.[8][9]
Soziökonomische Auswirkungen
In einer Studie von 1997 mit 1444 Beobachtungen aus 17 US-Bundesstaaten wurden leichte Einsparungen bei Herbizidanwendungen und leichte Ertragszuwächse beobachtet, jedoch keine statistisch signifikanten Steigerungen der Deckungsbeiträge.[10] In einer anderen Studie wurde jedoch festgestellt, dass die Adoption von herbizidtoleranter Sojabohne mit einer Steigerung des nicht-landwirtschaftlichen Einkommens von landwirtschaftlichen Betrieben einhergeht, da durch die vereinfachte Unkrautbekämpfung Zeit eingespart wird.[11] Weitere Studien haben Kosteneinsparungen (ohne Saatgutkosten) zwischen 25 und 78 US$ pro Hektar gefunden, wobei die Technologie 15–17 $ pro Hektar kostet.[8] Der Einsatz von Herbiziden bei der herbizidtoleranten Sojabohne ist in den USA ca. 10 % niedriger als bei konventioneller Sojabohne.[9]
In Kanada kam es 1997–2004 zu Kostensenkungen von 47–89 C$ pro Hektar bei Saatgutprämien von 32–45 C$.[8]
In Argentinien und Paraguay sind Kosteneinsparungen von 24–30 US$ pro Hektar bei Technologieprämien von 3–4 $ zu verzeichnen, in Brasilien von 88 $.[8]
Umweltwirkungen
Die positiven Umweltwirkungen der Adoption herbizidtoleranter Pflanzen sind signifikant. Glyphosat ist deutlich weniger toxisch und versursacht weniger Eutrophierung als die Herbizide, die es ersetzt. Zudem bewirkt der Rückgang von Pflugeinsatz und Feldoperationen Kraftsstoffeinsparungen und eine Verringerung der Bodenerosion (Konservierende Bodenbearbeitung).[12]
Auskreuzung auf verwandte Wildarten ist nicht wahrscheinlicher oder problematischer als bei konventioneller Sojabohne, da die Glyphosattoleranz keinen Fitnessvorteil bietet. Auskreuzung ist bei der Sojabohne generell von geringer Bedeutung, da sie Selbstbestäuber ist. Es ist bisher nicht zu einer Auskreuzung der Glyphosattoleranz auf Unkräuter gekommen, vermutlich da es keine sexuell kompatiblen Arten in Sojaanbaugebieten gibt.[12]
Seit 35 Jahren stehen Unkrautpopulationen unter einem Selektionsdruck durch Glyphosat. Mit der Einführung gentechnisch veränderter, herbizidtoleranter Pflanzen nahm der Glyphosateinsatz in Ländern wie Argentinien, den USA und Brasilien jedoch stark zu, was den Selektionsdruck deutlich erhöhte. In den letzten Jahren verschärfte sich daher das Problem glyphosatresistenter Unkräuter und bewirkte gleichzeitig eine Veränderung im Unkrautspektrum. Die grundlegende Ursache ist die einseitige Nutzung von Glyphosat in der Unkrautbekämpfung. So ging die Diversität der eingesetzten Herbizide zurück. Auch ging der Einsatz des Pflugs zurück, ein traditionelles Mittel zur Unkrautkontrolle. Wissenschaftler sehen die Nachhaltigkeit des Glyphosateinsatzes hierdurch bedroht, und empfehlen eine größere Diversität in der Unkrautbekämpfung. So sollten neben Glyphosat auf andere Herbizide und andere Unkrautbekämpfungsmethoden als Herbizide zurückgegriffen werden. Es befinden sich bereits transgene Pflanzen mit Resistenzen gegen andere Herbizide als Glyphosat in Entwicklung.[12]
Einzelnachweise
- ↑ Duke, S. (1996): Herbicide-resistant crops: agricultural, environmental, economic, regulatory, and technical aspects. CRC Press, Boca Raton.
- ↑ James, C. (2010): Global Status of Commercialized Biotech/GM Crops: 2009. ISAAA Brief No. 41. ISAAA: Ithaca, NY.
- ↑ Pressemeldung BASF vom 5. Februar 2009: GM soybeans receive approval for commercial cultivation in Brazil
- ↑ fefac Statistical yearbook – 2007 – 84 pages (englisch, PDF Seite 53)
- ↑ NZZ vom 18. Juni 2009: Schwellenländer setzen auf gentechnisch veränderte Pflanzen (Abschnitt "Sinneswandel in Brasilien")
- ↑ James, C. (2009): Global Status of Commercialized Biotech/GM Crops: 2008. ISAAA Brief No. 39. ISAAA: Ithaca, NY.
- ↑ Sojabohne. Transgen.de, 1. April 2011
- ↑ a b c d Brookes, G., & Barfoot, P. (2005). GM crops: The global economic and environmental impact - the first nine years 1996–2004. AgBioForum, 8(2&3), 187-196.
- ↑ a b [1]Hin, C., Schenkelaars, P., Pak, G. (2001): Agronomic and environmental impacts of the commercial cultivation of glyphosate tolerant soybean in the USA. Centre for Agriculture and Environment. Utrecht, June 2001.
- ↑ Fernandez-Cornejo, J., Klotz-Ingram, C., Jans, S. (2002):Farm-Level Effects of Adopting Herbicide-Tolerant Soybeans in the U.S.A.Journal of Agricultural and Applied Economics. Vol. 34, 1 (April 2002), pp. 149-163.
- ↑ Fernandez-Cornejo, J. (2007): Off-Farm Income, Technology Adoption, and Farm Economic Performance. Economic Research Report No. (ERR-36), Februar 2007.
- ↑ a b c Stephen Duke & Stephen Powles (2009): Glyphosate-Resistant Crops and Weeds: Now and in the Future. AgBioForum 12 (3&4), S. 246-257.
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