Georg Poensgen

Georg Poensgen

Georg Poensgen (* 7. Dezember 1898 in Düsseldorf; † 11. Januar 1974 in Heidelberg) war ein deutscher Kunsthistoriker und Direktor des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Georg Poensgen stammt von der weit verbreiteten Eifeler Unternehmerfamilie Poensgen ab, die seit Mitte des 15. Jahrhunderts im Raum Schleiden als Reidemeister Eisenhütten betrieb. Einige Linien waren nach Düsseldorf gezogen und dort maßgeblich am Aufbau der rheinischen Eisen-, Stahl- und Röhrenindustrie beteiligt. Georg Poensgen war der Sohn des Düsseldorfer Industriellen Ernst Poensgen (1871–1949) und seiner Ehefrau Elisabeth Cohnitz (1876–1917), er war verheiratet mit Emma Elisabeth Agnes Hübner (1898–1980). Die Ehe blieb kinderlos.

Leben und Wirken

Im Gegensatz zu den von Tätigkeiten in der Industrie geprägten Familienmitgliedern wie beispielsweise seinem Großvater Carl und seinem Vater Ernst Poensgen sowie den weiteren in Düsseldorf lebenden Verwandten Carl Rudolf Poensgen oder Helmuth Poensgen entschied sich Georg Poensgen nach dem Gymnasium für ein Kunststudium. So studierte er 1919-1920 Kunstgeschichte in Heidelberg, von 1920 bis 1922 in Freiburg, 1922-1924 in München und dann wieder in Freiburg, wo er 1924 zum Dr. phil. promovierte. Er war von 1924 bis 1925 als Volontär am Staatlichen Kupferstichkabinett Dresden tätig, dann von 1925 bis 1927 an den Staatlichen Museen in Berlin. Von 1928 bis 1945 war er Assistent bei der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, der heutigen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Während dieser Zeit richtete er unter anderem im Jagdschloss Grunewald eine Galerie mit 182 Gemälden ein und verlieh dem Schloss mit Möbeln aus dem 17. bis 19. Jahrhundert einen „wohnlichen Charakter“.

Während des Zweiten Weltkrieges war Poensgen als Hauptmann und Kunstschutzoffizier zusammen mit Rittmeister Otto Ernst Graf Solms-Laubach in der frühen Phase des Russlandfeldzuges im Jahr 1941 für die Sicherstellung und den Schutz vor Zerstörung und Plünderung diverser hochwertiger Kunstgegenstände wie Möbel, Porzellan, Gemälde und Kronleuchter zuständig, insbesondere für die Wandverkleidung des legendären Bernsteinzimmers des Berliner Stadtschlosses, welches sich seit dem Jahr 1716 als Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen im Katharinenpalast in Sankt Petersburg befand. Diese demontierte Poensgen unter Aufsicht seines Rittmeisters innerhalb von 36 Stunden, verpackte sie in 27 Kisten und ließ sie nach Königsberg transportieren, wo sie der im Königsberger Schloss ausgestellten Prussia-Sammlung übergeben wurde.

Seit 1948 lebte und arbeitete Poensgen in Heidelberg, zuletzt als Direktor des Städtischen Kurpfälzischen Museums. Die Universität Heidelberg ernannte Georg Poensgen wegen seiner Verdienste und seiner Verbundenheit zur Universität zu ihrem Ehrensenator und Ehrenbürger. Nach seiner Pensionierung erwarb er im Jahr 1964 eine stattliche Villa, die er der Universität vermachte und die heute ein exklusives Gäste- und Konferenzhaus der Universität ist. Darüber hinaus wurde in seinem Todesjahr die „Georg und Emma Poensgen-Stiftung“ gegründet. Ausschließlicher Zweck dieser Stiftung ist die Unterbringung alter Menschen aus geistigen und künstlerischen Berufen.

Während seiner Berufsjahre schrieb Poensgen mehr als 50 Publikationen, vor allem über die Kunstgeschichte verschiedener Schlösser und über deren Kunstschätze, aber auch über viele Künstler und Kunstausstellungen.

