Georg Goyert

Georg Goyert

Georg Goyert (* 7. Juli 1884 in Witten; † 11. Mai 1966 ebendort) war ein deutscher literarischer Übersetzer und Lehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Georg Goyert wurde am 1884 als Sohn einer protestantischen Lehrerfamilie in Witten an der Ruhr geboren. 1902 verließ er das Wittener Realgymnasium mit dem Reifezeugnis und begann in Marburg ein Studium mit den Fächern Französisch, Englisch und Deutsch. 1903/1904 war er in Moulins sur Allier am Lycée Banville als Hilfslehrer für das Fach Deutsch tätig. Danach war er ein Semester in Münster und dann wieder in Marburg immatrikuliert. 1907 bestand er dort die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen, leistete sein Seminarjahr an der Oberrealschule in Bochum ab und das Probejahr am Realgymnasium in Witten, an dem er dann 1909 als Oberlehrer angestellt wurde. 1910 unterzog er sich dem Rigorosum an der philosophischen Fakultät der Universität Marburg . Titel seiner Dissertation ist Pierre Loti, sein Wesen aus seinen Werken. Er blieb am Wittener Realgymnasium bis er 1938 wegen zunehmender Schwerhörigkeit in den Ruhestand entlassen wurde. Neben seiner Lehrertätigkeit und ab 1938 ausschließlich war er als Literarischer Übersetzer tätig. Die Goyerts zogen 1938 nach Berlin, wurden dort 1943 ausgebombt und lebten nach einer Zwischenstation am Chiemsee seit 1951 in München. 1962 erhielt er von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung den Übersetzerpreis. Weil er in seinem Heimatort Witten sterben wollte, kehrte er 1966 zurück nach Witten, wo er am 11. Mai 1966 starb.

Werk

Auch wenn seine James Joyce Ulysses Übersetzung, der er seine Berühmtheit als Übersetzer verdankt, heute nicht mehr verlegt wird, sondern die texttreuere Wollschläger-Übersetzung, so sind doch von den vielen Werken französischer, englischer, amerikanischer, italienischer, flämischer und niederländischer Literatur immer noch einige seiner Übersetzungen auf dem Buchmarkt und lieferbar. Die Übersetzung des Ulysses wurde ihm nach einer Ausschreibung des Rhein-Verlages übertragen, und Goyert traf sich während der Übersetzungsarbeit mehrmals mit Joyce. Auch nach dem Erscheinen des deutschen dreibändigen Ulysses (1927) bestand weiter Briefkontakt zwischen beiden, auch wenn die Übersetzung schon bald aus dem Kreis der Freunde von Joyce heftig kritisiert wurde. Fast fünfzig Jahre lang wurde Goyerts Ulysses-Übersetzung in Deutschland rezipiert. Eine Unterbrechung gab es im nationalsozialistischen Deutschland, nachdem Joyce von dem Bochumer Lehrer und Anglisten Karl Arns im zweiten Band seines Index der anglo-jüdischen Literatur (1939) denunziert worden war. Dass Joyce keineswegs jüdisch war, spielte für die Nazis keine Rolle. Die Figur des Leopold Bloom im Ulysses und der avantgardistische Stil von Joyce reichten aus, die Bücher von Joyce aus den deutschen öffentlichen Büchereien zu verbannen. Karl Arns war noch 1925 in seiner Anthologie Jüngstes England vom Ulysses zumindest fasziniert gewesen und hatte einen Auszug daraus für sein Buch selbst übersetzt. In der jungen Bundesrepublik blühte die Rezeption der verfemten Literatur wieder auf, und der Ulysses Goyerts fand ebenfalls wieder Interesse aber auch herbe öffentliche Kritik (Arno Schmidt). Des Weiteren übersetzte Goyert Walt Whitman, Grashalme; Ralph Ellison, Der unsichtbare Mann; William Faulkner, Wendemarke; James Joyce, Dublin: Novellen, Jugendbildnis, Stephen Daedalus; diverse Titel von D. H. Lawrence und Sean O'Casey; Honoré de Balzac, Barbey d'Aurevilly, Albert Camus, Charles de Coster, Marguerite Duras, Gustave Flaubert, Yvan Goll, Julien Green, Valery Larbaud, Guy de Maupassant, Georges Simenon; Hendrik Conscience, Adriaan Morriën und viele andere, auch Kriminalromane und Triviales. Die DNB zeigt 285 Titel von ihm.

Mythen

Aus der Festschrift 125 Jahre Städtisches Gymnasium Witten 1860 - 1985 : "James Joyce, der die deutsche Sprache durchaus beherrschte, hatte in Goyert den genialen Übersetzer erkannt. Er besuchte ihn einige Male in Witten, um sich mit ihm über Fragen, die sich aus den Übersetzungen ergaben, zu verständigen." Als Quelle wird dort angegeben : Frau Holm, eine Wittenerin, die mit Dr. Goyert und seiner Familie befreundet war.

Literatur

  • Georg Goyert, Pierre Loti, sein Wesen aus seinen Werken. Inaugural-Dissertation. Marburg, 1910.
  • Karl Arns, Jüngstes England, Köln : E. Kuner, 1925
  • Karl Arns, Index der anglo-jüdischen Literatur / 2. Amerika und Nachtrag zu England, 1939
  • Arno Schmidt, Das essayistische Werk zur angelsächsischen Literatur in 3 Bänden / Bd. 3. James Joyce - Stanislaus Joyce ,1994
  • Adolf Schulte, Georg Goyert (1884 - 1966) (Bd. 88 von 1990 im Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten, S. 85 - 96 )
  • Paul Brandenburg u. Karl-Heinz Hildebrand. Wittener Köpfe. Biographien aus einem Jahrtausend. Witten 2002, Beiträge zur Geschichte der Stadt Witten Bd. 4
  • Wolf-Dieter Lepiorz, In Witten geschrieben, Witten : Ruhrstadt-Verl., 2002.
  • Wolf-Dieter Lepiorz, Georg Goyert, der erste Übersetzer des Ulysses, in: Heimatbuch Hagen+Mark, 45 (2004) S. 195-197.

Weblinks


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