Gerhart-Hauptmann-Schule Grund- und Werkrealschule Heilbronn

Gerhart-Hauptmann-Schule Grund- und Werkrealschule Heilbronn
Gerhart-Hauptmann-Schule in Heilbronn

Die Gerhart-Hauptmann-Schule Grund- und Werkrealschule Heilbronn ist eine Grund- und Werkrealschule an der Karlstraße 104 in Heilbronn. Die Schule ist sowohl in der Schulsozialarbeit als auch in der Architektur bemerkenswert. Das Gebäude ist der erste sogenannte Schuster-Typ-Schule in Heilbronn. Weiterhin ist sie die erste Heilbronner Schule mit Ganztagesbetreuung und erhielt einen Preis für Beispielhaftes Bauen Heilbronn 1995–2004.[1]

Inhaltsverzeichnis

Schulgeschichte

Auf dem Platz der früheren Moltkekaserne wurde 1966 eine Gerhart-Hauptmann-Schule errichtet, womit die Heilbronner Schule die 18. oder 19. Gerhart-Hauptmann-Schule bundesweit wurde. Die Schulneulinge, also die 5. und 6. Klasse besuchten den Pavillon. Nachdem die Schule bereits am 19. April 1966 für den Schulbetrieb freigegeben worden war, konnte diese am 18. Oktober 1966 auch in der Turnhalle eingeweiht werden. Noch war die Schule lediglich eine Volksschuloberstufe, als jedoch diese Hauptschule wurde, erhielt die Schule noch eine neunte Klasse. 1996/97 kam die zehnte Klasse hinzu, als der Schule zusätzlich eine Werkrealschule der Gerhart-Hauptmann-Schule hinzufügt wurde.[2]

Zahlen und Größenordnungen

Im Jahr der Einweihung 1966 besuchten etwa 660 Schüler die Schule. Heute unterrichten 39 Lehrer etwa 630 Schüler in 25 Klassen, wobei viele Schüler einen Migrationshintergrund haben.

Architektur

Das Gebäude ist ein nach Gerhart Hauptmann benannter und nach Entwürfen von Otmar Schär und Franz-Josef Mattes (Edelmetallplatten-Turnhalle mit Glasband) gebauter Profanbau. Der Profanbau repräsentiert die lokale Bautradition der Pavillonbauweise der Sechziger und gleichzeitig die Moderne der Jahrtausendwende. Der Kunst- und Architekturhistoriker und Leiter der Unteren Denkmalpflegebehörde der Stadt Heilbronn Joachim J. Hennze bemerkt:[3]

Ein fulminanter Entwurf gelang Ottmar Schär mit der neuen Gerhard-Hauptmann-Schule im Heilbronner Osten: Ein mehrstufiger langgestreckter Hauptbau mit separater Turnhalle und Anbau für Schulneulinge stimmt auf die in den Sechzigerjahren beliebte Pavillonbauweise ein.

Die Architektenkammer vergab für die Erweiterung der Gerhart-Hauptmann-Schule einen Preis für Beispielhaftes Bauen Heilbronn 1995–2004 und begründet es mit der Art der raumsparenden Lösung eine neue Sporthalle zu schaffen, indem die alte Turnhalle um eine neuere Turnhalle aufgestockt wurde und dadurch der noch vorhandene Sportplatz nicht überbaut werden musste. Die Jury bemerkt dabei, dass die einheitliche Verkleidung aus Edelstahlplatten beide Turnhallen, die alte und auch die neue zu einem Gebäude verbindet. Die Edelstahlplatten reflektieren das Sonnenlicht und verändern kontinuierlich das Gesicht des Baukörpers und dadurch auch die Baumasse. In städtebaulicher Hinsicht wird das zweigeschossige Gebäude der Turnhalle dem Gebäude der Schule angeglichen.

Die Erweiterung des Ganztagesbereichs wurde 2008 mit einer Anerkennung beim Europäischen Architekturpreis Metalldächer und Metallfassaden ausgezeichnet.[4]

Beschreibung

Hauptbau (Otmar Schär)

Der erste Teil der Schule, der Hauptbau, besteht aus einem mehrstufigen und langgestreckten Schulgebäude, das als erstes Schulgebäude in Heilbronn nach dem Schuster-Typ gebaut worden ist. Bemerkenswert an diesem Bautyp von Schule, die den Namen ihres Erfinders Schuster tragen, sind die Treppenhäuser, die pro Stockwerk jeweils zu zwei Klassenzimmern führen. Dabei werden Korridore entbehrlich und die Klassenzimmer können die ganze Breite des Baukörpers beanspruchen und derart sowohl vom Norden als auch vom Süden her belichtet und entlüftet werden.[5] Der zweite Teil ist für Spezialklassen und als Verwaltungsgebäude gebaut worden. Der dritte separate Teil der Schule besteht aus einer Turnhalle.