Werke (Auswahl)

  • 1929: Schloss Babelsberg. Berlin, 72 Seiten mit 46 Abb.
  • 1930: Die Bauten Friedrich Wilhelms IV. in Potsdam. Berlin, 32 Seiten und 19. Abb.
  • 1931: Schinkel und wir, in Bauwelt 22. Jg. (1931) S. 357–360 mit 10 Abb.
  • 1931: Das Schinkel-Museum im Prinzessinen-Palias, in: Kunst und Künstler Jg. (1931) S. 318–321 mit 6 Abb.
  • 1947 (zusammen mit Georg und Siegfried Lauterwasser): Madonnen am Bodensee. Erstausgabe Werner Wulff, Ueberlingen
  • 1951: Der Bodensee, ein Spiegel abendländischer Kunst (Deutsche Lande - Deutsche Kunst). Berlin (2. Auflage 1964, 3. Auflage 1975)
  • 1953: Die Ausstellung „Heidelberger Universität“ im Kurpfälzischen Museum, Ruperto Carola 5. Jg., Nr. 11/12 (Dez 1953), S. 27–39
  • 1955: Heidelberg (Deutsche Lande - Deutsche Kunst). Berlin
  • 1956 (als Herausgeber): Ottheinrich. Gedenkschrift zur vierhundertjährigen Wiederkehr seiner Kurfürstenzeit in der Pfalz (1556–1559). (Sonderband Ruperto-Carola). Heidelberg
  • 1967: Kunstschätze in Heidelberg, aus dem Schloss, den Kirchen und den Sammlungen der Stadt. Erläuterungen zu den Bildern von Anneliese Seeliger-Zeiss. München 1967

Literatur und Quellen

  • Deutsches Geschlechterbuch, Band 123, S. 367, 1958, Verlag C. A. Starke, Glücksburg, Ostsee.
  • Heinrich Kellerter, Ernst Poensgen: Die Geschichte der Familie Poensgen; Hrsg.: A. Bagel-Verlag, Düsseldorf, 1908
  • Christian Philipp Köster: Koesteriana: Für Georg Poensgen zum 70. Geburtstag am 7. Dezember 1968 - Heidelberg, 1968

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Poensgen — Wappen der Familie Poensgen Poensgen ist der Name einer bedeutenden Unternehmerfamilie aus der Eifel, die seit Mitte des 15. Jahrhunderts im Raum Schleiden als Reidemeister Eisenhütten betrieben. Einige Linien sind um 1860 nach Düsseldorf gezogen …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Rau — (* 3. Juni 1892 in Heidenheim an der Brenz; † 1. Januar 1964 in Schleswig) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und SA Führer. Leben und Wirken Nach dem Besuch der Volksschule erlernte …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Poensgen — Carl Albert Ernst Poensgen (* 19. September 1871 in Düsseldorf; † 22. Juli 1949 in Bern) war ein deutscher Unternehmer und Mäzen der Stadt Düsseldorf und stammte von der weitverbreiteten Eifeler Reitmeisterfamilie Poensgen ab. Inhaltsverzeichnis… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Poensgen (Finanzgerichtspräsident) — Albert Poensgen (1871–1976) Finanzgerichtspräsident zu Berlin Albert Poensgen (* 4. Februar 1881 in Düsseldorf; † 1976 in Mannheim) war ein deutscher Finanzgerichtspräsident und international erfolgreicher Billardspieler …   Deutsch Wikipedia

  • Hl. Dreieinigkeitskirche (Hamburg-St. Georg) — Dreieinigkeitskirche Kreuzigungsgruppe (1490, Künstler unbekannt) Die Heilige Dreieinigkeitskirche, oft auch St. Georgskirche genannt, steht im Hamburger Stadtteil …   Deutsch Wikipedia

  • Hl. Dreieinigkeits-Kirche (Hamburg-St. Georg) — Dreieinigkeitskirche …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Düsseldorf — Folgende Persönlichkeiten sind in Düsseldorf geboren (außer: „Sonstige“). Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Düsseldorf hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr und tag.… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Lande — – Deutsche Kunst war eine im Deutschen Kunstverlag erschienene Buchreihe. Die 1925 von Burkhard Meier, dem damaligen Geschäftsführer des Deutschen Kunstverlages begründete Reihe, entstand durch die Zusammenlegung der beiden Reihentitel Deutsche… …   Deutsch Wikipedia

  • Zwölfbotenaltar — Der Zwölfbotenaltar oder Windsheimer Altar ist ein im Jahr 1509 geschaffener spätgotischer Schnitzaltar von Tilman Riemenschneider. Er zählt zu den bedeutendsten Arbeiten Riemenschneiders und stellt zugleich eines der wichtigsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Windsheimer Altar — Der Zwölfbotenaltar oder Windsheimer Altar ist ein im Jahr 1509 geschaffener spätgotischer Schnitzaltar von Tilman Riemenschneider. Er zählt zu den bedeutendsten Arbeiten Riemenschneiders und stellt zugleich eines der wichtigsten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”