Carpentras

Carpentras
Carpentras
Wappen von Carpentras
Carpentras (Frankreich)
Carpentras
Region Provence-Alpes-Côte d’Azur
Département Vaucluse
Arrondissement Carpentras
Kanton Chef-lieu von zwei Kantonen: Carpentras-Nord und Carpentras-Sud
Koordinaten 44° 3′ N, 5° 3′ O44.0555.0480555555555100Koordinaten: 44° 3′ N, 5° 3′ O
Höhe 100 m (56–212 m)
Fläche 37,92 km²
Einwohner 29.015 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 765 Einw./km²
Postleitzahl 84200
INSEE-Code
Website http://www.carpentras.fr/

Carpentras ist eine südfranzösische, provenzalische Gemeinde im Département Vaucluse mit Sitz einer Unterpräfektur und 29.015 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008).

Zeitweilig war Carpentras Sitz eines gleichnamigen Bistums, dessen Sitz sich zuvor in Venasque befand.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Carpentras liegt circa 102 m ü. NN.

Geschichte

Carpentras ist seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. als Marktplatz übermittelt. Es geht auf eine keltische Siedlung vom Stamm der Meminien zurück, die von phönizischen und griechischen Händlern als Handelsplatz besucht wurde, um Weizen, Honig, Ziegen, Schafe und Häute zu kaufen. In gallo-römischer Zeit war Carpentras – damals Carpentoracte – ebenfalls besiedelt, wovon ein eindrucksvoller römischer Ehrenbogen und das Stadttor, die Porte d’Orange, zeugen.

Seit 1274 gehörte Carpentras zum päpstlichen Herrschaftsgebiet Comtat Venaissin. Zwischen 1309 und 1314 machte Papst Clemens V. Carpentras – neben Avignon – zu seiner Residenz. In der Amtszeit von Papst Innozenz VI. (1352–1362) wurde Carpentras von einer Stadtmauer mit 32 Türmen und vier Toren gegen die plündernden Söldnertruppen (Grandes Compagnies) umgeben. Ab 1320 war Carpentras Hauptstadt des Comtat Venaissin, der provenzalischen Grafschaft des Papstes, und blieb dies bis zur Französischen Revolution, als das Comtat nach einem Plebiszit von der Französischen Republik annektiert wurde.

Dank der Asylpolitik der päpstlichen Kurie war Carpentras neben Cavaillon, Avignon und L’Isle-sur-la-Sorgue ein wichtiges Zentrum und Fluchtpunkt des französischen Judentums vor der Verfolgung unter Philipp dem Schönen. Juden bewohnten ein Ghetto, ein Judenviertel (carrière), dessen Tore jeden Abend verschlossen wurden. Die Synagoge von 1367 ist die älteste ganz Frankreichs, die 1743 durch eine neue ersetzt wurde. In ihr werden noch heute Gottesdienste abgehalten.

1990 wurde der jüdischen Friedhof Carpentras’ geschändet, eine Tat, die über ähnliche Vorfälle in anderen Städten hinausging. Carpentras ist eine jener provenzalischen Kommunen, in denen der Front National großen Einfluss besitzt. Im Herbst 2005 kam es hier während des Freitagsgebets zum Brandanschlag auf eine Moschee, es entstand jedoch nur leichter Sachschaden.

Wappen

Beschreibung. In Rot zwei silberne Passionsnägel mit einer Öse und mit einer Kette verbunden.

Sehenswürdigkeiten

Porte d'Orange

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Carpentras

Der römische Ehrenbogen, Arc de Carpentras genannt, befindet sich auf der Rückseite des Justizpalastes. Auf seiner Ostseite zeigt er zwei Gefangene, der eine in Fell (möglicherweise ein Germane), der andere in einer Tunika gekleidet. Es wird aufgrund der für das südliche Gallien exotischen Kleidung angenommen, dass es sich dabei um einen Mann aus dem Orient handelt.

Die ehemalige Kathedrale St. Siffrein wurde von Gegenpapst Benedikt XIII. 1404 in Auftrag gegeben und 1519 fertiggestellt, auch wenn sie im 17. Jahrhundert eine Barockfassade bekam. Sie wurde in die Stadtmauer hineingebaut. Der Bischof konnte an der Messe von einer kleinen Loggia, die über die Empore im Hauptschiff erreichbar ist, teilnehmen. Das spätgotische Südportal wird traditionell als „Porte Juife“, Judenportal, bezeichnet, weil Juden, die zum Christentum konvertierten, durch dieses Portal zur Taufe geführt wurden. Im Giebelfeld des Wimpergs ist eine steinerne Halbkugel dargestellt, die von Ratten angenagt wird. Diese Darstellung ist keine, wie häufig behauptet, Anspielung auf den Schwarzen Tod, da zum Zeitpunkt der Fertigstellung die Hintergründe der Krankheitsübertragung unbekannt waren. So könnte es sich um eine mittelalterliche Dämonendarstellung oder eine erniedrigende Darstellung der Konvertiten handeln.

1669 wurde ein Palais, die Charité, errichtet, um den Bedürftigen zu helfen. Es wird heute als Ausstellungsgebäude genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde auf Veranlassung des Bischofs Malachie d'Inguimbert ein Krankenhaus, das Hôtel-Dieu, errichtet, dessen Apotheke mit einer bedeutenden Sammlung von Moustiers-Fayencen und einer prächtigen Bibliothek mit 100.000 Bänden aufwarten kann.

Im Nordosten Carpentras findet man das Aquädukt, das nicht antiken Ursprungs wie der Pont du Gard ist, sondern von Antoine d’Allemand entworfen wurde. 1745 wurde es eingeweiht und überspannt mit 48 Bögen 631 m und sollte Carpentras bis 1893 mit Wasser versorgen.

Berühmt ist auch der Wochenmarkt, der jeden Freitag Vormittag in der gesamten Innenstadt stattfindet.

Carpentras besitzt eine Städtepartnerschaft mit Vevey und mit Seesen am Harz.

Galerie

Wirtschaft

Seit 1768 wird in der Umgebung von Carpentras Färberkrapp (Rubia tinctorum) in großem Umfang angebaut und eingesetzt. Damit stieg Carpentras erneut zur Marktstadt auf. Mit dem Bau einer Kanalabzweigung (Canal de Carpentras) 1860 konnte das Wasser der Durance die trockenen Felder der steppenähnlichen garrigue zu einem fruchtbaren Garten umgestalten. Damit steigerte sich der Anbau von Gemüse und Obst, wie zum Beispiel Trauben, Kirschen und Erdbeeren, das auf dem Markt vor der Saison verkauft wurde.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Musikfest: Im Juli und August veranstaltet Carpentras ein Musikfest, das insbesondere dem Komponisten Jacques Offenbach gewidmet ist.
  • Carpentras war bereits mehrfach Ziel einer Etappe des internationalen Radrennens Tour de France.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Kommune

  • Carpentras (auch als Elzéar Genet bekannt) (um 1470-1548), französischer Renaissance-Komponist
  • Alexis-Vincent-Charles Berbiguier de Terre-Neuve du Thym (1765-1851), französischer Autor und Dämonologe
  • Édouard Daladier (1884-1970), französischer Politiker und französischer Premierminister zu Beginn des Zweiten Weltkriegs
  • Christophe Maé (* 1975), französischer Sänger und Schauspieler
  • Jean Ragnotti (* 1945), französischer Rallye- und Rennfahrer

Weblinks

 Commons: Carpentras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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