Turnhalle der Gerhart-Hauptmann-Schule

Turnhalle (Franz-Josef Mattes)

Im Jahr 2003 folgten der Bau einer Turnhalle und eines Erweiterungsbaus für die Gerhart-Hauptmann-Schule. Der Gemeinderat beschloss am 5. Juli 2001 die Aufstockung der bislang eingeschossigen Turnhalle um ein weiteres Stockwerk. Der Heilbronner Architekt Franz-Josef Mattes schuf einen einheitlichen Kubus, wobei der untere Teil des Kubus die alte und der obere Teil die neue Turnhalle ist. Beide Teile werden durch eine einheitliche Verkleidung aus Edelstahlplatten miteinander kombiniert und harmonisiert.

Der untere Teil der Edelstahlplatten-Verkleidung wird durch einen rechteckigen Eingangsbereich mit raumhohen Fenstertüren horizontal gegliedert, die eine maximale Belichtung der Turnhalle und eine Nutzung mit der Außenfläche zusammen erlauben. Der obere Teil der Turnhalle ist eine als Kubus gestaltete Stahlkonstruktion und hat als oberen Abschluss ein Glasband. Eine Galerieebene im ersten Obergeschoss erlaubt einen Einblick auf die Halle im Erdgeschoss.

Stahlzeichnung (Peter Riek)

Die Turnhalle im Erdgeschoss und die Turnhalle im Obergeschoss werden durch ein Treppenhaus miteinander verbunden, für das der Heilbronner Künstler Peter Riek eine Stahlzeichnung konzipiert hat, die 9 Meter hoch ist.

Auf dem Dach der Turnhalle wurde ein 40 m² große Solaranlage angebracht, die warmes Duschwasser gewährleistet. Die Rückseite der Turnhalle ist verputzt und hat eine orangerote Farbe bekommen mit drei Loggien. Die neue Turnhalle und andere Umbaumaßnahmen kosteten 3,68 Mio. EUR. Die Turnhalle wird als Kunstbau beschrieben.[6][7]

Pavillonschule (Fritz Stucky und Rudolf Meuli)[8]

Eine der Pavillonschulen in Heilbronn ist die Außenstelle der Gerhard-Hauptmann-Schule. Sie ist ein Pavillon an der Siebennussbaumstraße bzw. Karlstr. 145–147 in Heilbronn, das am 30. Mai 1961 eingeweiht worden ist. Das Gebäude wurde in Fertigbauweise von einem Unternehmen in Göppingen nach dem Patent von Stucky & Neuli erstellt, per Tieflader nach Heilbronn transportiert und mit einem Kran auf das Fundament gestellt. Die Fertigbauteile verfügten jeweils über einen Stahlrahmen, die ein Verschraubung der Bauteile untereinander und eine Verankerung der Bauteile mit dem Fundament erlaubten.[9] Das Gebäude ist für fünf Klassen an der Siebennußbaumstraße/Karlstraße auf einem 42 Ar großen Grundstückes konzipiert worden.

Pädagogische Arbeit, Ausstattung und Angebote

Ausstattung und Angebote

Es stehen Musikinstrumente und auch eine Schulbücherei zur Verfügung.

Schulsozialpädagogik

Sie ist die erste Heilbronner Schule mit Ganztagesbetreuung.[10]

Öffentlichkeitsarbeit

Förderverein

Im Jahr 1973 wurde für die Unterstützung von Erziehung und Bildung an der Gerhart-Hauptmann-Schule ein Förderverein gegründet. Die Beschaffung von Musikinstrumenten oder die Aufstockung der Schulbücherei konnten mit der finanziellen Unterstützung des Vereins erfolgen.

Partnerschulen

Die Adile-Mermerci-Schule im Stadtteil Gökova der Stadt Akyaka in der Türkei, ist die Partnerschule der Heilbronner Gerhart-Hauptmann-Schule.

