- Carl Poensgen (1838–1921)
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Carl Poensgen (* 27. Januar 1838 in Schleiden/Eifel; † 3. November 1921 in Düsseldorf) war ein deutscher Industrieller und Kgl. Preuß. Geheimer Kommerzienrat. Er stammt von der weitverbreiteten Eifeler Unternehmerfamilie Poensgen ab, die seit Mitte des 15. Jahrhunderts im Raum Schleiden als Reidemeister Eisenhütten betrieb. Einige Linien sind nach Düsseldorf gezogen und waren dort maßgeblich am Aufbau der rheinischen Eisen-, Stahl- und Röhrenindustrie beteiligt.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Carl Poensgen besuchte die Volksschule in Schleiden, das Gymnasium in Duisburg, die Gewerbeschule in Köln und die Bergakademie Freiberg in Sachsen (Montane) und die Montanuniversität Leoben. 1860 trat er als Volontär bei dem Hütten- und Walzwerk „Reinhard Poensgen“ in Düsseldorf ein, das seine beiden entfernten Vettern Gustav Poensgen (1824–1904) und Rudolf Poensgen (1826–1895) zu diesem Zeitpunkt von Gemünd (Schleiden) nach Düsseldorf verlegt hatten. Schon im nächsten Jahr machte er sich selbstständig und gründete zusammen mit Friedrich Giesbers in Gemünd eines der ersten deutschen Bessemer-Stahlwerke. Der Erfolg blieb zunächst aus, da das Eifeler Eisenerz einen zu hohen Phosphorgehalt hatte. Nach einem Studienaufenthalt in England verlagerte er das Unternehmen 1864 nach Düsseldorf, um dort – unter der Firma C. Poensgen, Giesbers & Co (spätere Oberbilker Stahlwerke AG) – erfolgreich, diesmal mit englischem Roheisen, nach dem neuen Bessemer-Verfahren hochwertigen Stahl herzustellen. 1871 trat er aus dem Unternehmen mit Giesbers aus und wurde Teilhaber des von seinem Schwiegervater Albert Poensgen (1818–1880) in Düsseldorf im Jahre 1860 gegründeten Röhrenwalzwerks, welches 1872 mit den Hütten- und Walzwerken seiner Verwandten Gustav und Rudolf Poensgen zur „Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vormals Poensgen“ vereinigt wurde. Dank seiner Zielstrebigkeit wurde das für die Entwicklung der Eisenindustrie außerordentlich wichtige „Windfrischverfahren“ so weit fortentwickelt, dass später nach Einführung des basischen Futters selbst das Mutterland England überflügelt werden konnte. Carl Poensgen gehörte zu den Neugründern des „Vereins deutscher Eisenhüttenleute“, dem heutigen Stahlinstitut VDEh. Nachdem er sich im rüstigen Alter aus der Werkstätigkeit zurückgezogen hatte, legte er 1907 in Ratingen bei Düsseldorf nach englischem Vorbild einen großen Landschaftspark an, der als „Poensgenpark“ heute noch Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher ist.
Familie
Carl Poensgen, Sohn des Schleidener Hüttenbesitzers Carl Poensgen senior (1802–1848), war verheiratet mit Clara Poensgen (1846–1910), Tochter von Albert Poensgen (1819–1880) und Emma Rothscheidt (1828–1892) sowie u. a. Schwester des Mediziners und Forstgutsbesitzers Albert Poensgen. Sie hatten zusammen zehn Kinder, darunter den Düsseldorfer Industriellen Ernst Poensgen (1871–1949), den Privatbankier Kurt Poensgen (1885–1944) und den Finanzgerichtspräsidenten sowie mehrfachen Welt- und Vizeweltmeister im Billardsport Albert Poensgen (1881–1976). Carl Poensgens Schwester Emilie heiratete den preußischen Beamten und Abgeordneten Albert von Dörnberg. Zu weiteren bedeutenden Industriellen dieser Familie zählen außer den oben erwähnten noch Julius Poensgen (1814–1880), Carl Rudolf Poensgen (1863–1946) und Helmuth Poensgen (1887–1945).
Literatur
- Lutz Hatzfeld: Poensgen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 568 f.
- Deutsches Geschlechterbuch, Band 123. Verlag C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1958.
- Josef Wilden: Fünf Poensgen gestalten ein neues Düsseldorf. Düsseldorf 1942.
- Heinrich Kellerter, Ernst Poensgen: Die Geschichte der Familie Poensgen. A. Bagel Verlag, Düsseldorf 1908.
- Horst Wessel: Die Unternehmer der Familie Poensgen in der Eifel und in Düsseldorf. In: Bewegen, Verbinden, Gestalten. Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. (= Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 44.) Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Köln 2003.
- Nachruf auf Carl Poensgen in der Zeitschrift „Stahl und Eisen“, Jahrgang 1921, Heft 41, S. 1839.
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