Georges Manolescu

Georges Manolescu

Georges Manolescu (* 19. Mai 1871 in Ploiești; † 2. Januar 1908) war ein rumänischer Hoteldieb, Heiratsschwindler und Hochstapler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1884 desertierte der (damals 13-jährige) Sohn eines Unterpräfekten aus der rumänischen Armee und reiste nach Wien und nach Paris. Dort wurde er wegen Hoteldiebstahls verurteilt, aber 1889 begnadigt. Er reiste erst nach Rumänien, dann nach Amerika und kehrte Januar 1897 nach Europa zurück. In Nizza wurde er erneut wegen Diebstahls verurteilt, ging nach der Haftentlassung nach Genua, wo er als Fürst Lahovary (Friedländer schreibt stets Lahowari) eine deutsche Gräfin heiratete. Die Familie (1899 kam eine kleine Tochter dazu) zog nach Lindau am Bodensee. Er verließ seine Familie, ging nach Luzern und wurde dort erneut verhaftet und verurteilt.

Weihnachten 1900 begann ein höchst erfolgreicher Beutezug durch Berliner Hotels. Erst am 15. Januar 1901 wurde er in Genua festgenommen.

Der Prozess gegen ihn vor der dritten Strafkammer des Landgerichts Berlin I erlangte ein gewaltiges Publikumsinteresse und er selbst erreichte große Popularität. Schnell stellte sich heraus, dass der Dieb aus einem rumänischen Dorf als „Fürst Lahovary“ in der besseren Gesellschaft bekannt und beliebt war. Sein Helfershelfer, Prinz Nicotin recte Ignaz Skamperl, wurde ebenfalls zur Verantwortung gezogen.

Verschiedene medizinische Sachverständige gaben während des Prozesses übereinstimmend ihr Gutachten dahin ab, dass der Angeklagte geisteskrank sei und daher nicht ins Gefängnis, sondern in eine Pflegeanstalt gehöre. Er wurde tatsächlich freigesprochen, aber in die Städtische Irrenanstalt zu Dalldorf überführt.

Dort verdiente sich Manolescu seinen Lebensunterhalt erfolgreich mit seinen Memoiren, betitelt Ein Fürst der Diebe, die 1905 im Verlag von Paul Langenscheidt erschienen. (Für den Verzicht auf die Niederschrift einiger Abenteuer soll er von den ehemals Beteiligten allerdings deutlich mehr Geld bekommen haben, als für die Memoiren selbst.)

Die Fortsetzung der Manolescu-Memoiren hieß Gescheitert. Aus dem Seelenleben eines Verbrechers.

Sonstiges

Seine Lebensgeschichte wurde 1920 (Manolescus Memoiren von Richard Oswald), 1929 (Manolescu – Der König der Hochstapler von Viktor Tourjansky) und 1932/33 (Manolescu, der Fürst der Diebe von Willi Wolff) für das Kino verfilmt. Weiterhin gab es 1972 eine Fernsehverfilmung von Hans Quest unter dem Titel Manolescu – Die fast wahre Biographie eines Gauners.

Für den zweiten Band der Memoiren versuchte Paul Langenscheidt 1907 Karl May als Autor zu gewinnen. Allerdings erfolglos.[1]

Seine Memoiren (besonders der zweite Teil) dienten Thomas Mann als Inspiration für seinen Roman Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull.

Literatur

  • Hugo Friedländer: Manolesco, der König der Diebe vor Gericht. In: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung. 1910–1914, Band IX, S. 1–8. (Volltext auf Wikisource)

Einzelnachweise

  1. Langenscheidt, den ich gar nicht kannte, schickte mir den von ihm herausgegebenen Band Manolescu. Er fragte mich, ob ich gesonnen sei, ihm einen zweiten Band dazu zu schreiben. Ich war erstaunt über diese mehr als sonderbare Zumutung und schickte ihm sein Buch zurück. (Sudhoff, Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 160.

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