Literatur

  • Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9, Seite 40 und Seite 41

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erweiterung der Gerhart-Hauptmann-Schule auf hd.akbw.de
  2. Chronik der Gerhart-Hauptmann-Schule Heilbronn auf gerhaupt.hn.schule-bw.de
  3. Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9, S. 40 und 41
  4. Architekturpreis für Hauptmann-Schule. In: Heilbronner Stimme vom 16. Februar 2008
  5. jad: Die teuerste Heilbronner Schule wird 5,14 Millionen Mark kosten. In: Heilbronner Stimme vom 20. Dezember 1965, Nr. 294
  6. Heilbronner Stimme, Artikel vom 16. Mai 2003, Titel: Tolle Atmosphäre: Turnen ganz nah am Himmel

    „ [...] Zu verdanken haben sie dieses tolle Gefühl dem Heilbronner Architekten Franz-Josef Mattes und dem Hochbauamt der Stadt Heilbronn. Sie hatten die Idee, die dringend erforderliche zweite Schulsporthalle nicht neben die bestehenden Halle zu platzieren und den Freisportplatz zu [...] Glasband oberhalb der Prallwand aus hellen Ahornplatten gewährleistet bestes Tageslicht und gibt den Blick in die umstehenden Baumwipfel an der Karlstraße frei. Das warme Duschwasser erzeugt eine auf dem Dach installierte 40 Quadratmeter große Solaranlage. Ein imposantes Farbenspiel bietet je nach Witterung die Außenfassade, die aus pflegeleichten Edelstahlplatten besteht und die Doppelstockhalle horizontal gliedert. Fast schon an einen Kunstbau erinnert die der Polizeidirektion zugewandte Rückseite mit ihrem orangeroten Putz und den drei unterschiedlich großen Loggien, die der Galerieebene Licht geben. Zum Lernen animieren aber auch die fünf neuen Klassenzimmer, die zwischen die Arkaden der ehemaligen “

  7. Heilbronner Stimme, Artikel vom 15. August 2002, Titel: Der Clou: Turnhalle über Turnhalle

    „ [...] angelehnt. Zeitgleich entstehen aus der ehemaligen Pausenhalle fünf neue Klassenzimmer. Dies bietet der Schule die Möglichkeit, die in die " Pavillon-Schule" ausgelagerten Klassen wieder in das Schulgebäude zu integrieren. Die Atmosphäre in den neuen Klassenzimmern wird durch die Sicht in neue,“

  8. Heilbronner Amtsblatt, Artikel vom 28. April 1961, Titel: Pavillonbauten dienen zur Entlastung der Schulen im östlichen Stadtteil von Heilbronn
  9. Heilbronner Amtsblatt, Artikel vom 28. April 1961, Titel: Pavillonbauten dienen zur Entlastung der Schulen im östlichen Stadtteil von Heilbronn

    „ [...] Die Fertigteile werden von einer Göppinger Spezialfirma nach dem Patent der Schweizer Architekten Stucky und Neuli angefertigt. Das Grundgerippe besteht aus Stahlrahmen im Abstand von 2,80 m, zwischen die in Holzkonstruktion der Fußboden, die Decke und die Fensterelemente eingespannt sind, mit einer lichten Raumbreite von 8,30 m und einer lichten Raumhöhe von 2,75 m. Diese Elemente werden im Werk fix und fertig hergestellt und mit Tiefladern an die Baustelle gebracht, wo sie durch einen Kran auf das Fundament aufgesetzt werden. Die Stahlrahmen werden aneinandergestoßen und gegenseitig verschraubt und mit dem Fundament verankert [...] Das Gebäude wird 4 Klassenzimmer mit je 69 m² und 1 Klassenzimmer mit 92 m², ferner ein Lehrerzimmer mit 18 m² Bodenfläche enthalten. “

  10. Artikel aus L-TV: Heilbronn - Schulerweiterung - 8. März 2007:

    „Der Erweiterungsbau der Heilbronner Gerhart-Hauptmann-Schule ist fertig. Damit hat damit die erste Heilbronner Schule ihren Erweiterungstrakt für die Ganztagesbetreuung in Besitz genommen. Die neuen Gebäude für die Rosenauschule und das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium werden im April fertig sein, die Alte Kelter zum Schuljahresbeginn im September 2007. Die Stadt Heilbronn investiert insgesamt 6 Millionen Euro in die Schulen. Der Erweiterungsbau für die Gerhart-Hauptmann-Schule hat 1,2 Millionen gekostet. Er soll zusammen mit den beiden anderen im April fertig werdenden Neubauten im Mai 2007 offiziell übergeben werden.“

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