Geschäftsgebäude für die Zivilabteilungen des Landgerichts Berlin I und des Amtsgerichts Berlin I

Geschäftsgebäude für die Zivilabteilungen des Landgerichts Berlin I und des Amtsgerichts Berlin I
Gebäudetrakt des Landgerichts Berlin I an der Grunerstraße, fertiggestellt 1902 und 1968/1969 abgebrochen
schematischer Grundriss der Gesamtanlage(1902)
Grundriss der bis 1902 ausgeführten Bauteile

Der in der Littenstraße 12–17 (vor 1945: Neue Friedrichstraße) Ecke Grunerstraße in Berlin-Mitte gelegene Justizgebäudekomplex ist als Geschäftsgebäude für die Zivilabteilungen des Landgerichts Berlin I und des Amtsgerichts Berlin I von 1896 bis 1904 in mehreren Bauabschnitten errichtet worden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Vorentwürfe für das Gebäude entstanden im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten unter maßgeblicher Beteiligung der ranghohen Baubeamten Paul Thoemer und Rudolf Mönnich, die Ausführung erfolgte unter Leitung von Otto Schmalz.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt und in der Nachkriegszeit unter Vereinfachungen insbesondere im Dachbereich wiederhergestellt.

Zu Zeiten der DDR war in dem Gebäudekomplex das Oberste Gericht der DDR, das Stadtgericht Berlin, die Stadtbezirksgerichte Mitte, Prenzlauer Berg und bis zu seinem Auszug Friedrichshain, das Staatliche Notariat sowie die Strafverfolgungsbehörden der Generalstaatsanwaltschaft, des Militärgerichts und der Militärstaatsanwaltschaft untergebracht.

Der nördliche Gebäudeteil des Landgerichts Berlin I - etwa ein Drittel des ursprünglichen Gesamtkomplexes - wurde 1968 bis 1969 im Rahmen der städtebaulichen Neuordnung der Stadtmitte zugunsten einer Verbreiterung der Grunerstraße abgebrochen. Nach 1990 wurde das Gebäude unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten umfassend saniert. Es dient heute als einer von drei Standorten des Landgerichts Berlin sowie als Sitz des Amtsgerichts Mitte und steht unter Denkmalschutz.

Beschreibung

Das Gebäude wurde erbaut, um die gesamten Zivilabteilungen des Landgerichts Berlin I und des Amtsgerichts Berlin I aufzunehmen. Es entstand auf einem Grundstück, das bereits dem Fiskus gehörte, und auf dem ursprünglich ein altes Kadettenhaus stand. An der Ostseite wird es begrenzt von der Trasse der Stadtbahn, an der nördlichen Schmalseite von der Grunerstraße, im Westen von der Littenstraße (früher: Neue Friedrichstraße). Nach Süden war der Rest des Straßenblocks bis zur Voltairestraße für eventuelle künftige Erweiterungsbauten vorgesehen. Die Struktur des Gebäudes lässt sich als Blockrandbebauung mit vier innen liegenden Querflügeln beschreiben, dabei waren einzelne Flügel bzw. Verbindungstrakte so angeordnet, dass insgesamt elf größere und kleinere Innenhöfe entstanden.

Konstruktiv war das Gebäude ein Massivbau mit durchweg ebenfalls massiven Decken. Die Decken über den Fluren der unteren Geschosse waren gewölbte Steindecken. Über den Geschäftsräumen und dem größten Teil des obersten Flures waren die Decken in der Bauform der Koenen'schen Voutendecke ausgeführt. In den Fluren war zu beiden Seiten des einfarbig durchmusterten Linoleum-Bodenbelages ein 50 cm breiter Streifen aus vollfarbig roten Fliesen an den Wänden entlanggeführt worden. Dadurch sollte das monumentale Gepräge der Gänge bewahrt werden. Die Türrahmungen aus rotem Sandstein sollten die monumentale Wirkung steigern. Die Türen nach dem Flur waren in beiden Hauptgeschossen aus Eichenholz. Das große, repräsentative Haupttreppenhaus spiegelt die Würde des Gerichts. Es reicht bis zum Dachgeschoss, wobei die Schauseiten in Cottaer Sandstein gearbeitet wurden. Der Raum wird von einem kleeblattförmigen Gewölbe überspannt, das an den Knickpunkten auf Säulenpaaren ruhte. Die Spannweite beträgt 23 m bei eine Länge von 35 m, die Scheitelhöhe über dem Fußboden der Halle beträgt 28 m. Die Haupttreppe ist als doppelter Wendelstein gestaltet.

Impressionen

Literatur

  • Wilhelm Kick (Hrsg.): Moderne Neubauten, 4. Jahrgang, Stuttgarter Architektur-Verlag Kick, Stuttgart 1902.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Bauwerke für Regierung und Verwaltung. (= Berlin und seine Bauten, Teil III.) Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1966.
  • Martin Wörner, Paul Sigel (Red.): Architekturführer Berlin. 6. Auflage, Dietrich Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-01211-0.

Verweise

 Commons: Amtsgericht I und Landgericht I (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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