Carl Rudolf Poensgen

Carl Rudolf Poensgen
Carl Rudolf Poensgen

Carl Rudolf Poensgen (* 27. März 1863 in Düsseldorf; † 2. März 1946 Düsseldorf) war ein deutscher Industrieller und Kgl. Preuß. Kommerzienrat. Er stammt von der weitverbreiteten Eifeler Unternehmerfamilie Poensgen ab, die seit Mitte des 15. Jahrhunderts im Raum Schleiden als Reidemeister Eisenhütten betrieben. Einige Linien sind nach Düsseldorf gezogen und waren dort maßgeblich am Aufbau der rheinischen Eisen-, Stahl- und Röhrenindustrie beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Carl Rudolf Poensgen studierte von 1880 bis 1882 an der RWTH Aachen Hüttenkunde (Montane). Seine militärische Laufbahn schloss er als Rittmeister ab. Sein Vater Rudolf Poensgen (1826–1895) und dessen Bruder Gustav Poensgen (1824–1904) besaßen ein von ihrem Vater Reinhard Poensgen (1792–1848) ererbtes Hütten- und Walzwerk, das sie 1860 von Gemünd (Schleiden) nach Düsseldorf verlegten. Das Unternehmen wurde 1872 mit einem ebenfalls 1860 in Düsseldorf angesiedelten Röhren-Walzwerk ihres entfernten Vetters Albert Poensgen (1818–1880) zur „Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vorm. Poensgen“, zusammengeschlossen. Mit dem Tode seines Vaters wurde Carl Rudolf Poensgen als Mitinhaber in den Vorstand dieses Großunternehmens berufen. Er war außerdem Vorsitzender des Grubenvorstandes der „Zeche Unser Fritz“. 1910 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der „Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb“. Die „Phönix AG“ wiederum ging 1926 durch einen weiteren Zusammenschluss mit der Thyssen-Gruppe, den Rheinischen Stahlwerken und einer Reihe von großen Bergwerksunternehmen in den MontankonzernVereinigte Stahlwerke AG“ auf. Carl Rudolf Poensgen war darüber hinaus u. a. Aufsichtsratsmitglied der Mannesmannröhren-Werke AG, der Papierfabrik Reisholz AG und des „Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG zu Düsseldorf-Benrath“.

1901 erhielt Carl Rudolf Poensgen den Ehrentitel Klg. Preuß. Kommerzienrat, es folgte 1911 der Titel Kgl. Preuß. Geheimer Kommerzienrat. 1903 gründete er gemeinsam mit anderen Unternehmern die „Arbeitgebervereinigung für Düsseldorf-Oberbilk und Umgebung“, die sich zum Ziel setzte, die „hiesigen Arbeitsverhältnisse“ (dort lagen die „Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vorm. Poensgen“) zu verbessern. Seit 1898 war Carl Rudolf Poensgen Mitglied, seit 1905 Stellvertretender Präsident und von 1908 bis 1933 Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf. In dieser Zeit machte er sich besonders verdient um die im Jahre 1926 durchgeführte und mit über 7.5 Millionen Besuchern überaus erfolgreiche „GeSoLei“- Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen. Er war zudem Mitglied des Schiedsgerichtshofes der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris und des Ehrengerichts der Düsseldorfer Börse. Von 1904 bis 1910 war er für die Liberale Partei Düsseldorfer Stadtverordneter.

Als IHK-Präsident trat Carl Rudolf Poensgen nach 25jähriger Präsidentschaft 1933 auf Druck der Nationalsozialisten zurück. Am 28. März 1933 hatten NSDAP-Kommissare und die SA die IHK-Geschäftsstelle besetzt und von ihm die Erklärung verlangt, noch am selben Tag vor der Vollversammlung die Erklärung abzugeben, dass die IHK bereit sei, „an den großen Aufgaben mitzuwirken, die Herr Reichskanzler Hitler in seinem Regierungsprogramm aufgezeichnet hat“. Carl Rudolf Poensgen verweigerte die Erklärung. Am 12. April 1933 legte er sein Amt nieder, nachdem die Vollversammlung ihn zuvor zum Ehrenpräsidenten ernannt hatte. 1956 gründete die Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf anlässlich ihres 125jährigen Bestehens die „C. Rudolf Poensgen-Stiftung e.V. zur Förderung von Führungskräften“. Diese verschmolz 1988 als C. R. Poensgen Stiftung mit der „Deutschen Gesellschaft für Personalführung e. V.“. An Carl Rudolf Poensgen erinnert in Düsseldorf noch heute die nach ihm benannte „Karl-Rudolf-Straße“.

Familie

Carl Rudolf Poensgen, Sohn von Rudolf Poensgen und Friederike Poensgen (1834–1909) aus einem anderen Zweig der Familie, war verheiratet mit Klara Jaeger (1870-1918), Tochter des Unternehmers Wilhelm Jaeger (1839–1898) und Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes des „Richard-Wagner-Verbandes Düsseldorf“, eine Gemeinschaft zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses und der Musik Richard Wagners sowie zur Unterstützung der Richard Wagner Stipendium-Stiftung in Bayreuth. Zusammen hatten sie fünf Kinder. Zu den weiteren bedeutenden Industriellen dieser Familie gehören neben den oben genannten noch unter anderem Julius Poensgen (1815–1880), Carl Poensgen (1838–1921), Ernst Poensgen (1871–1949), Helmuth Poensgen (1887–1945) sowie der Privatbankier Kurt Poensgen (1885–1945). Zeitweise lag der Wohnsitz der Familie von Carl Rudolf Poensgen im RatingerPoensgenpark“, den sein Vetter Carl Poensgen nach englischem Vorbild 1907 als prachtvollen Landschaftspark ausgestaltet hatte.

Literatur

  • Deutsches Geschlechterbuch, Band 123, S. 337, 1958, Verlag C. A. Starke, Glücksburg, Ostsee.
  • Josef Wilden: Fünf Poensgen gestalten ein neues Düsseldorf, Düsseldorf, 1942
  • Heinrich Kellerter, Ernst Poensgen: Die Geschichte der Familie Poensgen; Hrsg.: A. Bagel-Verlag, Düsseldorf, 1908
  • Horst A. Wessel: Die Unternehmer der Familie Poensgen in der Eifel und in Düsseldorf, in: Bewegen-Verbinden-Gestalten, Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Band 44, Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Köln 2003
  • 175 Jahre IHK Düsseldorf – Handeln für Unternehmen, Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Sonderband, Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, S. 27, 28, Köln 2006

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